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Hallo Ihr alle,
endlich konnte ich mir im letzten Jahr eine Geigenbauer-Geige zulegen, und ich bin total glücklich darüber.
Wie ich früher einmal schrieb, bin ich ja Erwachsenen-Anfänger (seit 11 Jahren spiele ich ja erst). Zuerst hatt ich ein China-Produkt, was ich bei einem Musikalienhändler in Köln gekauft hatte ("Sandner" - 330 Euronen komplett). Ich war mit Ihr sehr zufrieden. Viele in meinem Orchester wie auch die Geigenlehrerin waren über den Klang erstaunt und hätten die Geige immer im Bereich 1k eingeordnet. Das allgemeine Billige-Instrumente-aus-China-Bashing kann ich nach meiner Erfahrung nicht leiden; es kommt viel auf die Benutzung an. Nach 3 Jahren hatte ich mir bei der örtlichen Geigenbauerin einen vergleichsweise besseren Bogen zugelegt (250 Euronen - fast soviel wie das Komplett-Paket). Spielerisch war das schon ein großer Fortschritt.
Irgendwann hatte ich aber dennoch das Gefühl (bei Orchestermusik und auch Quartetten), dass ich einmal im Leben eine "richtige" Geige kaufen müsste. Als Plan hatte ich "wenn die Kids aus dem gröbsten raus sind", so mit Anfang 60 oder so. Nun hatte ich im beruflichen Umfeld doch einige Kollegen noch weit vor dem Rentenalter dahinscheiden sehen, dass ich das Gefühl hatte, nicht länger warten zu können. Man wird ja schließlich auch nicht jünger - und was ist, wenn ich sie endlich hätte und dann nicht mehr spielen könnte ...
Meine Familie hat das akzeptiert und mich unterstützt (Danke!), und so gab es im letzten Jahr einen runden Geburtstag und eine neue Geige. Nach einem Jahr Suchen entschied ich mich für eine Neu-Geige (weil ich sie selbst einspielen möchte). Bei der Suche wurde mir schnell klar, dass die ursprünglich angestrebten 3k nicht ausreichen. Und ich habe auch festgestellt, dass es sehr teure Geigen gibt, die überhaupt nicht gehen.
Schließlich ist es eine E.H. Roth Nr. 61 geworden. Es macht soviel Spass, darauf zu spielen. Ich hätte das nicht für möglich gehalten, weil mir nicht klar war, was eine bessere Geige wirklich macht.
Nach meiner Gefühlsduselei (die Ihr hoffentlich aushalten konntet) nun die Frage:
Ich möchte die Geige immer gut in Schuss halten!
Gibt es bestimmte Wartungsempfehlungen? Einmal im Jahr zum Geigenbauer? Alle 2 Jahre? Muss es der Originalbauer sein? Dann müsste ich jedes mal 800 km fahren. Kann ich auch die örtliche nehmen? Kann die soetwas? Was ist bei Lack-Arbeiten? Kennt jeder Geigenbauer den Lack? Wie ist Eure Meinung dazu?
Viele Grüße und ein schönes Osterfest.
PS: Wie es das Schicksal so will, muss wohl der nächste Schritt zwangsläufig folgen: ein adäquater Bogen darf nicht mehr allzulange fehlen ;-) .
PSPS: Übrigens habe ich jetzt den ersten Winter mit ihr hinter mir und gesehen, dass sie sehr empfindlich auf Luftfeuchtigkeit unter 40% ist. Das habe ich bei meiner alten Geige überhaupt nicht gemerkt.
Hallo, ich weiß nicht, wo Sie herkommen, aber ich würde Ihnen gerne helfen. Meine Werkstatt befindet sich in Bonn. Viele Grüße, W.
Erstmal herzlichen Glückwunsch zu Deiner neuen Liebe! Ja, es ist wirklich toll was eine "bessere" Geige so mit einem macht... Und ich denke gerade wir Amateur-Spätstarter, die das Privileg haben Musik ausschließlich aus Lust an der Freude machen zu dürfen und sich den ganzen Spaß selber finanzieren, müssen ja nicht so auf die Rentabilität achten. Und andere kaufen sich ein schickes Auto oder ein Motorrad. Aber eine gute Geige bleibt eine gute Geige - auch in hundert Jahren noch. Die Beobachtung mit der Luftfeuchtigkeit habe ich auch gemacht. Ich weiß nicht ob das ab einer bestimmten Qualität unbedingt so sein muß, aber bei den paar "guten" die ich seinerzeit leihweise zur Ansicht länger zu Hause hatte war das so. Die nette "Schülergeige" davor hatte das nicht, und auch das Rudel an Bratschen das derzeit bei mir auf Besuch ist zeigt auch in den höheren Qualitätsstufen keine übermäßigen Empfindlichkeiten. Ich bin mir sicher Stehgeiger könnte uns das jetzt erklären, irgendwas mit Spannungsverhältnissen und wie sich das auf Schwingungen bzw. deren Dämpfung auswirkt. Nun, vielleicht kreuzt er ja noch auf... Was die Wartung einschließlich kleiner Lackretouchen und Polieren angeht, das gehört zum Kerngeschäft jedes Geigenbauers. In meiner Stadt wurde ich dafür zu allen vieren gehen, für etwas gröberes nur zu einem bestimmten.
@ vladalex60 - Bonn und Ahrensburg sind zwar ein Stückchen auseinander, besonders höflich finde ich es aber nicht Herrn Adams Institution hier zum Kundenfang zu gebrauchen (siehe auch den Thread "Viola Wert"). Sympathischer wäre es, sich zu Ihrer Person und Funktion (Geigenbauer? Händler? Dealer? Was auch immer) zu deklarieren (z. B. in der Vorstellungsrunde) und dann durch kompetente und konstruktive Beiträge aufzufallen. Die Leute die das gut finden, finden dann schon den Weg zu Ihnen. Übrigens, ICH such derzeit tatsächlich eine Bratsche. Aber besonders neugierig mich bei Ihnen zu melden bin ich auf Ihre Posts hinauf nicht - Sie tun sich also auch selber keinen guten Dienst...
Hallo,
eine Geige muss nicht in bestimmten Zeiträumen zu einem Geigenbauer.
Einige Wartungsarbeiten, wie z.B. neue Saiten aufziehen, dabei die Berührungsstellen am Steg und Obersattel mit einem Bleistift bestreichen, Wirbel mit Wirbelseife gängig machen, sollte jeder ambitionierte Geigenspieler können. Das die Geige nach dem Spielen vom Kolophonium gereinigt wird (mit einem weichen Tuch) und die Geige im Geigenkofer in einer stabilen Umgebung (ohne große Temperatur- und Feuchteschwankungen, Feuchte bei ca. 50%) aufbewahrt wird, sollte selbstverständlich sein. Wnn man dann noch darauf achtet, dass der Steg immer schön mit der dem Saitenhalter zugewandten Seite senkrecht zur Decke steht und auch zu den F-Lochkerben ausgerichtet ist, dann sollte eigenlich einige Jahre kein Gang zum Geigenbauer nötig sein. Auf den Steg sollte man immer mal wieder schauen, ob sich da was verändert. Er sich z.B. verformt. Weil dann kann er brechen. Wenn man seiner Geige ein bisschen Aufmerksamkeit schenkt, dann hat man lange Freude daran.
Ich wünsche dir viel Freude mit deiner neuen Geige.
Ernst Heinrich Roth ist eine seit mittlerweile 116 Jahren bestehende Geigenbau-Manufaktur, die ihre Instrumente weltweit vertreibt und dabei ist, vom einem Enkel auf einen Urenkel des Gründers überzugehen. Die sind, glaube ich, gar nicht darauf eingerichtet, dass Leute zu ihnen kommen, um Geigen warten zu lassen. Insofern ist der Geigenbauer vor Ort ohnehin der angemessenere Ansprechpartner.
Geigenbauer ist ein Ausbildungsberuf, das heißt: Wer die Ausbildung nicht gemacht hat, darf sich nicht so nennen, deshalb kann man sich im Allgemeinen darauf verlassen, dass Geigenbauer, die Wartungsarbeiten anbieten, das auch können. So häufig fallen die Sachen, die man nicht selber machen kann und derentwegen man zu einem Geigenbauer muss, eigentlich gar nicht an. Das häufigste dürfte das Neubehaaren des Bogens sein. Und wenn ich deshalb schon mal da bin, lasse ich den Geigenbauer auch mal übers Instrument schauen; aber mehr als Hinweise à la "Die Saiten haben sich etwas in den Steg gegraben, wenn die Kerben tiefer werden muss da ein neuer her" (den hat die Geige inzwischen) oder "Mittelfristig werden Sie das Griffbrett abziehen lassen müssen" (das steht noch aus), ist da bisher nicht gekommen.
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