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Hallo Steicherkollegen,
wem mein Beitrag zu lang ist, der kann direkt in den letzten Absatz springen. Da steht meine eigentlich Frage.
Vor ca. 3 Monaten habe ich mir eine 50 € Geige gekauft, um meine 6 Jährige Tochter beim Üben zu unterstützen. Ich spiele seit 30 Jahren (mäßig gut) Posaune und Gitarre.
Die Geige macht mir jedoch so viel Spaß, dass ich autodidaktisch schon viel gelernt habe. Manchmal frage ich auch die Lehrerin meiner Tochter nach ein paar Tips, damit sich keine starken Fehler bei mir einschleichen. Ich habe vor noch ein paar Jahre an meinem Geigenspiel zu Arbeiten. Aber es wird wohl über ein nettes Hobby nie hinausgehen.
Die 50 € Geige scheint mir aber jetzt nicht mehr gut genug. Ich habe hier ja schon verschiedenes gelesen, wie ich an eine neue Geige kommen könnte. Leihen kommt für mich allerdings nicht in Frage (ich besitze gerne, was ich nutze).
Die halbe Geige meiner Tochter habe ich für 150 € online gekauft. Sie ist um ein vielfaches besser als meine 50 € Geige.
Auf meiner Arbeit sehe ich täglich wie gut und günstig asiatische Produkte sein können, wenn die Fertigung Lohnintensiv ist, und alles läuft, wie es sich der deutsche Importeur wünscht. Daher könnte ich mir vorstellen, dass eine in Asien gefertigte Geige zwischen 200 - 400 € bestimmt recht gut sein kann. Die Bewertungen beim Onlinehändler scheinen das zu bestätigen. Aber da bewerten hauptsächlich Geiger wie ich, die ja auch nicht viel Ahnung haben. Beim freundlichen Geigenbauer um die Ecke kann ich schlecht fragen, da er solche Geigen ja nicht vertreibt. Hier im Forum habe ich auch nichts gefunden, wo Geigen unter 800 € vom Onlinehändler (die dann ja wahrscheinlich aus Asien kommen) mit Instrumenten vom lokalen Geigenbauer verglichen werden.
(Gebrauchtgeigen kämen auch in Frage, aber davon habe ich ja noch weniger Ahnung.)
Ich würde mir gerne jetzt eine Geige kaufen, die ich am Liebsten für Immer behalten kann.
Wie ist das Verhältnis wenn man mehr Geld anlegt? Ist der Übergang fließend, oder gibt es einen Bruch? Asiatische Schülergeigen hören ja bei ca. 400 € auf. Mein Eindruck ist, dass es dann erst ab 1000 € wieder weiter geht. Was "kann" eine 1000 € oder 2000 € Geige, was eine 400 € Geige nicht kann?
grüße
sackman
Ich habe kürzlich ein Instrument bis 15 000 gesuchtc und dabei auch Instrumente in der Hand gehabt, die nur geringfügig besser als meine 2000€ Schülergeige waren. Letztendlich kann man keine Geige, auch keine Fabrikgeige, nach Katalog gut kaufen.
Schwer wird es natürlich, wenn man sich nicht allzu gut auskennt.
Ein Freund hat einmal einem Straßenmusikanten eine Böhmenfiddel für 100Mark abgekauft, das war ein recht gut spielbares Instrument. Am meisten Glück könnte man auf dem Kleinanzeigenmarkt haben. Gerade die alten Böhmen werden einem hinzerhergeschmissen, da ist mitunter was brauchbares dabei. Die Lehrerin hilft bestimmt auch gerne bei der Beurteilung.
Zu Asiageigen kann ich nur sagen, dass das Thema äußerst kontrovers diskutiert wird. Ich habe auch schon einmal eine erstklassige Chinageige in der Hand gehalten, mit der man auch ein Violinkonzert hätte spielen können, aber auch viel Schrott wo nicht einmal die Basics gestimmt haben.
Man muss allerdings wirklich sehen, alleine die Peripherie (Steg, Saitenhalter, Saiten, Stimmstock ordentlich positionieren, ordentliche Wirbel) kommen bei uns gerne auf 300€, ohne dass auch nur ein Teil der Geige gebaut wurde. Das wäre also das, wo man in der Regel schnell viel Verbesserung erreichen kann. Dazu eine alte Markneukirchner oder Böhmengeige gebraucht (unbedingt mit echtem Bassbalken) wäre vermutlich das günstigste um gut wegzukommen.
Eigentlich hat code im wesentlichen alles gesagt. Nur noch soviel, wenn Du unabhängig von Deinem Kenntnisstand nach einer "Geige fürs Leben" suchst, brauchst Du viel Geduld und jede kompetente Unterstützung die Du kriegen kannst. Eine Bestellung übers Internet ist da m.E.nicht der richtige Weg. Und - ich kann's nicht lassen und muß es immer wieder loswerden - Du solltest auch den Werterhalt im Auge behalten, der bei Industriegeigen aus Niedriglohnländern auch in den höheren Preiskategorien schlicht nicht gegeben ist. Selbst asiatische "Meistergeigen" (mit Ausnahme ganz weniger ausgewählter Meister) gehennim Wiederverkauf nicht weg wie geschnitten Brot, egal wie gut das Preis-Leistungsverhältnis sein mag - habe da selbst keine Erfahrung und damit auch keine Meinung. (Und es gibt und gab auch immer auch bei uns nicht nur gute, sondern auch genug mittelmäßige Geigenbauer, wie ich zuletzt beim Bratschenstöbern am eigenen Leib erfahren konnte...)
Was jedenfalls nicht passieren sollte: eine Geige um 300 €, egal ob Internet oder Flohmarkt, der Du dann nochmals um das gleiche Geld oder mehr einen neuen Steg, Stimme und Saiten verordnen kannst und die Wirbel neu anpassen lassen mußt. Und dann ist womöglich noch ein hässlich unansehnlicher dicker Spirituslack aus der Airbrushpistole mit der Haptik von PVC drauf... Dann vielleicht doch lieber ein braves gut eingerichtetes Schülerinstrument um nahezu das gleiche Geld vom freundlichen Geigenbauer, der das Ding dann später ggf. im Falle eines Upgrades wieder zum Vollpreis in Zahlung nimmt.
Falls Du da nicht fündig wirst, kannst Du es auch mal bei einem der spezialisierten Händler versuchen. Für Leute die nicht viel herumkommen ist z.B. der Versandservice von Corilon Violins recht bequem, übrigens auch mit der Möglichkeit der späteren Inzahlungnahme. Da gibt es auch immer wieder mal recht hübsche und wohlklingende Instrumente für unter 3k, und sogar unter 1k, wobei sich hier schon recht deutlich die Spreu vom Weizen trennt...
Der Witz mit der vermeintlich preiswerten und vielleicht gar nicht so schlechten €400-Chinageige ist letztlich der, daß wenn doch einmal etwas besseres gewünscht wird oder die Geige an den Nagel gehängt wird (soll ja auch schon mal vorgekommen sein, zumindest existieren Gerüchte über derartige Vorfälle), bleibst Du leicht darauf sitzen und mußt zum Okkasionspreis verschleudern.
Eine andere Überlegung wäre, falls Deine Tochter motiviert ist und Du mit ihrer Geige ja eigentlich glücklich bist - dann könntest Du ja erstmal ihre übernehmen und die Tochter dafür dem Geigenbauer anvertrauen. Das schlimmste was passieren könnte wäre daß sie irgendwann aufhört und dann eben Du selber mit einem besseren Instrument dastehst...? Wenn Du Dir nicht sicher bist - es ist durchaus üblich daß man eine Geige (/Cello/Bratsche)als potentieller Käufer auch mal für ein bis zwei Wochen mit nach Hause nehmen kann. Dann könntest Du erstmal ausprobieren inwieweit das für Dich einen Unterschied macht.
Oh. Deine Tochter ist 6. Dann vergiß den ersten Teil des letzten Absatzes, mit einer halben Geige wirst Du wohl doch wenig Freude haben...
Nachdem ich nun schon wieder mal gelabert habe, bekommst Du wenigstens eine klare, wenn auch hochsubjektive Antwort auf Deine eigentliche Frage.
Im deutschsprachigen Teil der Welt bekommst Du ordentliche, spielbare, aber klanglich meist nicht besonders spektakuläre Instrumente (alt oder neu) um € 800-1500. Um bis um die € 3k kann tatsächlich schon mal was recht hübsches die Straße entlangkommen, in dieser Kategorie kauft man z.B. ein vernünftiges Schülerinstrument das auch schon mal für die ersten kleinen Schülerkonzerte reichen wird, je nach Fortschritt jedenfalls bedenkenlos zumindest für die ersten Jahre, für viele "für immer". (In den meisten Amateurorchestern findet man auch noch genügend Instrumente in dieser Kategorie.) Jedenfalls ist es nicht zwingend erforderlich mehr Geld in die Hand zu nehmen, wenn selbiges nicht in beliebeiger Menge vorhanden ist.
Wirklich schöne Instrumente - nach wie vor ohne Stammbaumgebühr - laufen dann je nach Qualität und individuellem Geschmack gerne mal bis in die € 8-10k Region auf, wobei man gelegentlich schon um 4-5k ein Schnäppchen machen kann, um das so mancher Orchestermusiker froh wäre. Hauptsächlich deutsche und französische Manufakturinstrumente und Meisterinstrumente weniger im Gedächtnis gebliebener Geigenbauer. Wenn Du Dich z.B. eben bei Corilon durch die Liste scrollst, bekommst Du einen Eindruck. (Die Werro mochte ich persönlich ganz gern... Die große Liebe habe ich dann aber doch woanders gefunden.) Wer aus dieser Kategorie eine neue Geige will, findet u.U. schon ordentliche deutsche Werkstattinstrumente, oder aber gelegentlich gibt es auch Geigenbaumeister die bis zu einem gewissen Grad in Serie produzieren und damit den Preis erschwinglich halten können. Hagen Weise aus Möhrendorf bei Bubenreuth ist so ein Fall, was der für "gerade einmal" 4,5k auf den Markt bringt ist hochrespektabel und das Geld wirklich mehr als wert. Und er ist nicht der einzige.
Spätestens ab 10k findest Du
- "professionelle" Instrumente mit teils auch "solistischen" Qualitäten, die das Geld jedenfalls wert sind
- ältere und antike mittelmäßige Geigen mit sattem Stammbaumaufschlag, wovon offenbar auch code759 ein Liedchen zwitschern kann, oder gute Instrumente mit 200% Norditalienaufschlag
- Neubau-Meisterinstrumente (je nach Qualität und Renommee des Geigenbauers von ca. 10-30k)
Und weiter denken wir mal nicht, oder...?
Was man als Anfänger bzw. gering Fortgeschrittener noch bedenken (und vorneweg ausprobieren) sollte: eine "gute" Geige ist gerne wie ein Rennpferd. Ein leicht ansprechendes, resonantes Instrument verzeiht um Dimensionen weniger und verlangt nach einer ordentlichen Bogentechnik. Wenn man die noch nicht hat, ist zur anfänglichen Frustrationsvermeidung oft ein "einfacheres" Instrument sinnvoller, es sei denn man ist entsprechend schmerzbefreit - und ja, in diesem Fall weiß ich wirklich wovon ich spreche...!
Andere Sichtweisen sind jederzeit willkommen!
Danke für eure Einschätzungen.
Der Hinweis, dass gute Perepherie alleine 300 € kostet hat mir ja schon mal eine Idee davon gegeben, was sich bei Geigenneupreisen zwischen 100 - 500 € verändert. Ich verstehe es so, dass mit jedem Euro mehr ein technisch deutlicher Qualitätsgewinn einher geht. Wie eine Geige mit schlechtester Technik aussieht, sehe ich ja bei meier 50 € Geige. (Ständiges Nachstimmen an schlecht sitzenden Wirbeln und jede Saite kling wie ein anderes Instrument.)
Es scheint mir jedoch auch, dass wenn man über die 500 € Schwelle geht, man gerne seine Klangvorstellung verwirklicht haben möchte. Die habe ich ja noch gar nicht. Eine Geige über 500 € nach 3 Monaten zu kaufen scheint mir daher auch nicht der richtige Weg.
Ich werde mir also eine (vermutlich asiatische) Geige zwischen 250 - 450 € kaufen. Wenn ich dann mal eine eigene Klangvorstellung habe, und meine diese Geige ist nicht mehr gut genug, würde ich mich dann noch mal auf die Suche nach einer "richtig guten" Geige machen. (Vielleicht ja dort, von wo links auf der Forumsseite immer so schöne Bildchen gezeigt werden.)
Das meine alte Geige dann nur noch ein paar Euro Wert hat, nehme ich in Kauf.
Ich wohne fürs Probespiele recht ungünstig und werde daher die 250-450€ Geige wohl online bei Thomann oder dem Violinproject bestellen. Es gibt ja genug Beiträge hier im Forum wo sowohl der eine als auch der andere Händler gelobt wird, oder eben auch nicht. Es ist wohl eine Glaubensfrage und Glückssache.
Falls es hilft, hier noch eine anekdotische Erfahrung von mir:
Ich habe mit einem recht billigen Instrument angefangen (ca. 300 Euro, Chinageige), um mehr oder weniger die Grundlagen zu üben und bin dann irgendwann auf eine romänische 900 Euro-Geige umgestiegen. Der Unterschied war in meinem Fall schon gigantisch. Sowohl bezüglich des Klangs, aber auch besonders hinsichtlich der Spielbarkeit lagen meines Empfindens nach Welten dazwischen. Plötzlich war das Spiel nicht mehr nur Arbeit sondern (trotz meines Anfangsniveaus) schon viel mehr Spiel (weil sich die Saiten leichter bedienen ließen und das Stimmen einfacher ging usw.). Es hat sicherlich nicht geholfen, dass ich die alte Chinageige nie hab "warten" - d.h. den Holzsteg im Klangkörper richten - lassen (solltest du also unbedingt zwischendurch machen). Allerdings habe ich bei meiner Kaufaktion dennoch auch 400 Euro - Chinageigen ausprobiert. Die waren zwar einfacher zu spielen als meine alte, der Unterschied zu meiner 900 Euro Geige war aber dennoch bei allen Modellen bezüglich physischer Spielbarkeit und Klang merklich.
Nun ist das natürlich a) nur eine Anekdote - wie meine Vorredner/innen gesagt haben, kann man auch unter Billiggeigen Glücksgriffe mit sensationellen Eigenschaften haben und unter höherwertigen Modellen eher weniger zufriedenstellende Instrumente. Ich bin nun auch bei Leibe nicht mit Expertise gesegnet, aber bei meiner persönlichen Suche nach einer Geige hatte ich bei den billigeren Geigen konsistent den Eindruck, dass die teureren Modelle ihnen überlegen sind (und teuer heißt "nur" 900 Euro - höher habe ich mich gar nicht orientiert). Darüber hinaus scheine ich b) ein wirklich gutes Schnäppchen ergattert zu haben, da ich Instrumente meiner Preisklasse (also zwischen 400 und 1000 Euro für ein neues Instrument) eher selten gesehen habe (mein Geigenbauer sagte, er habe einen Vertrag mit besagter romänischer Geigenmanufaktur; ich weiß aber nicht, wie häufig dies bei anderen Geigenbauern auftritt). Ich weiß daher nicht, ob es sich hier um ein Instrument handelt, was normalerweise 1000+ Euro kosten würde und der Geigenbauer irgendwie an Vergünstigungen gekommen ist, die sich im Preis niederschlagen oder ob 900 Euro auch den tatsächlich zu bemessene Wert der Geige darstellt.
Für den Anfang würde ich dir also auf jeden Fall eine günstige Geige empfehlen, kann aber auch aus eigener Erfahrung sagen, dass evt. die Möglichkeit besteht, dass gerade die günstige Werksqualität den Spielspaß unter Umständen etwas beeinträchtigen bzw. das Spielhandwerk etwas erschweren könnte.
Oh, achso, und noch ein anderer Tipp: Bogen und Saiten spielen wohl auch eine wichtige Rolle. So kannst du, zumindest laut Angaben meines Geigenbauers, dein Instrument noch recht großzügig verbessern, wenn du es mit einem entsprechend guten Bogen und guten Saiten verbindest. Aber das würde ich auch wieder empfehlen, wenn du dir dann ein "festes" Instrument zugelegt hast.
Ich hoffe, ich konnte noch ein paar nützliche Dinge zur Antwort auf deine Frage beisteuern und viel Erfolg beim Geige-Finden!
Der Bogen ist ein rießen Thema und auch schnell teuer. Man kann da wirklich klangliche Unterschiede haben. Aber der beste Bogen für Geige a ist nicht unbedingt der beste für Geige b.
2000€ ist so die Einstiegspreisklasse eines Meisterbogens außerhalb großer Betriebe wie Dörfler etc, also etwa der 10 000€ Geigenklasse zuzuordnen, falls das als Orientierung hilft.
Aber auch ein billiger Bogen kann durch gute Haare für die Zeit des reinen Legatos sehr passabel gemacht werden. Wird die Bogentechnik aufwendig muss der Bogen allerdings viele zusätzliche Dinge gut können und dann wird die Wahl fast schwerer als bei der Geige.
Vielen Dank für die Infos, v.a. bezüglich der Bögen. Das ist gut zu wissen!
Interessante Diskussion. Mir ist aus Nuuskas Beitrag das hier aufgefallen:
"Was man als Anfänger bzw. gering Fortgeschrittener noch bedenken (und vorneweg ausprobieren) sollte: eine "gute" Geige ist gerne wie ein Rennpferd. Ein leicht ansprechendes, resonantes Instrument verzeiht um Dimensionen weniger und verlangt nach einer ordentlichen Bogentechnik. Wenn man die noch nicht hat, ist zur anfänglichen Frustrationsvermeidung oft ein "einfacheres" Instrument sinnvoller, es sei denn man ist entsprechend schmerzbefreit - und ja, in diesem Fall weiß ich wirklich wovon ich spreche...! "
Ich würde ganz im Gegenteil auch bei einem Anfängerinstrument sehr darauf achten, dass es leicht anspricht und möglichst resonant ist (auch wenn das dann ein paar Euro mehr kostet). Ich weiß, wie vergleichsweise mühsam es ist, einem schwer ansprechenden Instrument anständige Töne zu entlocken. Am Anfang, wenn man ohnehin noch zu "fest" unterwegs ist, kann das Verspannungen rechts und links noch verstärken, man müht sich ab mit zu viel Druck, die Verkrampfung nimmt zu, der Lernerfolg ist erschwert, das kann echt frustrieren. Das selbe bei der Intonation: Ein resonantes Instrument gibt mir sofortige Rückmeldung über meine Intonation und gerade als Anfänger profitiert man davon doch sehr.
Aber gerade bei den solistischen Instrumenten kehrt sich das irgendwann auch wieder etwas um, wenn wirklich jedes Bogengeräusch übertragen wird, ist man auch schnell überfordert. Diese oben mit Rennpferden verglichenen Geigen sind tasächlich für die meisten Laien eher überfordernd als hilfreich, nicht nur für absolute Anfänger. Die meisten Meistergeigen würde ich jedoch bedenkenlos jedem Anfänger empfehlen.
@code: Ganz meiner Meinung. Die "Rennpferde", das ist ein eher kleiner Prozentsatz unter den Geigen, mit dem ein normaler Spieler zunächst nicht in Berührung kommen wird, die kann man ausklammern. So wie man kaum in die Verlegenheit kommt, mit einem Ferrari das Fahren zu lernen. Aber es darf für den Fahranfänger wie für den langjährigen Autofahrer schon ein gutes bis sehr gutes Fahrzeug sein, und eines, wo ich gegen die Tür treten muss, damit sie aufgeht, und das alle paar Meter absäuft, taugt einfach nichts. Ich habe als etwas fortgeschrittenerer Spieler mal auf einer wirklich schlecht ansprechenden Geige gespielt, das ist einfach nur frustrierend. Je besser die Geige, desto besser das Lernen, desto größer der Spielspaß undsoweiter. Und ich finde auch nicht, dass man sich für eine Meistergeige erst "die Sporen verdienen" muss, sondern es ist letztlich nur eine Frage des Geldes, das man ausgeben kann und will.
Im Falle von sackman würde ich noch www.arc-verona.de empfehlen: die besseren Schülersets von denen sind sehr ordentliche, gut eingerichtete Instrumente. Chinageigen ab 400 können schon auch echt ok sein, aber da muss mit hoher Wahrscheinlichkeit der Geigenbauer nochmal ran.
Nun, vielleicht habe ich mich mich auch etwas mißverständlich ausgedrückt. Gerade ich bin nicht der Meinung, für's erste würde schon mal eine Zigarrenkiste ausreichen. Ich bin eher der, der üblicherweise ausgeschimpft oder mitleidig belächelt wird, weil ich grundsätzlich für die höherpreisige Einstiegsvariante plädiere, und für eher früheres upgrade anstatt zu warten bis man mit sich mit dem vorhandenen Material totläuft.
Meine jetzige Geige liebe ich über alles. Ich habe sie aus einem regelrechten Heuhaufen von Instrumenten zwischen 4,5-20k herausgezogen, und obwohl sie weitaus nicht die teuerste war (optische Mängel erschweren einen Verkauf offenbar erheblich) geht sie ab wie Schmidts Katze. Obwohl ich nicht besonders fortgeschritten bin, motiviert mich das als duldsamen Erwachsenen, besonders viel Arbeit in Technik (v.a. Bogentechnik) zu investieren. Trotzdem bin ich froh, auf einer von meinem GB relativ aufwändig nachgearbeiteten bzw. eingestellten R.Paesold PA802E (neuer Steg, Stimmstock und was weiß ich) um letztlich €1350,- angefangen zu haben. Wenn ich mit meiner jetzigen Geige angefangen hätte - ich glaube ich wäre nicht mehr dabei. Und mein 11jähriger Sohn, inzwischen auch schon ein erfahrener Schüler, greift meine Geige nicht mal mit dem Besenstiel an, der ist mit seiner Bubenreuther 2k Manufakturgeige glücklich und würde nicht tauschen wollen, obwohl ihm die 450% Preisdifferenz völlig klar sind. Nur meinen Bogen hat er mir gemopst, und ich bin wieder mal auf der Suche...
Von den Geigen die ich bisher kennengelernt habe, hätte ich keine unter der Paesold haben wollen. Und wirklich anfangen tut der Spaß irgendwo zwischen 2 und 5 k, wenn man mich fragt.
Wenn die Geige mal einigermaßen stimmt, denke ich ein ordentlicher Bogen ist zum Lernen noch wesentlich ausschlaggebender als eine noch bessere Geige. Mit ausnahme eines richtig billigen Carbonbogens habe ich unter € 500 bislang noch nichts gefunden was (zumindest mir Ungeschick in Person, mein Lehrer macht aus so ziemlich allem was) wesentlich mehr als lahmes Legato unbeschwerlich möglich macht. Ich habe zwar um € 250 einen € 70-Kellerfund vom Flohmarkt aufarbeiten lassen, macht zusammen € 320, aber auch mein Freund und GB (der gewohnt ist auch Bögen im fünfstelligen Bereich zu reparieren und damit zu handeln) ist der Meinung das Risko hätte sich gelohnt. Er würde ihn auf €800-1350 taxieren, je nachdem was noch über seine Herkunft herauszufinden wäre.
Eine übliche Faustregel empfiehlt, etwa 30-50% des Wertes der Geige in den Bogen zu investieren. Würde also ca. 2k ausmachen für eine ordentliche Manufakturgeige nebst Bogen.
Gemessen am Wert meiner Geige bin ich noch nicht so weit, die große Liebe war noch nicht dabei, und bis dahin bin ich wirklich doch auch einmal an einem Punkt angekommen wo ich mir denke, jetzt erstmal üben, üben, üben...
Nuuska,
darf ich fragen, warum du auf deiner teureren Geige nicht gern angefangen hättest und warum auch dein Sohn bisher einen großen Bogen darum macht? Da ich mit hochwertigeren Geigen keine Erfahrung habe, kann ich nicht sonderlich gut herleiten, was so abschreckend wirkt. Ist es die noch höhere Unverzeihlichkeit von Fehlern, die kurz angesprochen wurde (z.B. dass man jeden Bogenstrich hört)? Wie intensiv ist das beim Spielen?
Sowas ist aber so häufig wie ein DTM Wagen auf dem Gebrauchtmarkt (um bei den Autovergleichen zu bleiben).
Wer das für 9000€ findet, Chapeau! Ich habe dafür wesentlich mehr gezahlt und kam immer noch sehr günstig weg!
Diese Diskussion ist recht akademisch. Das sind Vollblutsolistengeigen. Und selbst da machen das nicht alle.
Nun, ich hatte einfach großes Glück, denke ich. Zugegeben, es waren 10500€, aber trotzdem. Der Lohn für die "Überempfindlichkeit" ist eine unglaubliche Modulierbarkeit. Und sie macht sogar in den hohen Lagen auf der G-Saite eine gute Figur, eine Gegend die ich noch kaum brauche, aber gut zu wissen. Mit dem richtigen Bogen ist sie wohl gut genug für nahezu alles und jeden. Nicht nur meine bescheidene Meinung :-)
Ja, Morphy, genau wie code759 es beschrieben hat. Und sowas muß man halt mögen, oder eben nicht. Ich liebe es, auch wenn es sehr viel Arbeit bedeutet für einen Spieler mit meinen bescheidenen Fähigkeiten. Aber es motiviert mich ungemein, ich bin richtig süchtig geworden nach diesem Klang und der Präsenz und dem Endorphincocktail der in mir aufsteigt wenn's mal so richtig läuft. Aber das alles hat seinen Preis, denn es gibt natürlich wie so oft nicht nur die guten, sondern auch die schlechten Tage, und die leider viel zu häufigen Tage an denen ich unsensibler, zittriger, nervöser, unausgeglichener, weniger kontrolliert, schlechter aufgelegt oder einfach nur ein wenig unausgeschlafener bin sind umso schmerzlicher. Sogar die zeitliche Nähe zum letzten Espresso macht einen merklichen Unterschied... So besehen ist meine Geige für mich ein recht guter Stimmungsbarometer und Psychohygieneindikator geworden.
Als Themenstarter wollte ich für spätere Leser meine Erfahrung kurz schildern.
Ich habe jetzt für Rund 450 € ein Geigenset beim Violinprojekt gekauft.
- Die Qualität der "Anbauteile" ist deutlich besser als bei der 50 € Geige. Das würde auch ein Laie sofort merken.
- Die Geige sieht schöner aus, und der Koffer ist besser. Das bringt vielleicht nichts, aber es schadet natürlich auch nicht.
- Die Vorzüge des neuen Carbonbogens kann ich beim Spiel kaum erkennen. Die Lehrerin meiner Tochter erkannte das aber sofort. Sie meinte, dafür müsste man vielleicht besser spielen können. Außerdem ist die Lebenserwartung des Bogens höher, als die des schiefen Holzbogens aus dem 50€ Set.
- Der Klang ist deutlich besser. Man kann jetzt deutliche Resonanzen wahrnehmen. Auch als Anfänger soll/kann man ja an den Resonanzen die Intonation prüfen. Das war mir mit der 50€ Geige nicht möglich.
- Die (Tonika) Saiten auf der neuen Geige sind deutlich besser zu greifen als die alten Seiten der 50 € Geige.
Unterm Strich lohnt es für einen Anfänger meiner Meinung nach für eine Einstiegsgeige über 200 € auszugeben.
Mit meiner Geige werde ich jetzt wohl erst einmal eine lange Zeit klar kommen.
Es freut mich, wenn der Kauf erfolgreich war!
Ich habe mir soeben meine erste Geige online gekauft. 289 Euro kostet sie. Sollte sie mir nicht zusagen, kann ich sie innerhalb 30 Tage wieder zurück senden und bekomme mein Geld wieder. Insofern hat das Internet auch seine Vorteile.
Liebe Grüße
Ibuki
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