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?! Intonation auf einen Schlag !?!

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Lylle Profilseite von Lylle, 15.05.2016, 23:48:40
?! Intonation auf einen Schlag !?!

Hallo zusammen,

 

ich wollte mal eben "kurz" erzählen was mir gestern Abend passiert ist und ob es hier sonst noch jemanden so ergangen ist. Wer keinen Bock hat so viel zu lesen: einfach das fettgedruckte weiter unten lesen ;)

 

Kurz zu meiner Person: Ich bin 22 Jahre und habe vor lächerlichen 8 Wochen meine erste Geigenstunde gehabt und seitdem hatte ich 6 mal á 45 Minuten Unterricht. Davor hatte ich noch nie eine Geige in der Hand. Dafür habe ich mit 5 Jahre angefangen Hackbrett zu spielen (wer kennt's? ;) ) und mit 9 Gitarre (natürlich klassische) und hatte ca. 7 Jahre Unterricht. Nachdem der Unterricht beendet war (aus schul-und dann studiumtechnischen Gründen) habe ich mich im Gitarrenspiel leider deutlich verschlechtert (Hackbrett habe ich schon viel früher aufgehört und spiele nur noch sehr selten), da ich davor doch auf einem recht hohen Niveau war und jetzt kann ich nur noch staunen, wenn ich die paar Videos von vor 4 Jahren ankucke. Aber wenn man nicht mehr viel übt, vergisst man leider vieles. Meine Hackbrett- und erste Gitarrenlehrerin hat mir früher ständig geraten Musik zu studieren. Mir ist es immer sehr leicht gefallen, vorallem Gitarre hat meine Begeisterung und meinen Ergeiz geweckt und da ich manchmal 5-6 Stunden täglichen geübt habe (natürlich nur in den Ferien) war ich auch dementsprechend gut.

 

Ein Hauptgrund, warum ich mit dem Geigenunterricht angefangen habe, war meine Begeisterung für Tchaikovsky's Violin Concerto in D-major mit Julia Fischer. Hier ein Link (obwohl es bestimmt eh jeder kennt ;) ): https://www.youtube.com/watch?v=ovFPKu00cCc

 

Und nun zu gestern Abend:

Da übe ich also 2 neu aufgegebene Stücke, die ich schon recht gut kann und meine Geigenlehrerin hat mich letzte Stunde gefragt was ich denn gerne spielen möchte, weil mich die Kinderlieder etwas genervt haben. In dieser Unterrichtsstunde hatte sie mir auch gesagt, dass ich ein sehr gutes Gehör habe und nicht so selbstkritisch sein soll, da ich manchmal die Augenbrauen zusammenziehe, wenn ich ein Stück spiele und böse auf meine Finger kucke :D , weil ich immer das Gefühl habe, dass noch ein Quäntchen fehlt, damit der Ton wirklich stimmt, aber ich noch nie einen richtig richtig vollen Ton rausbekommen hatte. (Deshalb war ich auch die letzten 2 Wochen etwas genervt vom Geigenspiel, irgendwas passte einfach nicht) Meine Geigenlehrerin sagt aber, dass ich die Töne schon sehr gut treffe und wenn sie mich verbessert sind das nur Nuancen, aber hauptsächlich soll ich meinem eigenen Gehör vertrauen.

 

Da habe ich dann also nach neuen Stücken gesucht, aber nicht so wirklich gefunden was ich für mich spielbar halte und trotzdem schön ist (Vorschläge werden da auch gerne angenommen :) ). Da dachte ich mir, dann spiele ich hald ein paar Takte von Tchaikovsky's Violin Concerto. Ich habe mir auch ein paar einfach, schöne Takte rausgesucht, die ich auch recht schnell auswendig konnte. Meine Mitbewohner waren nicht da, was ich gut ausgenutz habe und den ganzen Abend über spielte ich jede Stunde mal so für 15 Minuten die 2 aufgegebenen Stücke plus die paar Takte von Tchaikovsky und habe dann wieder Pause gemacht. Irgendwann habe ich dann nochmal das Video von Julia Fischer angekuckt und da ist mir aufgefallen, dass sie einen Tick höher spielt.

 

Und jetzt kommt's:

Kurz darauf habe ich wieder zu Üben begonnen und als ich wieder das Tchaikovsky-Stück zu spielen beginne fängt mein ganzer Körper zu vibrieren an, der Bogen streicht sich wie selbst über die Saiten, es fühlt sich an wie über feste Luft zu streichen (klingt komisch, ich weiß) und die Töne hören sich auf einmal PERFEKT an!! Wenn ich ehrlich sein soll, sind mir auch kurz die Tränen gekomme :D Ich habe dann auch die anderen Stücke gespielt und es war der hammer! Jeden einzelnen Ton treffe ich zwar nicht, aber ich weiß jetzt auf einmal, wie sich ein voller Ton anhört.

Erst dachte ich wirklich, dass ich verrückt werde... Aber dann habe ich auf der d-Saite mit dem 4. Finger das a gespielt und habe gesehen, dass die leere a-Saite mitschwingt. Da bin ich dann davon ausgegangen, dass ich einfach die richtige Frequenz gefunden habe, aber das so plötzlich?! Ich finde das total abgefahren, das ist wie eine Erkenntnis oder Einsicht oder was auch immer...

 

Ich bin immer davon ausgegangen, dass man Intonantion eben durch Übung und Erfahrung verbessert, aber auf keinen Fall so schlagartig! Habe heute natürlich auch wieder sehr viel geübt und es wird immer leichter und besser. Mich gruselt das wirklich ein bisschen... ist das normal? Hat sonst jemand schon diese Erfahrung gemacht?

 

Würde mich sehr über eure Antworten freuen :)

 

Lieben Gruß und schöne Nacht euch

 

 

Stehgeiger Profilseite von Stehgeiger, 16.05.2016, 07:15:36

Hallo Lylle!

 

Den Zustand den Du erlebt hast nennt der Psychologe einen "Flow", siehe z.B.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Flow_(Psychologie)

 

So ein Zustand stellt sich dann ein, wenn man sich motiviert und konzentriert sehr erfolgreich mit einer Sache beschäftigt. Es ist ein sehr beglückender Zustand, der sich bei den passenden äußeren Randbedingungen wie Du sie in Deinem Beitrag beschreibst völlig unvorhersehbar einstellt.

Einen solchen Zustand hat schon jeder erlebt, wenn er es schaffte sich über einen längeren Zeitraum vollständig und erfolgreich auf eine Sache zu konzentrieren und dabei vollständig im Hier und Jetzt zu sein. Kleinen Kindern gelingt das beim Spielen oft mühelos. Im Buddhismus bezeichnet man diesen Zustand mit dem im Deutschen etwas hochtrabend klingenden Begriff "Erleuchtung".

Also keine Sorgen machen. Es ist alles im grünen Bereich.

 

Einen schönen Tag wünscht Dir

  der Stehgeiger

Geige Profilseite von Geige, 18.05.2016, 12:29:41

Link-Fehler korrigiert :)

Lylle Profilseite von Lylle, 16.05.2016, 14:23:16

Vielen Dank für deine hilfreiche Antwort!

 

Meine Inotation ist seit dem in meinen Ohren oft perfekt. Ich muss mich nur kurz einspielen und dann läuft das richtig gut, der Bogen fühlt sich jetzt eigentlich immer geschmeidig an.

Ich hoffe, das bleibt dann auch so und geht nicht wieder weg!

 

Hat auf diese Art sonst noch jemand sein Geigenspiel auf Dauer um gefühlte 100 % verbessert?

sofie Profilseite von sofie, 16.05.2016, 15:03:14
Hast du dein Spiel mal aufgenommen und dann die Aufnahme angehört? Klingt es dann immer noch perfekt?
Ich habe einen Geigenschüler, der wie du auch, vorher jahrelang Gitarre gespielt hat, er macht im Vergleich zu anderen erstaunliche Fortschritte. Bei ihm ist die Intonation sehr stark davon abhängig wie gut er sich selber zuhört... Seine Schwachstelle ist die Bogenführung.
Für mich stellt sich die Frage, ob sich die Intonation bei dir wirklich geändert hat, oder ob es nur so wirkt weil du dennoch besser "ziehst". Dazu kommt sicher das schon erwähnte Flow-Erlebnis.
Lylle Profilseite von Lylle, 16.05.2016, 15:43:36

Ich habe jetzt mal eine Aufnahme gemacht und finde, dass sich das Aufgenommene genauso oder sogar noch ein Tick besser anhört :)

sofie Profilseite von sofie, 17.05.2016, 08:35:19
Dann mach dir keine Gedanken darüber und freue dich stattdessen.
Nuuska Profilseite von Nuuska, 28.05.2016, 23:04:53

Liebe Lylle, herzlichen Glückwunsch! Da hast Du glaub ich die Obertöne entdeckt.  ;-)

Keine Sorge, bei mir war das genauso flott. Man trifft zwar trotzdem nicht immer, aber man merkt es wenigstens selber, wenn etwas fehlt...

Anima Profilseite von Anima, 12.06.2016, 14:27:51

Also ehrlich gesagt macht mich deine Schilderung etwas misstrauisch, das Tschaikowski Violinkonzert ist extrem virtuos und technisch anspruchsvoll, ich kann aktuell noch nicht einmal daran denken das zu spielen (und ich spiele schon seit ca. 10 Jahren). Natürlich ist der persönliche Fortschritt immer individuell, aber ich glaube kaum dass jemand auch wenn er noch so talentiert ist das nach gerade einmal zwei Monaten perfekt hinbekommt, erst recht nicht als Anfänger, musikalische Vorerfahrung hin oder her, deute das jetzt bitte nicht falsch ich sage das nicht aus Neid, sondern weil ich mir derartiges musikalisches Talent bisher noch nicht unter gekommen ist (selbst die YouTube-Wunderkinder sind fast immer Produkte von extrem diszipliniertem und zeitaufwändigem Üben). 

Ich kenne das von mir, dass ich wenn ich ein Stück über Aufnahmen lerne, dass die Aufnahme während ich spiele paralell zu den Noten in meinem Kopf abläuft und ich daher bisweilen den Eindruck habe etwas besser zu spielen als es dann tatsächlich ist. Ich nehme an das bei dir war etwas ähnliches. Mit soetwas muss man dann vorsichtig sein, weil man dann dazu neigt sein eigenes spielerisches Können zu überschätzen. Dann lieber zunächst einen Gang zurück schalten und sich selbst kritisch beurteilen. Die Zuhörer in einem Konzert werden es einem danken ;) . 

Wie gesagt, nimm das bitte nicht persönlich.

Bavarica Profilseite von Bavarica, 12.06.2016, 16:51:40

Ich denke, dass Du Lylles Worte etwas überinterpretierst. Sie schreibt ja nichts von "perfekt", auch nichts vom ganzen Konzert, sondern: "Da dachte ich mir, dann spiele ich hald ein paar Takte von Tchaikovsky's Violin Concerto. Ich habe mir auch ein paar einfach, schöne Takte rausgesucht, die ich auch recht schnell auswendig konnte."

 

Findet man. Die ersten sieben Takte der Solostimme im 1. Satz zum Beispiel - rein von den Noten her in der 1. Lage auch für einen Anfänger (gerade mit musikalischen Vorkenntnissen) kein Hexenwerk. Ja, und das klingt halt dann auch nach Anfänger, aber in seinem stillen Kämmerlein kann ja jeder machen, was ihm beliebt. Und höchstens Baron Münchausen würde daraus jetzt schlussfolgern, er habe Tschaikowskys Violinkonzert gespielt (und das hat Lylle ja nicht getan). Man wird in jedem der großen Werke leichte Stellen finden, die auch ein Anfänger irgendwie hinfingern kann. Das sagt aber rein gar nichts aus.

Bavarica Profilseite von Bavarica, 12.06.2016, 19:48:43

"Die ersten sieben Takte der Solostimme im 1. Satz zum Beispiel - rein von den Noten her in der 1. Lage auch für einen Anfänger (gerade mit musikalischen Vorkenntnissen) kein Hexenwerk."

 

Muss mich korrigieren, in dem Beispiel meinte ich nicht die Solostimme, sondern das Thema der 1. Violinen; aber auch in der Solostimme gibt es die ein oder andere leichter fingerbare Passage. Meine Grundaussage bleibt die Gleiche: Hat keinerlei Aussagekraft. In dem Post gings außerdem ja um Intonation.

Anima Profilseite von Anima, 13.06.2016, 00:30:01

Okay, wenn man es so betrachtet dann ergibt das Ganze Sinn.- Allerdings muss es doch auf Dauer extrem frustrierend sein das Stück nie richtig durchspielen zu können, und das dann über mehrere Jahre... Also ich würde mir für den Anfang etwas einfacheres suchen und dann nach und nach darauf aufbauen, wie schnell man das dann macht ist ja dann einem selbst überlassen, aber es gibt bestimmt einige gute Etüden für die technischen Finessen in dem Stück, die man sich zunächst einmal angucken könnte und dann langsam herangehen und wie gesagt, nebenher was einfacheres, sonst wird es nur frustrierend, ich rede da aus Erfahrung, ich habe mir vor ein paar Jahren mein aktuelles Stück schon einmal vorgenommen gehabt (Präludium und Allegro von Kreisler) und habe dann nach einigen Monaten aufgegeben, nachdem ich jetzt technisch langsam soweit bin, studiere ich das jetzt (2-3 Jahre später) endlich ein. Aber selbst jetzt nach viel Üben ist das Stück immer noch ziemlich anspruchsvoll für mich. 

Mein Traum für die Zukunft (in zehn bis zwanzig Jahren4 sind das Introduction and Rondo Capricioso von Saint Seans und die Paganini Capricen).

Lylle Profilseite von Lylle, 13.06.2016, 13:13:02

Wie Bavarica sehr gut erkannt hat, behaupte ich keineswegs perfekt zu spielen, aber ich weiß seitdem, wie sich ein perfekter Ton theorietisch anhört. Es ist sehr von meiner Tagesform abhängig, wie oft ich schöne Töne spiele.

 

Tchaikovskys Violinkonzert hat mir dabei sehr geholfen, weil ich kein Violinkonzert so oft gehört habe wie dieses und mir diese paar einfachen Takte (ich glaube es waren Takt 26-31) so vertraut waren, dass es mir recht leicht fiel, das gut nachzuspielen und dabei endlich die richtigen Töne zu treffen.

 

Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, niemals dieses Konzert in seiner Gänze spielen zu können und ich werde mich in den nächsten Jahren bestimmt nicht genauer mit diesem Stück beschäftigen. Ich bin sehr perfektionistisch und Technik ist mir sehr wichtig, weshalb ich mir auch eine Geigenlehrerin gesucht habe, bevor ich auch nur einen Geige in die Hand genommen habe aus Angst, mir irgendetwas falsch anzugewöhnen.

 

Ob ich mich selbst überschätze kann ich natürlich nicht sagen. ICh habe mich letzte Woche an 2 Tagen aufgenommen und manchmal klingt es schlechter, manchmal aber auch überraschend besser als ich wärhrend dem Spiel dachte. Oft ist es auch schwierig während dem Geigenspiel die Töne richtig zu hören, was entweder an der fehlenden Konzentration oder auch an der vermutlich qualitativ nicht besten Geigen- und Bogenausstattung liegt. Meine geliehene Geige ist mir etwas zu laut und manchmal kann ich die Klänge nicht richtig fixieren (ich weiß nicht, wie ich das besser ausdrücken soll). Vielleicht irre ich mich auch, aber ich werde demnächst auf jeden Fall mal einen Geigenbauer besuchen und mich richtig beraten lassen.

 

Wenn ich es schaffe, werde ich demnächst hier oder in Youtube ein Video hochladen, dann könnt ihr mir gerne eure Meinungen berichten :)

 

Liebe Grüße und schönen Tag euch

Lylle Profilseite von Lylle, 27.07.2016, 15:42:18

 

Hallihallo!

Ich habe für euch jetzt mal ein Video (ist aber eigentlich nur eine Tonaufnahme) für euch auf YouTube gestellt. Ich dachte mir, das bin euch nach solchen Behauptungen schuldig ;)

https://www.youtube.com/watch?v=cmd8qHDhEU8&feature=youtu.be

Das sind natürlich noch genügend schiefe Töne dabei und auch der Bogen ist nicht immer mein Freund, aber ich glaube, nach (ziemlich genau) 3 Monaten Geige-spielen erwartet keiner Perfektheit :)
Einfach eine kleine Kostprobe, könnt mir auch gern eure Meinungen mitteilen,

Liebe Grüße und schönen Tag euch allen,

Lylle

Nuuska Profilseite von Nuuska, 27.07.2016, 22:41:33
Hallo Lylle! Danke für die Ehrlichkeit. Und ich hatte schon befürchtet Du wärst so ein Genie oder was... ;-)

Nun aber Spaß beiseite. Schön daß Du so viel Freude an der Sache hast. Das ist die Hauptsache. Laß Dir das ja von niemandem schlechtreden, man hört, daß Du Gehör und Taktgefühl hast, also ist die wichtigste Grundlage schonmal da. Eine nicht ganz so virtuose Aufnahme zu veröffentlichen erfordert sehr viel mehr Mut als andersrum, also meinen Respekt hast Du Dir damit schon einmal verdient. (Mit voller Hose ist bekanntlich gut stinken...) Und sehr viel weiter bin ich nach 5 Monaten auch nicht. (Empfehle übrigens Rieding Op. 35, 1. und 2. Satz, das geht leicht von der Hand, ist schön und motivierend.) Einstweilen freue ich mich noch über die gelungenen Töne und nehme die anderen hin, mit der Zeit wird so die Freude immer mehr und die Frustration nimmt nicht überhand :-) Und, unter uns: den Mendelssohn oder Tschaikowsky kümmerts nun wirklich nicht mehr...!

Was mir kürzlich klargeworden ist: Die Sache mit der Intonation wird mich noch lange begleiten. Vielleicht gehört das auch grundsätzlich ein wenig zum Geigen dazu, wer weiß... Eine Freundin (semiprofessionell in der 1. Geige mit zwei Orchestern und mehreren Kammermusikbesetzungen unterwegs, spielt tatsächlich ohne Fehl und Tadel, hat sich aber aufgrund des Konkurrenzdrucks frühzeitig für einen Brotberuf entschieden) meinte kürzlich, von Zeit zu Zeit plage sie das nach über dreissig Jahren immer noch, und es gäbe eben solche und solche Tage. - Also um am letzten Pult der 2. Geige ein wenig mitzuschaben wird's für mich auch als Spätberufenen dann irgendwann schon reichen, denke ich, und alles weitere ist schöner Luxus. Der Rest, der ist Privatsache: Hey, so schief wie in der ersten Lage kann ich das in der sechsten schon lange! :-)
Also, nur Mut und weiter so!
Lylle Profilseite von Lylle, 27.07.2016, 23:08:56

 

Hallo Nuuska! Danke für deine lieben Worte! Das war auf jeden Fall auch eine spontane Aufnahme und deshalb auch sehr ehrlich, da hab ich nix öfter aufgenommen ;-) Bestimmt auch nicht das vorteilhafteste Stück, da es schon deutlich schwieriger ist als alles, was ich bisher gespielt habe und ichs grad ohne Lehrer lerne (es sind seit einem Monat Ferien und da hab ich mir das selbst aus dem Internet rausgesucht) und es ein sehr langsamer Part ist, was sich einfach nicht so schön anhört, wenn man noch kein Vibrato beherrscht. Und ich brauch definitiv noch mehr Muskeln und Gefühl für den Bogen. Hab an den spontanen Aufnahmen grad mega die Freude, vielleicht nehm ich die Tage einfach noch eins auf :-D

 

Ich merke bei mir auf jeden Fall, dass ich nach und nach einzelne Töne entdecke und dann immer besser treffe. Diese Woche habe ich z.B. das a (1. Finger g-Saite) entdeckt und so baut sich bei mir nach und nach die Intonation auf. Wenn ich ein Stück spiele, dass ich schon kenne und oft gehört habe geht's sehr schnell oder sofort, dass ich richtig liege, allerdings verliert sich das dann wieder nach und nach. Da muss ich den Ton wirklich richtig entdecken. Aber ich es kommt immer mehr hinzu und es macht auch immer mehr Spaß. Nichts ist vergleichlich mit dem Moment, wenn man einen Ton anspielt und die ganze Geige zum schnurren anfängt und dir sagt: "Oh yeah, da is er, Baby!" :-D

 

Ich bin gespannt was die Zukunft so bringt. Vor den Ferien hat mir meine Lehrerin gesagt, dass ich im Schulorchester mitspielen darf wenn ich möchte, da bin ich schon sehr gespannt. Bin bestimmt auch die Älteste ;-)

Nuuska Profilseite von Nuuska, 28.07.2016, 00:11:48
Cool! Da hast Du mir dann ja einiges voraus ;-)
Da ich private Stunden nehme (in den überlaufenen Musikschulen hierorts hat ein alter Scherben wie ich - wohl zu Recht - keine Chance...) ergibt sich diese Möglichkeit nicht... Also üben, üben, üben, und dann ab zu den Großen!
Macht aber nichts, ich spiele mit meinem Junior einfache Duette, und das ist auch schön. Und ab und zu spiele ich mir am Clavinova ein Midi-file ein und dann mit mir selber ein Klavierduo... :-)

Was ich sonst noch toll finde und was mit 1. und 3. Lage einigermaßen geht sind z.B. Mendelssohns Lieder ohne Worte in der Hermann-Transkription, also die leichteren davon, z.B. die Nr. 7. Soweit ich herausfinden konnte wird das von Peters nicht mehr aufgelegt, aber ich hab's als PDF.

Das mit dem "Töne entdecken" ist bei mir ein wenig anders, kennen würde ich sie ja schon alle, aber mit dem Wiederfinden ist das so eine Sache... Hehe, aber mit der nötigen Respektlosigkeit kann man sich ja rüberschummeln. Ab und zu gelingt dann wieder mal was, aber wenn ich versuche mich aufzunehmen ist der ganze Schwung dahin. Ich glaube ich kann da mit dem bischen "Leistungsdruck" noch nicht so umgehen, und ruiniere mir mit der Konzentration den Flow, wenn man das so nennen kann.
Ein weiteres Problem: Meine jetzige Geige (die erste war "zum Probieren" von einem Bekannten geliehen und mußte trotz heftiger Trennungsschmerzen retourniert werden) läßt sich zwar alles gefallen was ich ihr antue, aber sie ist trotz einfühlsamster Streicheleinheiten durch den Geigenbauer ein wenig heiser in den tieferen Tonlagen. Okay, ich bin auch nicht nur nett zu ihr und habe es wohl nicht anders verdient. Aber auf manch anderem Instrument höre ich wesentlich besser, ob ich bloß Freestyle unterwegs bin oder schon komplett Offroad. (Meine Lehrerin findet ich bin zu selbstkritisch, aber nach vielen Jahren intensiven Klavierspielens hat man eben eine Messlatte liegen...) Darum muß jetzt bald ein Wechsel her. Bei meiner Frau versuche ich es als Wertanlage zu argumentieren... ;-)
Lylle Profilseite von Lylle, 28.07.2016, 23:41:47

 

Wie lange spielst du denn schon? Bin gerade froh, mich in der 1. Lage wohl zu fühlen. Ein paar Übungen mache ich schon in Richtung höhere Lagen, aber da richtige ich mich brav nach meiner Lehrerin und mach nur die Sachen, die sie mir aufgibt. (Bis auf das Concertino von Perlman, dass ich gerade einübe ;-) ) Ich bin auch sehr selbstkritisch (da hat mich auch meine Lehrerin schon drauf angesprochen, dass ich in der Hinsicht etwas lockerer werden soll), aber nach 13 Jahren klassischer Gitarre auf zeitweise echt hohem Niveau möchte man mit der Geige natürlich nachziehen. Deswegen habe ich anfangs wahrscheinlich auch des öfteren richtig schlimme Verspannungen gehabt, weil ich bei der Gitarre einige Stunden üben kann bis mir was weh tut und das geht bei der Geige natürlich noch nicht! Das meine ich auch mit Muskeln aufbauen: mein Bogen "ruckelt" gerne mal über die Seite, weil ich zu unregelmäßig und wahrscheinlich zu wenig Gefühl streiche und ich merke deutlich, dass das auch von der fehlenden Kraft kommt. Das sind ja doch recht seltsame Muskeln, die man beim Geigenspiel braucht :-D Wenn du möchtest, können wir auch gerne mal Noten austauschen.

 

Das Concertion von Perlman spielt (bis auf ein paar Töne) nur in der 1. Lage, ist aber wirklich schön und sehr abwechslungreich. Das mit den Aufnahmen kenne ich. Ich mache jetzt seit längerem Videos: zum einen um mich selbst zu sehen und zum anderen bin ich am überlegen, ein Adult-Violin-Beginner-Video auf YouTube zu stellen :-D Und da ist es bei mir auch oft so, dass ich einfach nicht zufrieden bin. Das harte Los der Perfektionisten ;-)

 

Ich habe erst auf einer Geige gespielt und zwar die, die ich mir aus dem Internet geliehen hab (ja ich weiß, shame on me). Aber ich freue mich jetzt schon seit 2 Monaten darauf, dass ich im August nach Salzburg zum Geigenbauer Svatek fahre und mir dort eine leihen und mindestens einige Violinen ausprobieren möchte! Meine jetztige ist mir ein bisschen zu laut und auch eine No-Name-Geige, die vermutlich so 350 € kosten würde. Bin auch sehr gespannt, wie sich die einzelnen Saiten auf anderen Geigen anhört! Ich mag die A-Saite auf meiner irgendwie so gar nicht...

Nuuska Profilseite von Nuuska, 29.07.2016, 00:19:48
Bei Peter Svatek bist Du gut aufgehoben. Sehr gut. Habe zwar keine eigenen Erfahrungen, aber etliche hochzufriedene Kunden im Bekanntenkreis, und zudem eine Empfehlung von meinem eigenen Geigenbauer (den ich aber nicht mehr auslasse...)

Thema Noname-Geige: mein Großer spielt so eine zettellose Manufaktur-Neubaugeige deutscher Herkunft, Preisklasse wohlfeile 1,6 bis 2 K. Aus etwa zwei Dutzend zur Auswahl stehenden, teilweise mehr als doppelt so teuren ist sie es schließlich geworden - ein echter Glücksgriff, ohne auf den Preis zu schielen. Bin schon gespannt was sie tut wenn sie mal ordentlich eingespielt ist! Also, namenlos ist nicht immer schlecht, solange der Werterhalt gewährleistet ist, und da brauchst Du Dir bei o.g. Adresse keine Sorgen machen. Wo kommst Du denn her, daß Du in Sbg. wilderst? Da ist's zu mir ja auch nicht mehr wirklich weit...!

Also ich nehm seit Anfang März Stunden und hab vorher ein Monat lang autodidaktisch bzw. bei meinem Großen abkupfernd ein wenig herumgeulkt. Was den Schwierigkeitsgrad angeht bin ich auf der respektlosen Seite zu Hause, das Leben besteht schließlich auch aus Niederlagen... ;-) Zu meiner Verteidigung sei gesagt, SIE (meine Lehrerin) hat angefangen! Und, wenn ich nicht spielen könnte was mir wirklich gefällt, dann würde ich sicher erheblich weniger üben (zur Zeit buchstäblich jede freie Minute, und Urlaub ist echt doof!!) und womöglich wieder ganz davon abkommen. Also dann doch lieber die Übung in Frustrationstoleranz. Jetzt bräuchte ich nur noch eine Lebenserwartung von wenigstens 147 Jahren, um das alles spielen zu können... Es gibt einfach so viele schöne Stücke!

Instrumentenmäßig probiere ich alles, was ich in die Finger bekomme. Und ich versuche, soviel wie möglich zu mitzunehmen. Mit bald 40 werde (und will) ich in diesem Leben nicht mehr allzu oft das Instrument wechseln, und drum will ich vor einer Anschaffung möglichst genau herausfinden was mir liegt und gefällt, und warum. Meine Hoffnung wäre, die Geige fürs Leben zu finden. Paganini wird keiner mehr werden aus mir, also kann ich die ganz großen Namen beruhigt außen vor lassen :-)

Erstmal mit "irgendwas" anzufangen ist keine Schande, egal woher und um welches Geld. Aber auch das Üben macht halt schon viel mehr Spaß wenn was schönes dabei rauskommt!
Nuuska Profilseite von Nuuska, 28.07.2016, 00:23:31
Ach ja, "Muskeln": bevor Du es mit Kraft probierst, üb lieber Vibrato - auch wenns seitens der Intonation für die Profis hier noch nicht als angebracht wirken sollte. Meiner (zugegeben sehr bescheidenen) Erfahrung nach ist das die beste Roßkur um mit dem vermaledeiten Geigewürgen aufzuhören oder besser erst gar nicht anzufangen, und so mancher Hornhaut- und Hirschtalg-Thread hier relativierte sich recht rasch in seiner Wichtigkeit...
Lylle Profilseite von Lylle, 28.07.2016, 23:50:46

 

Wie in meiner anderen Antwort schon erwähnt, geht es mir weniger um Kraft, die auf die Geige wirkt, sondern die Kraft, den Bogen mit mehr Gefühl über die Saiten streichen zu können. Auf der A- und E-Saite finde ich das manchmal schon recht schwer, weil man bei dem Winkel den Bogen irgenwie besser im Griff haben muss (weiß nicht so ganz, wie ich das beschreiben soll ;-) ).

 

Mit dem Vibrato fange ich dann erst an, wenn mir meine Lehrerin sagt, dass es so weit ist, da vertraue ich ganz auf sie. Abgesehen davon, bin ich eh kein Fan von Vibrato: völlig überbewertet und meiner Meinung nach auch oft nur genutzt um verpatzte Töne zu retten (so kommt es mir des öftern zumindest vor). Ich möchte mal so weit sein, größere Werke spielen zu können und dann so, wie ich sie mir vorstelle, mit viiiiiiiel weniger Vibrato. :-) Dauert aber bestimmt noch ein bisschen :-D Lustigerweise ist meine Lehrerin auch eine Barock-Geigerin und ist mit mir da auf einer Linie.

 

Meine Hornhaut ist übrigens 1a, durchs Gitarrespielen (wo man viel mehr Kraft auf die Fingerkuppen legen muss, damit die Töne gut kommen) bin ich, beziehungsweise meine Fingerkuppen, abgehärtet ;-) Ich versteh auch nicht ganz, was alle gegen Hornhaut haben, die ist doch super nützlich oder sehe ich das falsch?

Neuester Beitrag Nuuska Profilseite von Nuuska, 29.07.2016, 00:31:08
Zur Hornhaut habe ich ein zwiespältiges Verhältnis, lieber ist mir ein dickes Leder...

Zur Vibratophobie: Mir gefällt selber die historische Aufführungspraxis mindestens gleich gut wie die "übliche", bin da aber eher pragmatisch. Gerade bei Barock (und auch noch bis weit über die Wiener Klassik hinaus) kann man wirklich allerhand kaputtschmalzen, da gebe ich Dir recht. Intonationsprobleme damit zuzukleistern funktioniert aber schon gar nicht, da muß ich widersprechen. Wenn der Grundton nicht stimmt, dann klingt es mit oder ohne Vibrato gleich falsch.
Und: Spätromantik ohne Vibrato? Funktioniert einfach nicht.
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