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Claudi Profilseite von Claudi, 18.07.2014, 14:07:18
Eine Geige "fürs Leben"? Das erste mal beim Geigenbauer

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum. Bin 37 J. alt und spiele seit 2,5 Jahren Geige. Es ist nicht das erste Instrument, das ich lerne, aber es ist DAS Instrument für mich. Ich bin restlos begeistert
Ich spiele bisher auf einer... sagen wir mal, billigen Geige ;) die ich über Internet bestellt hatte, als Schüler-Set mit Bogen und Koffer... auch nachdem sie eingespielt ist und ordentliche Saiten bekommen hat, ist sie besser geworden, aber dennoch klanglich ein Trauerspiel. Ich hatte vorher absolut keine Erfahrung mit Streichinstrumenten, habe aber inzwischen andere Geigen gespielt und sofort gemerkt: mit meiner werde ich nicht alt.

Ich war heute beim Geigenbauer (zum ersten mal :) ), um mal auszuloten, was an meiner Geige noch machbar wäre, bin aber auch offen für was Neues. Nur wie entscheiden, wenn man so unerfahren ist wie ich?
Ich möchte hier gerne ein wenig davon berichten und erhoffe mir ein wenig Unterstützung, Meinungen,  usw.

Nach dem Besuch dort heute habe ich grundsätzlich folgende Möglichkeiten:

1. Einen neuen Bogen (meiner ist Schrott) zur vorhendenen Geige. Würde nicht wahnsinnig viel bringen, wäre eine vorübergehende Lösung.

2. Für rund 150 € würde er meine Geige herrichten: neuer Steg, Stimmstock und anderer Saitenhalter. Er meint, sowas bringt schon Verbesserung, aber ob der Klang dann so ausfällt, dass es mir gefällt, weiß man natürlich nicht. Wenn ich das machen lasse, wäre auf jeden Fall auch ein anderer Bogen fällig. 

- Nach seiner Meinung lohnt sich das, wenn ich im Moment nichts größeres kaufen möchte und ich dadurch sozusagen die "restlichen zwei Jahre" mit dem Instrument überbrücken möchte (bis ich Geld für etwas Besseres ausgeben will). - Also wohl keine Dauerlösung.
So etwa habe ich das auch eingeschätzt, also dass es keine Dauerlösung für mich wäre, wusste aber nicht, was es kostet. Mit rund 200€ Kosten würde ich da jetzt mehr investieren als ich ursprünglich für die Geige bezahlt hatte...

Hat sowas schonmal einer von euch gemacht? Gibts da Erfahrungen?


3. Eine neue Geige:

ich bin jemand, der sehr an seinen Instrumenten hängt. Was für mich heißt, im optimalen Fall kaufe ich mir eine "Geige fürs Leben". Da ich keine Solisten-Karriere anstrebe ;) muss es ja nicht wahnsinnig teuer sein. Aber eben doch gut genug, dass ich nicht in zwei Jahren (mit eigenen Fortschritten beim Spielen) wieder "rausgewachsen" bin.
Der Geigenbauer bietet an, ein bei ihm gekauftes Instrument später zum vollen Preis zurück zu geben, wenn man bei ihm ein anderes teureres Instrument kauft. Das ist echt toll, aber da ich wie gesagt an meinen Instrumenten hänge, ist es eine nette Notlösung bzw Absicherung für mich, falls es gar nicht mehr geht, mehr nicht. Ich wünsche mir eine Geige, die bei mir bleibt :)

Der Geigenbauer meint, dass ich mit meinem Budget (habe 3000€ als Obergrenze angegeben) schon ein gutes Instrument bekommen kann, auch auf lange Sicht.

Könnt ihr das bestätigen?

4. keine eigene Option, aber würde trotzdem eure Meinung hören: er fragt, ob ich in dem Fall, dass ich eine neue Geige kaufe, meine alte in Zahlung geben möchte. Sozusagen für einen Bogen - und dann könnte ich die 3000 für das Instrument voll ausreizen. Er hat jetzt keinen Preis genannt, deshalb bin ich mir unsicher.
Außerdem hänge ich an ihr, aber wenn ich sie nicht spiele, nützt das auch nichts...

So ist insgesamt meine Situation.
Freue mich über Kommentare dazu.


Ach ja: ich bekomme Montag vier Geigen zum Ausprobieren.
Ich hab echt null Erfahrung.. seine Frage danach, wie sie klinegn soll, war mir schon zu schwierig. Eher glockenklar oder voll und weich ? oder-...?

 

 

 

 

Aranton Profilseite von Aranton, 18.07.2014, 17:23:46

Hallo,

Solange Du die Frage, wie die Geige klingen soll nicht beantworten kannst, bist Du nicht in der Lage, die Geige fürs Leben auszuwählen. Du musst eine gewisse Vorstellung entwickelt haben, wie Deine Geige klingen soll und die müssen sich auch einigermaßen verfestigt haben, sonst ist es sehr gut möglich, dass Dir eine jetzt gekaufte Geige in ein paar gar nicht mehr gefällt. Das hat auch nicht unbedingt etwas mit "Herauswachsen" zu tun, es ist einfach eine Geschmacksfrage. Eher das Gegenteil ist der Fall; jemand besser man spielen kann, desto eher ist man in der Lage auch aus billigem Schrott schöne Musik rauszuholen.

Auch Deine Spieltechnik könnte noch nicht ausreichend sein, um eine Geige wirklich auf die Probe zu stellen. Ich will Dir nichts unterstellen, aber beantworte Dir selbt ehrlich folgende Frage: Wie sicher kannst Du sein, dass es an der Geige und nicht an Dir liegt, wenn es nicht so klingt, wie es soll? Wenn Du da eher unsicher bist, wäre es meiner Ansicht nach klüger noch etwas zu warten, ehe Du Dich Suche nach der Geige fürs Leben begibst. Wenn Du keine Zweifel hast, vergiss diesen Abschnitt.

So wie Du es schilderst, tendiere ich dazu, Dir zu raten, vorerst noch keine neue Geige zu kaufen, sondern Dir erst darüber klar zu werden, welche Eigenschaften Deine Geige eigentlich haben soll.

Wenn der Bogen hinüber ist, bleibt Dir nichts anderes übrig, als da tätig zu werden. Da kannst Du für neuen Bogen mit dem Gedanken dem Gedanken im Hinterkopf, dass Du ihn auch für die neue Geige benutzt, die Du dann ohne Bogen kaufst, durchaus etwas mehr ausgeben. Ich vermute mal, Dein jetziger Bogen ist "Schrott", weil die Bespannung hinüber ist und es sich nicht lohnt oder der Verarbeitung wegen nicht möglich ist, ihn neu behaaren zu lassen. Bei besseren Bögen ist das ohne Probleme möglich und lohnt sich auch, so dass sie im Gegensatz zu den Billigheimern keine Verschleißteile sind, die man nach ein paar Jahren in die Tonne kloppen muss.

Ob es sich lohnt, das Setup der Geige überarbeiten zu lassen, hängt vor allem davon ab, wie lange Du sie noch benutzen willt. Aber wie viel Zeit Du Dir lassen willst, um herauszufinden, wie Deine Geige sein soll, musst Du selbst wissen.

Claudi Profilseite von Claudi, 18.07.2014, 18:14:42

Hallo Aranton,

danke für deine ehrliche Antwort. Das hilft mir sehr, weil: der Perfektionist in mir geht wohl mal wieder mit mir durch. Eine neue Geige sollte her - ok - aber dann auch gleich die Richtige, die Geige fürs Leben...

Ok, ich sehe ein, dass es dafür vielleicht ein wenig früh sein könnte. Denn auch wenn meine Spieltechnik (nach Aussage meiner professionellen Lehrerin und anderen Musikern) für die kurze Zeit schon recht gut sein soll, bin ich natürlich noch beschränkt beim Austesten einer Geige. Das ist klar.

Dass etwas, was mir nicht gefällt, an mir und nicht an der Geige liegt - klar, das kann sehr gut sein. Aber Unterschiede zwischen verschiedenen Geigen merke ich ja durchaus. Ich vermute mal, dass ich jetzt eine Geige beurteilen und aussuchen kann, die mir jetzt gefällt und aktuell für mich angemessen ist.

Eine Sache weiß ich: eine andere Geige muss her. Ich habe auf noch nicht vielen Geigen gespielt (daher kann ich auch nicht genau sagen, was mir gefällt, außer, dass ich einen warmen Klang bevorzugen würde) - aber wenn, dann war es einfach ein ganz anderes Spielen. Das sind Geigen, die klingen wenigstens irgendwie - während meine Billiggeige mir das Gefühl gibt, auf einer Zigarrenschachtel zu spielen, so flach ist der Klang... (etwas übertrieben, aber nicht ganz falsch). Ich habe nicht die Worte, um zu beschreiben, was ich da für einen großen Unterschied höre und spüre.
Und einen weitere Geige, die mir das Gefühl gibt, trotz meiner beschränkten Fähigkeiten leicht spielen zu können - während ich auf meiner immer "arbeiten" muss, damit etwas annähernd schönes raus kommt  (auch eine befreundete Geigerin sagte mal "das ist eine Arbeitsgeige" - und inzwischen weiß ich, was sie meinte).
Kurz gesagt: es ist nicht schön, auf meiner Geige zu spielen, und Spaß sollte es mir ja schon machen...

Was also tun?
Ich könnte meine aktuelle überarbeiten lassen und noch warten.
Oder ich könnte jetzt eine Geige kaufen, die mir wesentlich besser gefällt und auch bessere Qualität hat als die aktuelle - ohne den Anspruch, dass es gleich die perfekte für immer sein muss.

Gegen die zweite Möglichkeit spricht ja eigentlich nichts. Ich würde dahin tendieren.
(nicht so leicht, mit dem Gedanken daran zu gehen, dass die die ich jetzt aussuche, vielleicht nur für ein paar Jahre ist)

Grüße von der grübelnden
Claudi

Claudi Profilseite von Claudi, 18.07.2014, 18:16:56

Achso, was ich noch ergänzen wollte: meine aktuelle Geige und der Bogen sind eigentlcih völlig in Ordnung  -nur eben von schlechter Qualität , v.a. der Bogen (daher "Schrott"). Man müsste da nichts machen lassen, aber ich möchte eben mehr Klang - und da war das oben beschriebene die Möglichkeit, die der Geigenbauer mir anbieten kann.

asmahan Profilseite von asmahan, 18.07.2014, 18:35:44

Hallo Claudi

Ich finde, dass nach zweieinhalb Jahren - wenn man erfolgreich übt und nach wie vor Freude an der Sache hat - bei aller gebotenen Bescheidenheit der Gedanke an ein besseres Instrument nicht vermessen ist, gerade wenn das eigene so offensichtlich nicht befriedigt. Wir hatten gerade eine Diskussion (http://forum.geigen-forum.de/forum-0-6844-7_Steg-gebrochen), ob sich Investitionen in ein Billiginstrument lohnen; wenn das ganze Set weniger als 200 Euro gekostet hat, stellt sich die Frage, ob sich etwas wirklich Befriedigendes daraus machen lässt. Wenn Du einen vertrauenswürdigen Geigenbauer mit einer gewissen Auswahl an Instrumenten hast, dann scheint mir die Option nicht schlecht, jetzt ein Instrument zu kaufen, das später an Zahlung gegeben werden kann, falls Du doch noch etwas Anderes möchtest.

Um herauszufinden, ob Dir ein Instrument klanglich entspricht, ist es wichtig, es lange genug ausprobieren zu können; manche Ungleichmässigkeiten oder Unschönheiten erkennt man gerade als noch Lernende erst nach einer Weile. Natürlich wirst Du die in Frage kommenden Geigen auch Deiner Lehrerin oder den Dir bekannten Musikern vorlegen müssen, damit sie das Instrument einschätzen und Du es auch mal aus Distanz hörst; auch das gehört zur Beurteilung. Wichtig scheint mir aber in der Lernphase, dass die Geige gut anspricht und dass einem der Klang am Ohr gefällt.

Ebenfalls wichtig ist, dass Du den Bogen nicht nur im Zeichen des "ferner lief" erwirbst; ein guter Bogen ist der halbe Klang, da lohnt es sich, etwas dafür aufzuwerfen. 

Viel Glück, und halt uns auf dem Laufenden!

asmahan

Claudi Profilseite von Claudi, 18.07.2014, 18:51:26

Ich hätte sogar zwei vertrauenswürdige Geigenbauer hier. Bei einem war ich bisher.
ielleicht wäre es nicht schlecht, auch bei dem anderen vorbei zu schauen. Schaden kann das ja nicht. Habe ich mir vorhin so überlegt.
Montag bekomme ich erstmal vier Geigen zum Probieren - falls eine dabei ist, die ich in die engere Auswahl nehmen würde, werde ich meine Lehrerin um ihre Meinung bitten.

Zum Thema Bogen geht der Geigenbauer so vor:
nicht zwei Parameter gleichzeitig verändern. Heißt: die verschiedenen Geigen mit ein und demselben Bogen testen, damit Vergleiche möglich sind. (Hat mir einen gegeben, an den ich mich übers WE schonmal gewöhnen kann, weil ich Bedenken hatte, ob das mit dem Billigbogen Sinn macht)
Wenn die Geige ausgewählt ist, würde er mir mehrere Bögen zum Probieren geben.
Er sagt, der Bogen muss zur Geige passen.

Danke für den Link, ich schau mir das jetzt mal an. thumbs_up

Bavarica Profilseite von Bavarica, 18.07.2014, 19:11:02

Hallo Claudi,

ich möchte mich asmahan anschließen. Wäre ich an deiner Stelle, würde ich mich für deine Option 2 entscheiden: "Oder ich könnte jetzt eine Geige kaufen, die mir wesentlich besser gefällt und auch bessere Qualität hat als die aktuelle - ohne den Anspruch, dass es gleich die perfekte für immer sein muss."

Das Entscheidende für mich wäre, dass "es nicht schön [ist], auf meiner Geige zu spielen" und du beim Spiel auf anderen Geigen ja durchaus bereits einen deutlichen Unterschied merkst. Wenn du jetzt also die finanzielle Möglichkeit hast, ein deutlich besseres Instrument zu erwerben, würde ich das tun und nicht mehr in eine Geige investieren, die dir eigentlich keinen Spaß macht und bei dem die Verbesserungsmöglichkeiten von vorneherein stark limitiert sind. 

Wenn der Geigenbauer angeboten hat, dein jetziges Instrument, das du ja selbst als "Zigarrenkiste" bezeichnest, in Zahlung zu nehmen, würde ich das auf jeden Fall tun, denn wie asmahan schreibt, ein Teil des Budgets sollte auf jeden Fall für einen guten Bogen eingeplant werden. 

 

asmahan Profilseite von asmahan, 18.07.2014, 19:32:29

Klar, mit dem Prozedere in Sachen Bogen hat Dein Geigenbauer 100% recht. Ich ging von Deiner ersten Mail aus, wo Du schreibst, dass Du die alte Geige, die der Geigenbauer offenbar in Zahlung zu nehmen gewillt bist, quasi als Bogenbudget einsetzen willst; aufgrund Deiner Angabe gehe ich davon aus, dass das Angebot mit ca. 120 Euro zu Buche schlagen könnte, weil  man in der Regel bei einem solchen Deal nicht den ursprünglichen Kaufpreis angerechnet bekommt. Für einen guten Bogen muss man aber schon einen grösseren Betrag einsetzen - und wie geschrieben, das lohnt sich!

Claudi Profilseite von Claudi, 18.07.2014, 19:47:55

Also ich will ehrlich sein - ich habe die Geige im Set gekauft, alles zusammen hat 120 € gekostet. Soweit ich mich erinnere, war das aber ein Angebot, normal wäre sie etwas teurer gewesen.

Das Angebot des GB habe ich auch so verstanden, dass er die Geige in Zahlung nehemn und das Geld für einen Bogen aufrechnen würde. Ich war aber schon in dem Moment skeptisch, ob man das so gegenrechnen kann. Ist mir klar, dass ein guter Bogen mehr kostet asl die Geige wert ist.
Wenn ich die Geige nicht behalten möchte (das entscheide ich nächste Woche, wenn ich kann mich schwer trennen von meinem Billigdings, aber die guten Geigen zu spielen, wid mir bei der Entscheidung helfen). ist das In-Zahlung-Geben sicher die beste Option, denn wo werde ich die sonst los?

Ich denke, wenn eine von seinen Geigen für mich in Frage kommen sollte, muss man einfach nochmal Klartext reden, was die Beträge angeht. Letztlich habe ich maximal (3000€ + Wert der alten Geige) zur Verfügung, für eine neue Geige inkl. Bogen - und wenn das heißt, 2500 für die Geige und 600 für den Bogen, ist mir das auch recht. Denn Mehr gebe ich jetzt definitiv nicht aus.

Und wieder denke ich, ich aollte auch bei dem anderen GB mal fragen... (dort gibt es Schülergeigen als Leihinstrumente für 20€ im Monat, vielleicht eine Option mit besserem Kalng und noch ein wenig zeitl. Spielraum bis ich mich für eine neue entscheide...)
 

asmahan Profilseite von asmahan, 18.07.2014, 19:56:08

Das mit der Miete ist ganz sicher auch eine gute Option. Ich weiss nicht, wie es bei euch ist, aber hier (ich wohne in der Schweiz) kann man Instrumente unterschiedlicher Qualität mieten, wenn es eine teurere Geige ist, kostet es halt ein bisschen mehr. Aber dann hättest Du die Möglichkeit, schon zur Miete ein Instrument zu haben, das Dir einigermassen gefällt.

Viele Musikhandlungen und Geigenbauer rechnen einem die Miete bis zu einem Jahr auch an, soefern man nachher das gemietete oder ein teureres Instrument erwirbt. 

Hoffentlich hast Du Zeit, um in Ruhe zu entscheiden, und auch gute Berater zur Seite. Ich drücke die Daumen!

Sysopa Profilseite von Sysopa, 18.07.2014, 21:04:48

Hallo Claudi,

im Prinzip gebe ich den Vorrednern zu 100% recht, möchte aber noch eine mögliche weitere Option in den Raum schmeißen - aber bedenke... es ist eine rein persönliche Meinung, die hier sicher nicht bei allen auf Gegenliebe stoßen wird:

Kauf Dir einen vernünftigen Bogen, den Du über mehrere Geigen behältst - ich persönlich würde im 2-300 Euro Bereich zu einem Carbonbogen tendieren... Du bekommst einfach "mehr fürs Geld" gegenüber einem gleich teuren Holzbogen... aber das ist Geschmackssache... probier Dich einfach durch.

Spiel erstmal noch ein bisschen auf Deiner Geige weiter - bei 120 Euro im Set(!) würde ich da außer vielleicht einen vernünftigen Satz Saiten nichts mehr rein stecken. Aber mit vernünftigem Bogen und tauglichen Saiten bekommst Du da zumindest Töne raus... *g*

In der Zeit such Dir in Kleinanzeigen/Bucht/dhd24 eine alte Geige im Bereich 50-200 Euro (meist sind die mit kaputten Saiten, ohne Steg - also nicht spielbereit). Dafür gibt es ein paar "Checklisten", um die schlimmsten Fehlschläge und Betrug zu vermeiden... Du wirst da sicher keine Spitzengeige ergattern (die schnappen die Profis schon vorher weg), aber mit ein wenig Glück, handwerklichem Geschick und Internetanleitungen kannst Du da durchaus ein Instrument ergattern, das sich klanglich vor 1000+ Euro Instrumenten absolut nicht verstecken muss... Wenn Du die in Ruhe fertig machst (neue Saiten, wenn nötig Steg, Pflege, Wirbelseife und Kreide, neuer Saitenhalter) lernst Du sehr viel über Geigen, hast Spaß und ein - für Dich - einmaliges Instrument, was Du mit der Zeit noch optimieren kannst und eine unheimlich innige Bindung aufbauen kannst...

Wenn Du dann in ein paar Jahren, wenn Du sicher bist, was Du klanglich willst... kannst Du immer noch Deine 3000 Euro ausgeben, wenn Du es dann noch willst... :-)

 

Liebe Grüße,

Thomas

Claudi Profilseite von Claudi, 18.07.2014, 21:47:30

Spiel erstmal noch ein bisschen auf Deiner Geige weiter - bei 120 Euro im Set(!) würde ich da außer vielleicht einen vernünftigen Satz Saiten nichts mehr rein stecken. Aber mit vernünftigem Bogen und tauglichen Saiten bekommst Du da zumindest Töne raus... *g*

Die vernünftigen Saiten hat sie fast von Anfang an, weil die mitgelieferten sogar für einen Voll-Laien wie mich absolut nicht akzeptabel waren. Mit den besseren Saiten war schon ein deutlicher Unterschied zu hören.
Vor kurzem habe ich diese erneuert, durch die gleichen nochmal. Aber jetzt klingt sie wieder schlechter. Das ist irgendwie auch komisch.
Jedenfalls - Töne bekomme ich wohl raus, klar 8, mit anderen/besseren Bögen auch eine leichte Verbesserung.
Aber das reicht mir eben nicht. Auch nicht für nur ein weiteres Jahr.
Zumal ich dann Bedenken hätte, dass der Bogen auf anderen Geigen nicht "passt".

Ich glaube, ich hatte jetzt 2,5 Jahre Kompromisslösung - und nicht schlecht für den Anfang bei dem Preis (immerhin ist nix abgefallen oder sonst irgendwie kaputt gegangen!) - aber jetzt will ich was richtiges. Je mehr ich mich damit beschäftige, desto klarer wird mir das.

Danke trotzdem, für deine Anregungen! bye
 

asmahan Profilseite von asmahan, 18.07.2014, 21:34:08

Sorry, Thomas - aber dieser Vorschlag ist für Laien doch mit einiger Vorsicht zu geniessen. Jemand, der sich nicht auskennt, riskiert  auf diese Weise, sein Geld in potenzielles Feuerholz zu investieren. Eine ungepflegte Geige wieder in Schuss zu bringen, kostet auch was, in der Regel müssen Steg und Saiten ersetzt, oft auch das Griffbrett und die Wirbel gerichtet werden - und dann erst kann man sich einen Eindruck von dem Instrument verschaffen.

Claudi spielt nicht erst ein paar Wochen, hat (siehe Vorstellungsthread) einige musikalische Vorerfahrung und offensichtlich den Willen, bei der Geige zu bleiben;  zweieinhalb Jahre lang mit einer Billiggeige zu arbeiten, deutet ja auch auf ein Mass an Geduld, Disziplin und Bescheidenheit hin. In einem solchen Fall ist es doch gerechtfertigt, wenn man via Miete oder Kauf nach einem Instrument sucht, das zu einem passt und mindestens einige Jahre Freude macht.

Sysopa Profilseite von Sysopa, 18.07.2014, 22:30:02

Hallo Asmahan,

ich schrieb ja, dass ich mich eigentlich (unter Anderem auch) Deiner Meinung absolut anschließe - wollte nur noch eine weitere Option in die Runde schmeißen, die an vielen Stellen sehr kontrovers diskutiert wird. Dass man damit auf die Nase fallen kann, ist auch klar (übrigens: ein interessantes Projekt wäre mal, tatsächlich eine "Checkliste" incl. Plausibilitätsprüfung gegen Betrug zu entwickeln, nach der man die gröbsten Missgriffe erkennen und vermeiden kann).

Saiten ersetzen sollte jeder können, der Geige spielt. Saitenhalter ebenso - Messen und x/6 teilen können vorausgesetzt. Einen Steg aussuchen und anpassen... ok, nicht trivial - aber mit guten Anleitungen zumindest spiel(mach)bar... selbst wenn ein erfahrener Geigenbauer meist noch mehr rausholen kann. Ok, Beim Griffbrett ist meist auch für ambitionierte Bastler schluss und mit Knochenleim kann auch nicht jeder umgehen - und auch auch für die Wirbel braucht man teures Spezialwerkzeug... wobei man Ahle und Wirbelschneider zusammen auch schon für unter 100 Euro bekommen kann...

Nichts desto trotz hast Du natürlich Recht: für einen unerfahrenen definitiv ein Risiko!

 

Liebe Grüße,

Thomas

Claudi Profilseite von Claudi, 18.07.2014, 22:05:39

asmahan,

nachdem ich deinen Link und auch noch einen weiteren Thread zu dem Thema gelesen habe, weiß ich, dass ich in die alte Geige nicht investieren will. Zumindest nicht für mich.

Trotzdem hänge ich an dem Ding..

(Mir fiel jetzt wieder ein, sie wurde vermutlich nie richtig eingerichtet, obwohl sie spielfertig kam - aber beim Saitenwechseln am Anfang musste  ich erstmal den Steg an die Stelle rücken, wo er hin gehört... von daher mag es sein, dass der GB ein eechte Verbesserung erzielen könnte - aber das Holz ist wie es ist und für mich ist das einfach nicht mehr genug... man könnte das ein wenig minimieren, also nur Steg richtig anpassen / erneuern und evtl Stimme korrigieren, andere Saiten als gareda drauf sind, zwar gute aber vielleicht nicht die passenden füe dieses Instrument?-sonst nichts - vielleicht ist das dann für 100€ machbar und für jemand anderes nochmal ein akzeptables Einsteigerinstrument. Derjenige müsste sich ja nicht mit dem Gequäke abfinden, dass ich am Anfang hatte, denn sie ist inzwischen doch  - den Möglichkeiten entsprechend - ganz gut eingespielt. )

asmahan Profilseite von asmahan, 18.07.2014, 23:07:06

@ Thomas: Die Idee wäre spannend, aber ich glaube, eine solche "Plausibilitätsprüfung" wäre zumindest für Laien und im Gebiet Internet-Käufe relativ schwierig zu erstellen. Es gibt z.B. viele ältere Manufakturinstrumente, die von der Fertigung und vom Holz her ganz ordentlich oder sogar hübsch aussehen, aber trotzdem - und noch wenn sie ein erfahrener Geigenbauer nachgerichtet hat - klanglich dürftig und unausgeglichen bleiben. Ein Instrument via Internet zu kaufen, empfiehlt sich also höchstens, wenn man es hinlänglich ausprobieren kann und weiss, was man will.

Ein etwas sicherer Weg ist allenfalls noch, die Websites von Musikhochschulen zu konsultieren, falls man eine in der Nähe hat; da bieten Studierende manchmal Instrumente an, aus denen sie "herausgewachsen" sind. In der Regel nicht ganz günstig, aber da hat man dann ein Mass an Gewissheit, dass die Qualität in Ordnung ist.

@ Claudi: Wenn Du nur 120 Euro für das Set bezahlt hast, kann man immerhin sagen: Es ist respektabel, dass Geige und Bogen so lange durchgehalten haben, ohne im Materialbereich Probleme zu machen. Wenn Du Dir vorstellst, dass der Geigenbauer sie wieder so weit fit macht, dass jemand anderes die ersten Schritte darauf versuchen kann, trennst Du Dich vielleicht leichter von der Geige - wobei ich es sympathisch finde, dass Du trotz der Mängel an ihr hängst.

Herzliche Grüsse an euch beide!

asmahan

Claudi Profilseite von Claudi, 19.07.2014, 09:18:38

(gibts hier eigentlcih keine richitge Zitier-Funktion?)

Wenn Du nur 120 Euro für das Set bezahlt hast, kann man immerhin sagen: Es ist respektabel, dass Geige und Bogen so lange durchgehalten haben, ohne im Materialbereich Probleme zu machen.

So sehe ich das auch. Und optisch finde ich sie auch nicht schlecht. War für die ersten Jahre also ein Schnäppchen.  3

Herzliche Grüsse an euch beide! -   Danke f

Claudi Profilseite von Claudi, 19.07.2014, 09:54:12

Mal noch was anderes:

was haltet ihr von der Möglichkeit, eine höherwetige Geige im Internet (Paganino usw) zu bestellen? Man hat ja 14 Tage Rückgaberecht... oder ist das zu viel "Glücksspiel"?

 

asmahan Profilseite von asmahan, 19.07.2014, 10:26:25

Hallo Claudi

Wenn Du das in Erwägung ziehst, schau auch mal bei ArcVerona, die haben etwas mehr Auswahl im höherpreisigen Segment:

http://www.arc-verona.net/

Oder Corilon in München; die offerieren ältere, restaurierte Geigen in jeder Preislage, es gibt auch Klangproben. Natürlich muss man da in Rechnung stellen, dass eine Berufsgeigerin spielt, die sicher weiss, wie man jedes Instrument optimal präsentiert, und das Klangbild ist beim Direkthören sicher anders.  Wenn Du aber in der Nähe von München wohnst, kannst Du einen Termin machen und die Instrumente vor Ort ausprobieren.

http://www.corilon.com/shop/de/home.html

Ein Nachteil scheint mir bei der Internet-Bestellung, dass man die Geigen  nicht unbedingt im Direktvergleich erproben kann. Es sei denn, man macht eine Generalstabs-Operation und bestellt bei verschiedenen Anbietern, in der Hoffnung, dass sie einigermassen gleichzeitig eintreffen.

Arme Claudi, ich seh Deinen Kopf schon qualmen...

Liebe Grüsse

asmahan

Claudi Profilseite von Claudi, 19.07.2014, 12:09:37

Vielen Dank! Ich wohne nicht mal annähernd Richtung München. arc-verona sehe ich mir mal an... Falls ich am WE Zeit dafür habe, könnte ich ja schon nächste Woche etwas hier haben und dann direkt mit denne vom Geigenbauer vergleichen.

Versuche mir aber keinen Druck zu machen und geduldig zu sein.
 

Habe gerade etwas interessantes festgestellt... mit dem Bogen vom Geigenbauer kann ich die Vibration fühlen... mit meinem nicht. Was Neues für mich - deshalb die dumme Frage: das ist wahrscheinlich normal (oder sollte es sein) - oder?

 

asmahan Profilseite von asmahan, 19.07.2014, 12:31:24

Corilon verschickt die Instrumente auch, man kann sie dann 30 Tage zur Probe behalten - darum habe ich diese Möglichkeit überhaupt vorgeschlagen. Das Ausprobieren vor Ort erwähnte ich nur, weil man dann natürlich gleich eine grössere Auswahl bespielen kann.

Wegen des Bogens: Könnte es sein, dass der neue eine runde Stange hat? Meiner (bescheidenen) Erfahrung nach können die etwas lebhafter sein als oktogonale, generalisieren lässt sich das aber sicher nicht.

Claudi Profilseite von Claudi, 19.07.2014, 12:36:12

Achso ok. na online gibt es ja insgesamt auch eine menge... da könnte mir demnächst wirklich der Kopf auchen. Aber vielleicht schiebe ich das noch ein wenig.

Die bögen haben beide eine runde stange.

Also nochmal doofe Frage:  mehr spüren = lebhafter = besser??
Bei meinem alten spüre ich gar nichts, aber naja, über die Qualität müssen wir da ja nicht reden.

 

sofie Profilseite von sofie, 19.07.2014, 13:17:29

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass man auf Deinem Level einen wirklich passenden Bogen auswählen kann. Ich würde Dir deshalb empfehlen einen ordentlichen günstigen Bogen (~300-450) zu kaufen. Am besten lässt Du Deinen Lehrer eine Vorauswahl treffen und suchst dann aus diesen Bögen den aus mit dem Du aktuell am besten klarkommst. Später, wenn deine Technik deutlich besser ist kannst Du immer noch einen Bogen "fürs Leben" suchen. Investiere jetzt lieber erst einmal in die Geige.

Am Rande: Ich finde z.b. die Carbondix Bögen für um die 160 für Anfänger total in Ordnung. Sie sind stabil (bei Erwachsenen nicht so wichtig) und machen alle Techniken mit. Ein solider Anfängerbogen also.

Sysopa Profilseite von Sysopa, 19.07.2014, 13:23:58

Dem kann ich mich nur anschließen - ich bin selber kein "Profi" - aber durch andere Instrumente musikalisch gebildet - und komme mit meinem Carbondix hervorragend klar, obwohl ein Profi den schon gespielt hatte und meinte, er wäre ihm zu "nervös" - ich denke, dass ein 100-300 Euro Carbonbogen durchaus in der Liga der (bezahlbaren) "guten Holzbögen" im Bereich bis 1k€ mithalten kann.

 

Liebe Grüße,

Thomas

Claudi Profilseite von Claudi, 19.07.2014, 12:56:25

Erste Klangprobe bei corilon und schon eine gänsehaut...!!   eine geige für unter 1000€... ich höre mich da wirklich mal durch und bestelle was. 30 Tage ist ja super!

sofie Profilseite von sofie, 19.07.2014, 13:11:19

Kann man dort wenn man eine bessere Geige kauft seine alte dort gekaufte zu einem angemessenen Preis "eintauschen", sprich zurückgeben und die Differenz plus eine "Überarbeitungsgebühr" zahlen? Falls ja, spricht für mich überhaupt nichts dagegen dort erst einmal ein ordentliches Instrument zu kaufen und dann später zu "upgraden".

Arc Verona hat auch eine recht große Auswahl und die Leute dort haben auch Ahnung.

Für den Kauf beim Geigenbauer spricht vor allem auch die Erreichbarkeit vor Ort. Wenn mal was ist, kannst du dort jederzeit vorbeischauen und er richtet es Dir.  Meinen Schülern zieht er sogar die Saiten auf.... Ich finde auch, dass man die kleineren Betriebe unterstützen sollte. Das geht leider nicht immer, aber bei einem Budget von 3.000 ist man sicher nicht auf den Internetversand angewiesen.

Irgendein Komplettset würde ich allerdings nirgendwo kaufen.

Claudi Profilseite von Claudi, 19.07.2014, 13:26:59

Kann man dort wenn man eine bessere Geige kauft seine alte dort gekaufte zu einem angemessenen Preis "eintauschen", sprich zurückgeben und die Differenz plus eine "Überarbeitungsgebühr" zahlen? Falls ja, spricht für mich überhaupt nichts dagegen dort erst einmal ein ordentliches Instrument zu kaufen und dann später zu "upgraden".

Man kann - und zwar für den vollen Kaufpreis. Entspechender Zustand des Instrumentes natürlich vorausgesetzt.

Klicke mich ein wenig ziellos durch... aber die Klangproben und die Beschreibungen  ("hell" "warm" "obertonreich") helfen mir gerade, ein wenig zu sortieren was mir eher gefällt und wie man das dann bezeichnet.

Gerade habe ich eine gefunden, die leider über 3000 liegen würde... aber SO SCHÖN und so ein besonderer Klang. Habe das Gefühl, die hat was zu erzählen... Ich bin hin und weg...
http://www.corilon.com/shop/de/produkt669_1.html?t=reset

Ja der Geigenbauer vor Ort hat natürlich Vorteile. Im Moment sehe ich das hier auch eher, wie oben beschrieben, als Hilfe dabei mir ein ungefähres Bild zu machen, was es gibt...

asmahan Profilseite von asmahan, 19.07.2014, 13:22:44

@ Sofie: Ja, Corilon offeriert die Inzahlungnahme der eigenen Instrumente, vorausgesetzt, dass man eines erwirbt, dass mindestens 500 Euro teurer ist; ich weiss nicht, ob bei Geigenbauern auch so eine grosse Marge gesetzt wird, da müsste man sich erkundigen. 

@ Claudi: Viel Spass und Ausdauer beim Durchhören - ich habe das Exerzitium mal für eine befreundete, in Neuseeland lebende Familie gemacht und bin fast zwatzelig geworden. Aber eben, die Proben sind mit etwas Vorsicht zu geniessen, weil eine gute Geigerin auch aus einem minderen Instrument viel mehr rausholt als unsereins. Ein guter Trick beim Auswählen ist, immer nur 3 Geigen aufs Mal zu vergleichen und dann die beste zu notieren. Und zwischendurch Pausen machen, irgendwann sackt die Konzentration ab.

Last but not least: Wie Sofie sagt: Ein Geigenbauer vor Ort mit gutem Angebot ist auch nicht zu verachten, und Du hast ja tatsächlich ein gutes Budget.

Liebe Grüsse

asmahan

Dowina Profilseite von Dowina, 21.07.2014, 21:45:34

Ich muss immer schmunzeln, wenn ich bei den usern diesen Satz lese: "Ich hätte sogar zwei vertrauenswürdige Geigenbauer hier." Schmunzeln deshalb, weil mein Geigenlehrer immer betont, dass "Geigenbauer" und "ehrlich" nie zusammenpassen können teeth_smile.

 

sofie Profilseite von sofie, 21.07.2014, 22:53:28

Wo wohnst Du? Das ist ja fürchterlich. Ich kenne einige Geigenbauer, die ich als empfehlenswert und auch als ehrlich bezeichnen würde. Sicher wollen sie auch Geld verdienen, das halte ich jedoch nicht für unehrlich...

Claudi Profilseite von Claudi, 21.07.2014, 23:42:43

Ich sehe das so wie Sofie. Auch Geiegnbauer wollen ihr Geld verdienen. Grundsätzlich gehe ich erstmal davon aus, dass sie ehrlich sind.

"Meine" Geigenbauer hier bezeichne ich als vertrauenswürdig, weil ich für GB A eine Empfehlung von Freunden bekommen habe, die sehr nett und kompetent beraten wurden (sie haben dort ein Cello und einen Geige gekauft) - die Geige habe ich selbst schon gespiel und weiß, was sie gekostet hat - dieses Instrument würde ich für den Preis auch kaufen, das wäre es mir mehr als wert. GB B existiert hier schon in der dritten Generation, macht einen guten Eindruck und meine Geigenleherein hat ihren Bogen dort gekauft und war zufrieden. Die Musikschule leiht dort die Geigen für die Schüler, auch darüber hat sie nichts zu beanstanden.

Was will ich mehr? So als LAie und Hobbyspieler kann ich da snicht besser Beurteilen...

 

Claudi Profilseite von Claudi, 22.07.2014, 00:06:06

So, und jetzt zum eigentlichen Thema - meiner "Geige fürs Leben" oder eben nicht.

Ich habe von Geigenbauer A vier Geigen bekommen, die ich jetzt einige Zeit testen kann. War natürlich sehr gespannt! Ich habe mir heute schonmal einen ersten Eindruck verschafft.

Eine Frage, die ich mir vorher nicht gestellt habe, aber jetzt auch euch stellen will: Wieviel Gewicht kann / soll / darf ich bei der Entscheidung eigentlich meinen Emotionen geben?

Es war nämlich so, dass trotz der Kürze der Zeit, eine von ihnen besonders rausgestochen ist: manche Klänge waren so schön, dass es mir die Tränen in die Augen trieb... und sie war auch die Einzige, bei der ich relativ mühelos sofort klarkam (bei den anderen muss ich mich wohl erst noch dran gewöhnen, bin halt doch noch Anänger ;) ) und ich wollte nicht mehr aufhören zu spielen.

Wenn ich mich zwischen den vier antscheiden müsste, würde ich sofort diese nehmen (obwohl sie mir optisch am wenigsten gefällt)

Wieviel kann ich auf so eine emotionale Reaktion auf ein Instrument geben? Ist das nicht eine sehr wackelige Grundlage für eine Entscheidung? Oder womöglich eben doch DAS Entscheidende?
Wie ist das bei euch?
 

Sysopa Profilseite von Sysopa, 22.07.2014, 08:16:43

"...Eine Frage, die ich mir vorher nicht gestellt habe, aber jetzt auch euch stellen will: Wieviel Gewicht kann / soll / darf ich bei der Entscheidung eigentlich meinen Emotionen geben?..."

"...Wenn ich mich zwischen den vier antscheiden müsste, würde ich sofort diese nehmen (obwohl sie mir optisch am wenigsten gefällt)...!

 

Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich sage: wenn das Gefühl "am nächsten Tag" noch immer da ist, hast Du Deine Geige fürs Leben gefunden. Vielleicht würde ich sie mir entweder nochmal vorspielen lassen, oder mit einem guten Aufnahmegerät aus ein paar Meter Entfernung(!) selber aufnehmen und über vernünftige Boxen oder Kopfhörer anhören. Wenn Dein Gefühl selbst dann noch "stimmt", würde ich Dir auf jeden Fall zu der Geige raten... 

Hand aufs Herz: wir machen doch Musik der Seele wegen - was kann Dir besseres passieren als mit Tränen in den Augen das Instrument zu *fühlen*. Natürlich kannst Du den Emotionen einen großen Spielraum lassen - sie sind es, warum wir alle hier sind und schreiben.

 

Und Optik - natürlich ist es toll, wenn das Herzensinstrument auch optisch eine Schönheit ist... aber wer weiß, vielleicht dauert es ein paar Tage, bist Du sie mit ihrer Seele, Deiner Liebe so wahr nimmst, wie sie ist - und wenn es gar nicht geht... und es klanglich Dein Herzensinstrument ist... vielleicht kann der Geigenbauer ihr noch etwas kosmetisch helfen?

 

Liebe Grüße,

Thomas

Aranton Profilseite von Aranton, 22.07.2014, 08:53:36

Die Entscheidung für die Geige für's Leben ist natürlich auch eine emotionale Entscheidung. Aber es schadet nicht, die eigenen Gefühle und Eindrücke zu hinterfragen. Zumindest bis man sagen kann, woher sie kommen. Ein paar Aspekte will ich Dir aufzeigen,

Mühelos und sofort klar kommen, ist manchmal einfach einfach eine Frage der Ergonomie. Ein nicht zu Dir passender oder einfach ungewohnter Kinnhalter, kann es erheblich erschweren, mit einer Geige zurecht zu kommen. Und eine Geige als "schwierig" oder "zickig" abzustempeln, nur weil ein Anbauteil, das in einer Minute getauscht wäre, nicht passt, wäre vorschnell, denn wenn Du mit Haltung kämpfst, kannst Du nicht so gut klingen, wie wenn die Haltung ganz natürlich und anstrengungslos passt. Es ist auch schwer zu trennen, ob eine emotionale Reaktion dem Klang gilt oder ob da nicht auch das Spielgefühl mit hinein spielt. Wenn Du zu dem Schluss kommst: "Der stärkste Eindruck, den ich von dieser Geige habe, ist dass der Kinnhalter nicht passt", zögere nicht, den Geigenbauer zu bitten, einen anderen zu montieren, um sie damit testen zu können.

Außerdem solltest Du Deine Emotionen lang genug abschalten, um Dich zu fragen, wie Deine Bedürfnisse eigentlich aussehen. Der Klang der Geige von Corilon, zu der Du verlinkt hast, wird als "groß" und "kraftvoll" beschrieben. Je nachdem wie Du wohnst, kann das bedeuten, dass die Nachbarn jeden Ton mitkriegen und wenn sie damit unentspannt umgehen, müsstest mit angezogener Handbremse spielen und hättest Du nichts davon und wärst mit einer weniger kraftvoll und groß klingenden Geige, mit der Du aber voll aufdrehen kannst, ohne dass die Nachbarn Stress machen, glücklicher.

Eine weiterer Punkt ist die Vielseitigkeit einer Geige. Wenn der Klang bei Dir bestimmte Emotionen weckt, werde Dir klar darüber, welche das sind, warum er sie erzeugt und stelle Dir vor allem die Frage, ob es möglich wäre, mit der selben Geige ganz gegensätzliche Gefühle zu erzeugen. Oder etwas weniger emotional gesehen: Zu welcher Musik passt der Charakter einer Geige? Die Leute von Corilon haben als Klangprobe für die Geige, die Dir so gefallen hat, bestimmt nicht zufällig das Brahmskonzert gewählt. Sie haben sich dafür entschieden, weil die Geige bei diesem Stück ihre Stärken ausspielen kann, während ihre Schwächen dabei nicht so zu Tage treten. Zum Testen einer Geige gehört daher auch, Stücke mit sehr unterschiedlichem Charakter darauf zu spielen. Also nicht nur Brahms sondern auch Bach oder Vivaldi. Die Geige für's Leben sollte keine Spezialistin sein, die Dich auf bestimmte Klangwelten festlegt, sondern eine Generalistin mit der sich möglichst viel machen lässt.

Ähnliches gilt auch in Hinblick auf die Saiten. Eine Geige fürs Leben sollte sich, für den Fall, dass Dein Musikgeschmack sich ändern sollte,  durch die Wahl der Saiten klanglich verändern lassen. Bei einer ausgewogenen Geige hast Du da sehr viele Möglichkeiten und eine große Bandbreite an Klängen. Verpass' ihr Stahlsaiten und Du hast einen hellen Klang mit viel Power. Verpass' ihr Darmsaiten und Du hast warmen, sanften Klang. Bei einer Spezialistin wird das schwieriger. Eine Geige z.B. die schon mit Darmsaiten hell und durchdringend klingt, wird nie warm und sanft klingen. Verpass' so einer Geige Stahlsaiten und sie wird schrill kreischen. Stahl und Darm sind natürlich nur sehr grobe Kategorisierungen, und gerade im Bereich der Synthetik-Saiten gibt es eine sehr große Bandbreite an Klangeigenschaften. Schau, was für Saiten aufgezogen sind (hier findest Du eine Tabelle der Farbcodes) und mach Dich über ihre Eigenschaften schlau. Die beste Seite, die ich dafür gefunden habe, ist leider auf Englisch. Auch das sollte Dir helfen, abzuschätzen, wie vielseitig die Instrumente sind, die Du ausprobierst.

Je nachdem, was nun die Eigenschaften sind, derentwegen Du Dich in das Instrument verguckt hast, könnten noch andere Fragen ein Thema werden, aber da ich keinen Eindruck von dem Instrument habe, kann ich nicht wissen welche. Lass den Bauch eine Vorauswahl treffen, die Dein Verstand solange kritisch unter die Lupe nimmt, bis es sowohl eine Bauch- als auch eine Verstandesentscheidung ist.

Cahra Profilseite von Cahra, 22.07.2014, 13:31:35

Auch wenn ich nicht die Threaderstellerin bin, vielen Dank Aranton für diesen ausführlichen  und hilfreichen Beitrag!

Bavarica Profilseite von Bavarica, 22.07.2014, 08:23:01

Ich finde das eigene Gefühl schon wichtig, vor allem den Umstand, dass du auf Anhieb ein gutes Spielgefühl auf der Geige hattest. Ich würde nun deine Lehrerin bitten, die Geigen mal zu spielen (ohne ihr deine Favoritin zu verraten), und sie auch dein Spiel auf den Geigen beurteilen lassen. Die Instrumente mal von einem Profi zu hören und dessen Meinung dazu können dir sicher helfen, deine eigenen Eindrücke einzuschätzen.

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