Low-Tension-Saiten: hilfreich oder nicht? |
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Zugeordnete Kategorien: Saiten

Hallo zusammen,
ich habe ja letztes Jahr nach (viel zu) langer Zeit die Geige wieder ausgepackt und versuche seither, möglichst täglich etwas zu üben. Damals hatte ich einen unbenutzen, aber ca. 20 Jahre alten Satz Pirastro Obligato aufgezogen, der jetzt so langsam am Ende ist. Jetzt überlege ich gerade, ob ich wieder die Obligatos nehmen soll oder etwas anderes ausprobieren? Ich möchte auf jeden Fall Kunststoff-Saiten die eher in Richtung "warm" klingen, wobei es nicht so prägnant sein muss, wie es bei den Obligatos ist. Dabei bin ich auf die Perpetual-Cadenza Saiten von Pirastro aufmerksam geworden, die ja schon eine niedrigere Saitenspannung haben als meine Obligatos. Das würde meiner Geige definitiv gut tun.
Aktuell stehe ich beim Üben vor dem einen oder anderen Problem, wo ich Sachen nicht mehr richtig hinbekomme, die ich früher entweder konnte, oder vielleicht nicht so doll konnte, aber es reichte immer irgendwie. In letztere Kategorie fallen bei mir Doppelgriffe mit Quinten, vor allem, wenn es in höhere Lagen geht.
Es ist alles so lange her, aber ich meine mich zu erinnern, dass mir der endgültigen Wechel von Darm- auf Kunststoffsaiten, den ich so ca. 1999 vollzogen hatte, damals in dieser Hinsicht sehr zupassgekommen war, da die höhere Spannung der Kunststoffsaiten im Vergleich zu den Darmseiten das Greifen der Quinten erleichtert hat. Meine ich wie gesagt, zu erinnern, bin mir aber nicht mehr sicher.
Macht diese Vermutung Sinn, oder ist es am Ende gerade anders herum?
Falls jemand da eigene Erfahrungen hat, wäre ich über das Teilen derselben sehr dankbar. :-)
Mit freundlichen Grüßen, jd65

Hallo zusammn,
ich war (zu) ungeduldig und habe die Saiten bestellt. Um es kurz zu machen: ich bin ziemlich enttäuscht. Zum einen hält der Klang auf meiner Geige nicht, was die Werbung verspricht. Und die Verarbeitungsqualität ist im Fall der A-Saite richtig schlecht. Hier war das Ende am Saitenhalter so dick, dass die Saite nicht in den Saitenhalter gepasst hat. Ich musste erst mehrmals mit einer Flachzange nachhelfen, bevor ich sie aufziehen konnte...
Zu meiner eigentlichen Frage: die niedrigere Saitenspannung ist prinzipiell eine feine Sache, da man links wie rechts viel entspannter ist beim Spielen. Aber was die Quint-Doppelgriffe angeht: da habe ich mit dem Kauf ein Eigentor geschossen. Zwar lassen sich die Saiten leichter auf das Griffbrett drücken, aber sie weichen eben auch viel leichter zur Seite aus, was solche Quinten noch heikler macht.
Jedenfalls werde ich mir bei nächster Gelegenheit wieder einen Satz meiner altbewährten Obligatos ordern.
Das Anliegen ist damit abschlossen.
BTW: könnte mir eventuell jemand die Typo im Titel korrigieren (versehentlich "Tention" anstatt korrekt "Tension")? Ich habe keine Möglichkeit gefunden, das selbst zu erledigen, bzw. als ich es entdeckt habe, war es zu spät.
Falls das noch möglich ist: vielen Dank dafür im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen,
jd65

Hallo jd,
danke für Deinen Bericht zu den Perpetual Cadenza. Auch auf meiner Geige bevorzuge ich warm klingende low-tension Saiten, und bisher habe ich für mich nichts Besseres gefunden als Warchal Amber, die sich auch in hohen Lagen wunderbar spielen lassen. Von Obligato war ich eher enttäuscht, aber das hängt auch immer von der jeweiligen Geige ab.
Gruß
Bavarica
Hallo Bavarica,
vielen Dank für deinen Beitrag. Den Tipp mit den Warchal Amber Saiten werde ich mal im Hinterkopf behalten, von denen habe ich bisher nur gelesen, habe aber von diesem Fabrikat noch nie Saiten gespielt und sie bei Bekannten auch noch nie bewusst wahrgenommen.
Heute habe ich mit ca. 2h für meine derzeitigen Verhältnisse recht lange geübt, bzw. "gespielt" trifft es heute besser. Ich bin von meinem derzeiten Üb-Programm ziemlich abgewichen, um die Saiten noch ein wenig zu testen, und dabei habe ich mich ein Stück weit mit ihnen angefreundet.
Nachdem ich letztes Jahr wie schon gesagt nach langer Zeit das Üben wieder aufgenommen hatte, ist bei mir schnell die Idee gereift, mir für die nächsten Jahre ein größeres Projekt vorzunehmen. Das heißt "Beethoven", genauer gesagt: alle 10 Violinsonaten, von denen ich früher nur zwei zu meinem Repertoire gerechnet hatte (die Nummern 1 und die unvermeidliche Nr. 5 ;-) ). Derzeit nehme ich mir Sonate für Sonate vor, um einmal für die schweren Stellen einen groben Fahrplan in Sachen Fingersätze zu erstellen, und auch die eine oder andere Idee für Striche zu gewinnen. Hauptsächlich aber geht es mir darum, von jedem Stück eine grobe Idee herauszuarbeiten, auf die ich dann später aufbauen kann. Derzeit bin ich bei der Nr. 7 (das ist aber in meiner Reihenfolge schon die zweitletzte). Und speziell beim Arbeiten an dieser Sonate war ich von den Cadenzas zu Beginn total enttäuscht, vor allem im langsamen Satz. Zu Beginn hat sich das nämlich gerade bei langsamen Stellen und im Piano ziemlich "blechern" angehört, und natürlich ungewohnt laut (aber das weiß man natürlich, wenn man diese Saietn kauft).
Zu besseren Zeiten (lang ist's her...) hatte ich einmal das Brahms-Konzert vorspielreif drauf, davon ist nicht mehr viel übrig, aber die selbst eingerichteten Noten, die habe ich natürlich noch. Und da habe ich heute einmal interessehalber die ersten beiden Sätze gespielt, und vor allem im 1. Satz auch in Sachen Lautstärke alles gegeben. Und da haben die Saiten plötzlich "aufgemacht", da war er plötzlich: der komplexe Klang, auch mit dunkleren Einfärbungen.
Danach habe ich dann noch ein wenig an meinem Beethoven gearbeitet und hatte den Eindruck, dass es auch im langsamen Satz vom Klang her jetzt besser war. Entweder, ich habe mich einfach an das andere Spielgefühl gewöhnt, oder die Saiten brauchen doch länger zum Einspielen, als es so beworben wird. Nachstimmen muss ich nämlich nach wie vor ziemlich häufig, vor allem die A-Saite.
Und nochmal zum Brahms: als ich das mit meinen Obligato-Saiten zum letzten Mal probiert hatte, hatte das die linke Hand so viel Kraft gekostet, dass ich schier nicht durchgekommen wäre. Heute (inkl. Joachim-Kadenz) ging das in Sachen Kraftanstrengung richtig "locker vom Hocker". Über die Intonation breite ich natürlich lieber den Mantel des Schweigens... ;-)
Als vorläufige Zusammenfassung lässt sich nach meiner bisherigen Erfahrung sagen, dass diese Saiten sicherlich für Solisten und das entsprechende Repertoire geeignet sind, für Kammermusik, auch für anspruchsvollere wie die Beethoven-Sonaten, aber doch eher nicht.
Von daher wird es bei mir doch eher darauf hinauslaufen, dass ich entweder wieder zu den Obligatos zurückkehre oder nochmal etwas ausprobiere. Und in dem Zusammenhang nochmal vielen Dank für den Tipp mit den Warchal-Saiten, die hören sich wirklich interessant an (und laut Spannungstabelle sind sie den Pereptual Cadenzas ziemlich vergleichbar).
So viel mal für heute.
Mit freundlichen Grüßen,
jd65
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