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Guten Tag zusammen!
Ich bin die Mutter einer 17jährigen Tochter und wäre allen sehr dankbar, die uns in unserer Entscheidungsfindung helfen könnten.
Ich selbst spiele kein Instrument, kann also keinerlei Erfahrung nutzen. Unsere Tochter spielt seit 9 Jahren bei einer Lehrerin die sie zwar sehr gern mag, ihr aber manchmal zu streng ist. Unser Kind hatte vor 2 Jahren einfach keine Lust mehr und wollte aufhören, jederzeit mit der Gewissheit "irgendwann fange ich wieder an, weil ich das Geige spielen eigentlich toll finde". Wir wollten sie aus dem Unterricht rausnehmen, mit dem Gedanken, sie nicht zu zwingen bis sie die Geige gar nicht mehr mag. Die Lehrerin überzeugte uns, wie wichtig es sei unser Kind durch diese völlig natürliche Krise zu tragen. Sie spielte also weiter. Jetzt ist sie aber an dem gleichen Punkt wieder und die Lehrerin sagt sie bräuchte nicht mehr zuhause zu üben, sie solle nur in den Unterricht kommen um einfach "am Ball" zu bleiben; denn wenn sie aufhöre, finge sie Erfahrungsgemäß erst in ca. 10 Jahren wieder an und dann wäre alles Erlernete weg.
Unser Kind selbst hadert ganz schlimm mit sich. Ja, sie will endlich aufhören, kein schlechtes Gewissen mehr, wenn sie etwas nicht kann oder nicht geübt hat, endlich mehr Zeit für Hausaufgaben. Und dann wieder, nein, sie wird es sicher bereuen wenn sie aufhört...
Ach ja, falls danach gefragt werden sollte: Sie war mal im Orchester, das löste sich auf, es gibt hier keine echte Alternative, außerdem würde sie nicht noch mehr Zeit aufbringen wollen.
Kann uns jemand etwas raten, wie unterstützen wir sie am Besten?
Ganz Herzlichen Dank für jeden Beitrag
Sabine
1. 9 Jahre Geigenunterricht gehen nie verloren. Das wird jeder bestätigen, der nach vielen Jahren sein Instrument wieder entdeckt, nach relativ kurzer Eingewöhnzeit, ist alles wieder da.
2. Warum hat das Kind/die Jugendliche denn über Jahre immer die gleiche Lehrerin? Schon bei den ersten Unlustgefühlen, wäre ein Lehrerwechsel erfrischend gewesen.
3. Man kann Geige nach 9 Jahren Unterricht auch ohne Unterricht weiterspielen. Normalerweise sollte regelmäßiger Unterricht so angelegt sein, dass der junge Erwachsene dann den für seinen Bedarf Lernstand erreicht hat, und dann allein zurecht kommt. Leider wird dieses selbstständig werden von manchen Lehrern nicht gefördert! Niemand nimmt ein ganzes Leben Unterricht, es sei denn, er kann sich nicht selbst Literatur aussuchen und selbst motivieren.
4. Es gibt Wochenendveranstaltungen, die sicher auch mehr wären, wenn denn die Nachfrage stiege, so dass man großen Zeitabständen sich mal mit Gleichgesinnten und wechselnden Lehrern austauschen kann.
5. Fazit, überlass deiner Tochter die Entscheidung . Das Erlernte geht nicht verloren, muss später eben nur wieder aktiviert werden (geht schneller als man denkt). Zum Unterricht gehen ohne zu Üben ist Blödsinn! Aber selbstständig gelegentlich Üben/Spielen aus Freude und innerem Drang ist super! Als Eltern habt Ihr alles richtg gemacht, Durststrecken mit ihr durchgestanden und schließlich 9 Jahre Instrumentalunterricht eurem Kind geschenkt. Mit 17 ist jetzt eure Tochter selbst verantwortlich. Vielleicht will sie ja ein bisschen mit der Gitarre spielen, oder Klavier? Ganz frei ohne Unterricht oder empfundenen Zwang zum Üben?
Hallo Bea,
vielen Dank Dank für den Beitrag, der ist wahrhaft hilfreich. Das fehlt uns eben, andere Sichtweisen. Es gab die Überlegung den Lehrer zu wechseln, aber unsere Lehrerin meint zu diesem Thema: Es wirft einen immer erst mal etwas zurück, bis sich Lehrer und Schüler aneinander angepasst haben und es gibt so viele schlechte Lehrer die nur die Lieder runterreißen, bei ihr lernt man sehr gründlich und so kann man sich immer weiterentwickeln, statt nur hin und her zu fiedeln und auf unterem Niveau stecken zu bleiben.
Ich finde die Aussage, dass das Gelernte nicht verloren geht, sehr schön. Darin liegt halt unsere Angst. Die Vorstellung, dass sie nach Jahren wieder anfangen will und feststellt: ist alles weg und oh, ne...also noch mal ganz von unten anzufangen ist ja auch frustran. Schön, wenn man wieder hineinfindet, unsere Lehrerin bestreitet dies wie gesagt.
Ich/wir werden uns noch Gedanken machen und diesen Beitrag mit einfließen lassen, macht nämlich ein stimmiges Gefühl. Vielen Dank!
Natürlich freuen wir uns über jeden weiteren Beitrag.
Herzliche Grüße
Sabine
Eure Lehrerin ist wahrscheinlich sehr ambitioniert, allerdings sind ihre Argumente, diejenigen, die eine Lehrerin eben macht, die keinen Schüler verlieren will.
Ein neuer Lehrer wirft einen Schüler doch nicht zurück, sondern eröffnet neue Räume.Sollte er die Erwartungen nach neuen Horizonten nicht erfüllen, sucht man eben noch einen neuen Lehrer. Aber jeder Lehrerwechsel bringt auch neue Einsichten, neue Literatur. Eventuell vermag ein neuer Lehrer, Schwächen eher aufzudecken und Lösungen anzubieten, die der 1. Lehrer als gegeben und unabstellbar vielleicht resignierend durchgehen lässt.
Und das Anbieten von Unterricht ohne Üben ist die Spitze! Dann handelt es sich nicht mehr um Unterricht, sondern angeleitetem Beschäftigen mit dem Instrument. Alles was man dort machen kann, kann man auch umsonst ohne Anfahrtszeit zuhause machen.
Hallo Bea
Der Unkenruf bezüglich eines Unterbruchs würde wirklich nur gelten, wenn Deine Tochter eine Karriere als Musikerin im Auge hätte. Meine Mutter hat auf dem Klavier zwei wirklich lange - mehrjährige - Unterbrüche einschalten müssen, aber beidemal nach einigen Monaten Üben das frühere Niveau wieder erreicht und weiter aufbauen können.
Auf alle Fälle würde ich Beas Rat folgen und die Tochter versuchen lassen, ohne Lerndruck und nach eigener Lust und Laune neue Wege mit dem Instrument zu gehen. Das ist die einzige Art, wie sie sich die Freude am Spielen erhalten kann, und ohne die geht auf die Dauer nix.
Alles Gute
asmahan
Sorry, ich meinte bei der Anrede natürlich Sabine....
Ich sehe das Ganze ein wenig anders.
Wichtig für mich wäre an erster Stelle WARUM will sie pausieren/aufhören? Wenn das sicher geklärt ist, dann kann man weitersehen. Alles andere finde ich etwas kurzsichtig. Und es ist tatsächlich so, dass es mit 13-15 oft eine große Krise gibt über die man erst einmal wegkommen muss. Mit 17 dürfte diese allerdings langsam vorbei sein, so dass man sich wirklich darauf konzentrieren kann WO GENAU das Problem liegt.
- Ist es wirklich die (zu) strenge Lehrerin? Dem kann man problemlos abhelfen. Nach neun Jahren dürfte es wirklich kein Problem sein den Lehrer zu wechseln. Wenn man das mit der Lehrerin ehrlich und offen bespricht, nicht dass sie zu streng ist, sondern dass man mal andere Luft schnuppern möchte, dann kann sie vielleicht sogar jemand anderen empfehlen oder bereitet das Mädchen auf ein eventuelles Vorspiel bei anderen Lehrern vor.
- Hat das Mädchen vielleicht einfach zu viele Verpflichtungen und schafft es deshalb nicht so gut und ordentlich zu üben wie sie es gerne würde? Da hilft es dann vielleicht wirklich etwas weniger zu üben um überhaupt am Ball zu bleiben.
- Hat sie vielleicht eigentlich gar keine Lust mehr am Geigen? Dann würde ich sie das Halbjahr beenden lassen und dann vom Unterricht abmelden.
Generell finde ich, dass überhaupt gar nichts dabei ist nach neun Jahren den Lehrer zu wechseln, wenn der Wechsel "sauber" geschieht. Oft bringt ein Lehrer auch ganz anderen frischen Wind.
In der Pubertät finde ich es durchaus akzeptabel bei einem Lehrer, den ein Schüler gerne hat, Unterricht zu nehmen auch wenn nicht "genug" geübt wird. Oft ist das nämlich nur eine Phase.
Wer wirklich ganz andere Interessen hat sollte dann irgendwann auch, natürlich nur nach reiflicher gemeinsamer Überlegung aufhören dürfen.
"Pausieren" finde ich bei Schülern in diesem Alter kritisch. Meist ist es nämich letztendlich ein Aufhören und das sollte man gut überlegen und auch richtig benennen.
Vielleicht ist es auch eine Lösung mit dem regelmäßigen Unterricht aufzuhören und nur noch regelmäßig(!) im Orchester zu spielen mit der Option bei Bedarf mal ein paar Stunden Unterricht nehmen zu dürfen.
Hallo,
dass das Mädchen ab und zu zum Geigenlehrer geht, ohne vorher viel zu Üben, finde ich persönlich nicht übel. Man kann mit dem Geigenlehrer im Duett spielen, eventuell auch Improvisieren. Eventuell hängt eine Lustlosigkeit auch damit zusammen, dass die Musik, die sie übt / spielt einfach nicht mehr gefällt. Improvisation (Jazz, Folklore, Pop / Rock ...) befreit und bringt den Menschen zum Ursprung des musikalischen Gedankens, außerdem ist es meiner Meinung nach "Musizieren pur".
Liebe Grüße!
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