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Guten Morgen,
heute die Frage fürs Wochenende:)
Es sind Sommerferien (zumindestens für meinen Lehrer) und er empfahl mir ein eigenes Kolophonium für diese Zeit. In jedem Fall ein weiches. Es benutzt für seinen und bisher auch für meinen Bogen ein weiches französiches (wohl ziemlich teuer), für mich als Anfänger würde aber auch ein günstiges reichen.
Jetzt ist das nächste Geschäft etwas weiter weg und im Internet bezahlt man mehr Porto als für das Zeug selbst. Jedenfalls holte mein Opa nach einem Gespräch darüber eine alte Dose raus mit größeren Stücken Kolophonium. Er meinte das gabs früher (vor ca. 20-40 Jahren) in der Drogerie zu kaufen. Es wurde und wird zum Weichlöten benutzt. Leider ist keine originale Schachtel mehr erhalten. Ich habe also keine Ahnung von welchem Baum es stammt.
Prinzipiell kann altes Kolophonium ja noch funktionieren.
Jetzt zu den Fragen: Soll ich es wagen, auf meinem von der Musikschule geliehenen Bogen?
(Haare danach zur Not auswaschen würde ich gerne vermeiden.)
Wie bekomm ich raus, ob es "weich" oder "hart" ist? Sieht man das an der Farbe? Weil bei den Internethändlern steht ja auch nur hell oder dunkel.
Danke
Wünsche schonmal schönes Wochenende!
Ein Lötkolophonium würde ich auf gar keinen Fall benutzen. Um für Streichinstrumente tauglich zu sein, muss Kolophonium besonders verarbeitet und mit anderen Substanzen vermischt werden, was Lötkolophonium nicht geschieht.
Die Farbe sagt an sich wenig aus. Manche Hersteller färben ihr Kolophonium sogar; zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass Kolophonium von Natur aus knallrot (Thomastik-Dominantkolophonium) oder grün (Jade) sein kann. Leider halten sich Kolophoniumhersteller recht bedeckt, was die Eigenschaften ihres Produktes betrifft. Begriffe wie hart und weich sind allenfalls in Relation zu anderen Kolophonien desselben Herstellers zu verstehen. Aber viele behaupten, ihr Kolophonium sei für bestimmte Saitentypen optimiert. (Pirastro bietet sogar für jedes Saitenmodell ein angeblich besonders darauf abgestimmtes Kolophonium an). Für Dich dürfte eigenlich alles passen, was sich entweder gezielt an Synthetik-Saiten richtet (oder bestimmte Synthetik-Saitenmodelle) oder sowohl für Geige als für Bratsche (Bratschen brauchen tendenziell weichere Kolophonien als Geigen) geeignet ist. Nicht geeignet wären Kolophonien, die ausdrücklich für Stahlsaiten gedacht sind (z.B. Pirastro Piranito Kolophonium). Ich weiß, das schränkt die Auswahl nicht wirklich ein, sollte Dir aber ein bisschen Orientierung geben.
Ich benutze zurzeit ein Thomatik Dominant Kolophonium. Aber so richtig uneingeschränkt empfehlen kann ich es nicht. An heißen, schwülen Tagen bröckelt das bei mir richtiggehend aus dem Bogen raus und klingt dann auch ziemlich furchtbar.
Der Härtegrad eines Kolofoniums ergibt sich vor allem durch die Kochzeit. Bestimmte Bestandteile entweichen beim Kochprozess und das Kolofonium wird nach längerer Kochzeit härter.
Weicheres Kolofonium erzeugt eine stärkere Verklebung und ist für die tieferen Instrumente geeignet, um die entsprechend dickeren Saiten anzuregen. Dieser Haftungs- und Loslassprozess muss zur jeweiligen Saite und dem Anspracheverhalten des Instrumentes passen.
Wenn das Kolofonium nicht richtig passt können entweder Nebengeräusche auftreten oder es entsteht ein seifiges Spielgefühl.
Zum Thema "Kolophonium" hätte ich auch noch eine Frage...ich habe zwar eines, bin jetzt aber ins Grübeln gekommen, da ja nun mittlerweile Kunststoffsaiten auf der Geige sind und ich gesehen habe, dass es ein spezielles Kolophonium für Synthetiksaiten gibt.
Ist so etwas Geldmacherei oder sollte ich bewusst darauf achten, dass mein Kolophonium immer zu den Saiten "passt"? Ich würde ungern mein jetziges (das eigentlich recht neu ist) in die Tonne werfen.
Viele Grüße
Jana
Das Evah-, Eudoxa-, Salchov- und Andrea-Kolophonium konnte ich immer problemlos auch nach einem Wechsel des Saitentyps benutzen. Meine Erfahrungen beschränken sich allerdings auf Darm- und Synthetiksaiten. Da war es kein Problem. Mit Stahlsaiten habe ich gar keine Erfahrung.
Ich würde mir da auch keinen Kopf machen, sondern austesten, wie gut es mit den neuen Saiten funktioniert. Wenn Du einen schönen, kräftigen Klang ohne Nebengeräusche erzeugen kannst, passt es schon. Wenn Du aber vor lauter Nebengeräuschen den eigentlichen Ton kaum noch hörst, könnte das daran liegen, dass das Kolophonium nicht zu den Saiten passt. Darf man fragen, was Du momentan benutzt? Schließlich gibt es genug nicht-spezialisierte Kolophonien, die mit allen Saitentypen einigermaßen funktionieren.
Es gibt schon Unterschiede zwischen verschiedenen Kolophonien und wo es Unterschiede gibt, gibt es auch Optimierungspotential. Aber solange man ein Kolophonium hat, das anständig funktioniert, kann man zufrieden sein, ohne das letzte raus holen zu wollen.
Aber: Neben den Saiten darf man die Temperaturen nicht vernachlässigen. Ich habe ja schon geschrieben, dass mein "Dominant"-Kolophonium im Sommer nicht annähernd so gut funktioniert wie im Winter. Ich schätze, das liegt daran, dass ich im Sommer meine Bude kaum unter 27°C kriege. Ich benutze deshalb an heißen Tagen ein anderes Kolophonium (ein billiges Royal Oak, das im Winter zu hart ist und recht wirkungslos aus dem Bogen staubt).
Allerdings treibt der Markt für Kolophonium einige merkwürdige Blüten: Dass Ausgangsmaterialien und Zubereitungsweisen die Eigenschaften von Kolophonium beeinflussen, kann ich mir vorstellen. Aber dass das Hinzufügen von Goldstaub oder sonstigen Edelmetallen etwas ändern soll, kann ich mir nicht vorstellen. Das klingt für mich nach esoterischem oder magischem Hokus Pokus. Leider wird in Sachen Kolophonium eine Menge Geheimniskrämerei und Kult betrieben. Die wenigsten Hersteller verraten, von welchen Bäumen das Harz stammt, das sie verarbeiten. Und die ganzen Stories ums "Liebenzeller" ... kann man nicht einfach ohne diese Mythenbildung und Intriegengeschichten gutes Kolophonium kochen?
Langer Rede kurzer Sinn: Diese ganzen unterschiedlichen Kolophonien für unterschiedliche Saitentypen, haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Aber sie sind auch kein Muss. Solange Deine Kolophonium funktioniert, kannst Du dabei bleiben, wenn es aber nicht funktioniert, wirst Du um ein Neues nicht herumkommen. Aber da Kolophonium ziemlich lange hält, und der Verbrauch gering ist, ist es so ziemlich das Billigste am Geigespielen. Insofern ist es zwar ärgerlich, ein kaum gebrauchtes Kolophonium weg zu werfen, aber auch nicht weiter schlimm.
Also, euren Beschreibungen nach zufolge müsste mein derzeitiges in Ordnung sein, da ich klanglich zufrieden bin. Ich dachte nur, vielleicht schadet das ein oder andere Kolophonium bestimmten Saiten, da es nicht darauf abgestimmt ist.
Zur Zeit habe ich ein Kolophonium von Geipel und bin wie gesagt ganz zufrieden damit. Liegt so in der Preiskategorie von ca. 8 Euro. (Jedenfalls habe ich das im Geschäft bezahlt, im Internet gibt es das sicher günstiger.)
Pünktchen,
dass Dir zu Stahlsaiten ein weiches Kolophonium empfiehlt, wundert mich ein wenig. Aber ich denke, dass sich Dein Geigenlehrer dabei was denkt, auch wenn ich nicht weiß was...
Schau Dir mal das Angebot auf www.stradivarishop.de an. Da wird, wenn es von einem Kolophonium mehrere Varianten gibt, gesagt, welche hart und welche weich ist. Bei Hidersine ist das helle hart und das dunkle weich, bei Petz ist es umgekehrt. Überlege Dir wie viel Du anlegen willst, und wenn es zwei Varianten gibt, nimm die weichere. Ansonsten deuten Worte wie "gute Haftung" oder "Griffigkeit" auf ein weiches Kolophonium hin.
Also, jeder modern spielende Geiger spielt Stahl (E-Saite) und umsponnene Saiten mit Darm oder Kunststoffkern.
Ein Kolofonium muss also immer mit verschiedenen Saitentypen zurechtkommen!
Was ist denn überhaupt die Aufgabe eines Kolofoniums?
Sehr anschaulich ist das in der Ultra-Zeitlupenaufnahme zu sehen:
die Aufgabe eines Kolofoniums ist zum einen "den Moment der Haftung" zu erzeugen. Anschließend muss durch die Saitenspannung der Kontakt wieder gelöst werden und die Saite springt zurück. Gleiches geschieht immer wieder in Wechselwirkung.
Der Unterschied bei verschiedenen Härtegraden ist der, dass eine stärkere Haftung bei weicherem Kolofonium stattfindet. Das ist natürlich bei den tieferen Streichinstrumenten notwendig, um die dickeren Saiten überhaupt "mitziehen" zu können.
Diese Funktion der "Klebkraft & Loslassen" ist bei verschiedenen Harzsorten unterschiedlich ausgeprägt und sollte zum individuellen Anspracheverhalten des Instrumentes passen. Eine allgemeingültige Empfehlung zur Kolofoniumsorte gibt es deshalb nicht. Nur Tendenzen lassen sich festlegen, ob ein Kolofonium z.B. Nebengeräuschärmer ist oder weicher klingt.....Ein zu weiches Kolofonium erzeugt i.d.R. bei der Geige stärkere Nebengeräusche, lasst sich andererseits auch griffiger spielen. Also ist auch der entsprechende Spielertyp gefragt.
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