Geigenbauer Eugen Wiech Reutlingen < | Milben | > Geigenauktionen |
Auf diese Beiträge antworten | Zurück zur Liste | Zum neuesten Beitrag springen
Hallo, auch ich habe dieses Milbenproblem im Cellokoffer. Ich würde diesen gerne ausräuchern, auch mehrmals, wenn nötig. Mit was für einem Insektizid habt Ihr erfolgreich ausgeräuchert.
Allen schöne Weihnachten
Hedi
Hallo Hedi,
Dein Problem wurde hier schon diskutiert.
Die einfachste Lösung bei den derzeitigen Nachtfrösten ist, das geöffnete Instrumentenetuis nachts ins Freie in den Frost zu stellen. Dabei hilft es eine größere Entfernung von einem beheizten Gebäude einzuhalten, denn z.B. auf Balkonen sinken die Temperaturen nicht zuverlässig unter 0° C ab, auch wenn in der Umgebung des Gebäudes alles gefriert. (Man kann einen Becher mit etwas Wasser neben das Etuis stellen. Ist das Wasser morgens von einer Eisschicht bedeckt, hatte es an diesem Punkt sicher unter 0° C.) Temperaturen unter 0° C töten sowohl die Milben als auch deren Eigelege zuverlässig durch Gefrieren des Wassers in deren Zellen wobei die Zellwände gesprengt werden, was zum sofortigen Ableben der Tierchen und ihres Nachwuchses führt. Gleiches gilt auch für Teppichkäfer deren Larven an den Bogenbespannungen und evtl. echten Fischbeinbewicklungen knappern. Nach dem kräftigen (sicherheitshalber mehrfachen) Durchfrosten des Etuis, steht eine unnachsichtige und rücksichtslose Nachbehandlung des Etuis mit einem Staubsauger an - vorallem in allen(!) schwer zugänglichen Ecken, Kanten, Nähten und Zubehörfächern.
Insektizide wirken auf Eigelege nicht oder nur sehr eingeschränkt, weswegen mehrfache Behandlungen mit dem Insektizid notwendig sind, jeweils nach dem Schlüpfen der nächsten Generation aus den Eigelegen.
Hier im Forum gibt es einen Faden der beschreibt, daß die Behandlung des Etuis mit Insektiziden zu nachhaltigen Schäden am Geigenlack führte. Die Insektizide hatten sich im Innenfutter und der Polsterung des Etuis festgesetzt und den Geigenlack erweicht oder sogar angelöst. Mit Chemikalien in der unmittelbaren Umgebung des Instruments sollte man daher recht zurückhaltend umgehen, da i.a. weder vom Insektizidhersteller noch vom Lackhersteller (Geigenbauer) vollständige Angaben über die jeweiligen Inhaltsstoffe herausgerückt werden und daher vorab keine Prüfmöglichkeiten bzgl. gegenseitiger Unverträglichkeiten bestehen.
Wenn es nachts nicht friert und man die unerwünschten Untermieter des Etuis deshalb nicht schnell genug kalt machen kann, dann kann man ihnen einheizen indem man das geöffnete Etuis im Hochsommer in die pralle Sonne stellt. Starke Hitze führt zur schnellen Austrocknung der unerwünschten Etuisbewohner und ihrer Eigelege. Angeraten ist auch hier eine Mehrfachbehandlung in möglichst kurzen Zeitabständen mit dem Ziel der totalen Vernichtung. Auch bei dieser Methode empfiehlt sich eine radikale Nachbehandlung mit dem Staubsauger.
Abschließend ist anzumerken, daß vor und während einer der beschriebenen Behandlungen das Instrument dem Etuis entnommen und an einem Ort mit geeigneteren Umgebungsbedingungen gelagert werden sollte.
Waidmannsheil!
Ich wünsche Dir eine friedvolle Adventszeit und ein erholsames Weihnachtfest!
Geigenbauer Eugen Wiech Reutlingen < | Zurück zur Liste | > Geigenauktionen |
Nur angemeldete Benutzer dürfen Beiträge schreiben. Log In
Diese User sind gerade online: