Anfängerfrage: Hand "schieben" in der 1. Lage < | Realistische Erwartungen Hobbygeiger | > Zwei Meistergeigen zu verkaufen |
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Hallo zusammen,
lerne als Späteinsteigerin (Ende 40) nun seit 5 Jahren Geige (mit Unterricht, 45-60 Minuten Üben am Tag) und bin kurz davor, es sein zu lassen, weil ich frustriert bin.
Ich habe den Eindruck, es klingt gar nicht mal schlecht, aber – das ist das Entscheidende – letztendlich auch nicht wirklich schön. Ich glaube schon, dass man auch als Erwachsener Geige lernen kann, aber jetzt mal ganz ehrlich: Wirklich so, dass man den Klang genießen kann? Muss ich einfach nur noch mehr Geduld haben? Oder meine Erwartungen runterschrauben?
Ich spiele seit meiner Jugend Klavier und das wirklich nicht virtuos und auch nur auf Hobbyniveau, aber es klingt in meinen Ohren schön. Kann man das als Späteinsteigerin auf der Geige überhaupt jemals erreichen? Selbst die einfachsten Stücke auf der Geige klingen nicht so, dass ich zufrieden bin, weil man immer den "Laien" raushört. Wie geht es Euch Späteinsteigern damit?
Mir ist klar, dass da vieles subjektiv ist - allerdings nehme ich mein Geigenspiel regelmäßig auf und schicke die Aufnahmen an ehrliche Freunde. Da erhalte ich die Rückmeldung, dass sie beeindruckt sind, wie weit man als Erwachsener so kommen kann, aber halt schon in die Richtung "es wird, es wird" ;-) Und nicht "Wunderschön, ich höre es mir immer wieder mal an!" :-))) Wenn ihr wisst, was ich meine ;-)
Gruß, Kira
Wünsche Dir alles Gute und viele Erfolgserlebnisse
Danke :-)
Nie Aufgeben! Weiter machen.
Jetzt fällt mir noch was ein - der "Profi"- Eindruck hat auch mit Gestaltung und Interpretation zu tun, bei jedem Instrument. Wird jeder Ton einzeln gespielt, im Fall des Klaviers vielleicht gehämmert- oder in großen Zusammenhängen gedacht. Hier könnten Benjamin Zanders masterclass Videos auf YouTube eine Inspiration sein (every note comes from somewhere or goes to somewhere", "don't play noty"). Deine Frage beschäftigt mich nämlich auch schon länger...
Da hast Du Recht, der Ausdruck und auch die persönliche Note, die man der Interpretation eines Stückes gibt, spielen natürlich auch eine große Rolle. Ich habe nur häufig das Problem, dass es dann zu viele "Baustellen" auf einmal sind. Ich bringe Ausdruck in das Stück, treffe aber manche Töne nicht richtig (da nützt dann auch der Ausdruck nichts, wenn es einfach nur schief klingt) - oder ich treffe die Töne, aber mein Vibrato wird schlecht, weil ich zu sehr auf die Intonation achte... und mit dem Ausdruck ist es dann ganz vorbei. So viele Dinge, die gleichzeitig eine Rolle spielen. Das alles macht Geige so extrem schwierig.
Muss aber gestehen, Späteinsteiger bin ich nicht, habe schon als Kind gegeigt, aber lange pausiert.
Danke für das schöne Zitat!
Mir geht's ähnlich, ich bin auch im Intermediate - Bereich, Wiedereinsteigerin, und genervt vom Laienklang.
Ich möchte gar nicht so virtuose Sachen spielen, aber mit besserem Ton als jetzt. Ich habe einen Freund, der Profi ist, und mir jetzt Unterricht geben möchte.. ich bin gespannt ob er mir bei dem Ziel helfen kann.
Hallo Kira,
"Tatsächlich störe ich mich auch ein wenig am Satz "Man kann in jedem Alter Geige lernen". Sicher möchte man damit auch berechtigterweise dem Geigenmythos entgegentreten. Und falsch ist die Behauptung auch nicht. Aber sie ruft vielleicht falsche Erwartungen hervor."
Vielleicht liegt eine falsche Erwartung aber auch in der Annahme, dass Kinder/Jugendliche automatisch zu einem guten Geigenton kommen, nur weil sie früher anfangen. Viele Kinder/Jugendliche kommen nie über einen "Anfängerton" hinaus. Egal wer, ob Kind oder Erwachsener, man muss was dafür tun. Die Arbeit an einem guten Geigenton von Anfang an ist immer auch Bestandteil guten (!) Unterrichts und ja, das dauert und erfordert gezieltes Üben, so wie alles auf der Geige. Welche Rückmeldung bekommst Du denn vom Lehrer/Lehrerin zu Etüden und Stücken, v.a. wenn Du selber sagst, gezielt Deinen Ton verbessern zu wollen, welche Übungen werden Dir konkret empfohlen?
Simon Fischer hat in fast all seinen Büchern grundlegende Übungen der rechten Hand zur tone production veröffentlicht (rechte Hand), es gibt von ihm sogar eine DVD dazu: https://www.simonfischeronline.com/the-secrets-of-tone-production.html Empfehlenswert wären für Dich vielleicht Fischers exzellente Übungsbücher "The violin lesson" oder "Practice", die sich sämtlichen Aspekten der rechten und linken Hand widmen, die alle zu einem guten Spiel + Ton zusammenspielen.
Gruß
Bavarica
Hallo Bavarica,
ja, in Bezug auf die falschen Erwartungen hast Du absolut recht. Im Unterricht habe ich die Problematik und den Frust nochmals angesprochen. Da haben wir eine Stelle in einem Stück rausgesucht und die Ton für Ton, ohne auf Rhythmus zu achten, ganz langsam geübt, bis es sauber war. Das hat mir schon geholfen. Und mir nochmals bewusst gemacht, dass ich die Stücke in der Regel viel zu schnell in Endgeschwindigkeit spiele. Aber auch, dass ich einen hohen Anspruch an die Intonation habe, und dass ich, wenn ich die erreichen will, entsprechend Arbeit reinstecken muss.
Mir ist auch klar, dass ich mit viel mehr besserem Üben und häufigerem Unterricht schnellere Fortschritte machen würde. Üben, auch Tonleitern etc., macht mir auch grundsätzlich Spaß.
Ich bin aber leider Vollzeit berufstätig und wohne in einer hellhörigen Mietwohnung, so dass ich nicht immer dann viel üben kann, wenn ich gerade möchte. Ich übe zwar jeden Tag, aber oft nur 45 Minuten, und dann wird es abends zu spät, und ich hab ein ungutes Gefühl bei der Vorstellung, dass die Nachbarn ihren Feierabend genießen möchten und sich evtl. vor Grauen die Ohren zuhalten (obwohl sich noch nie einer beschwert hat). Das ist vielleicht auch noch etwas, womit Kinder im Vorteil sind: Dass sie sich nicht um die Nachbarn scheren ;-) Als ich Klavier gelernt hab, hab ich mir nicht die Bohne darüber Gedanken gemacht, dass das Geklimper andere stören könnte.
Viele Grüße
Kira
Hallo Kira,
ich denke auch, wenn ich den entscheidenden Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen ausmachen müsste, wäre es die Unbekümmertheit der Kinder, einfach zu spielen. Wir Erwachsene scheinen uns mit "Verkopftheit" selbst zu blockieren. Dabei hätten wir doch den Vorteil, Probleme an der Geige analytisch angehen zu können. Meine Übezeit ist genau wie bei Dir begrenzt und ich arbeite ständig dran, sie möglich effizient zu nutzen. Ich muss manchmal auch noch der Versuchung widerstehen, über manches drüberzuspielen, statt im Gegenteil die Stellen zu zerlegen und geduldig langsam und analytisch zu bearbeiten und mir vor allem die Zeit zu nehmen, jeden Ton kritisch zu hinterfragen. Ist ein Geduldsspiel, das sich bei mir aber sehr auszahlt. Für die Intonation verwenden viele beim Üben drone Töne als Hilfe.
Das mit den Nachbarn kenne ich leider auch und das kann einen ganz schön hemmen. Die "Angst", dass sich jemand beschweren könnte, ist der Feind eines befreiten Spiels mit gutem Ton. Die üblichen schweren Hoteldämpfer aus Metall haben mir den Ton zu sehr gedämpft, für den Steg sind sie auch nicht besonders gut. Dann habe ich mir einen wmutes practice mute zugelegt, der auf den Steg geklemmt wird. Ich will kein product placement betreiben, aber der dämpft so gut (besser als die Gummi-Hoteldämpfer), dass ich unbehelligt üben kann, und lässt aber genügend formbaren Geigenton und Obertöne zurück, sodass ich am Klang arbeiten kann und gleichzeitig die Intonation nicht leidet (aber schon klar: nichts ist so gut wie der ungedämpfte Geigenton). Nachteil: Die Dinger sind sauteuer (ich habe direkt beim Hersteller bestellt).
Gruß
Bavarica
Vielen Dank für die Links zu den drone tones, sowas hatte ich gesucht, wusste aber nicht, wie das heißt :-)
Hallo,
auch ich bin ein Späteinsteiger bei den Streichern (Cello).
Man muss berücksichtigen, dass diese Streichinstrumente sehr viel mehr Zeit brauchen, bis man sie beherrscht. Ich würde das Buch von Eckart Altenmüller „Vom Neandertal in die Philharmonie“ empfehlen, das sich u.a. dieser Problematik annimmt. Aber konkret: Wenn Du seit 5 Jahren täglich eine Stunde übst, sind dies 360*5 = 1800 Stunden. Das ist nicht viel und eine Stunde reicht auch für einen professionellen Spieler kaum aus, das Niveau zu halten.
Da aber Zeit nicht beliebig produziert werden kann, bleibt nur, die Ansprüche entsprechend den Gegebenheiten anzupassen. Freu Dich über jeden sauberen Ton, spiel wie es Dir gefällt und vergiß den Vergleich mit professionell gespielter Musik. Wenn man seine 6-10.000 Stunden hinter sich hat, sieht die Welt anders aus.
Sieh nochmals unter "Literatur" nach, denn da gibt es genügend Hilfestellungen.
Hajo
Hallo Hajo,
ja genau, aber das ist ja der Punkt - wenn man ein gutes Gehör und den entsprechenden Anspruch hat, gleichzeitig aber nicht ausreichend Zeit zum Üben, ist es vielleicht ungünstig, ausgerechnet ein Streichinstrument zu lernen. Jetzt bin ich aber schon so weit gekommen, dass es mir schwer fällt, aufzuhören, zumal es in ein paar Jahren hoffentlich besser klingt. Außerdem habe ich die Geige gewählt, weil ich gerne mal in einem Hobbyorchester spielen wollte. Das ist mit dem Klavier schwieriger.
Gruß
Kira
Ich würde mal die Ansprüche runtersetzen!
Du hast als Hobbygeigerin noch einen Vollzeitberuf. Profis haben meist mit 5 angefangen, hatten fast durchgehend hochkarätigen Unterricht, haben seit der Jugend täglich 3 Stunden oder so geübt, haben studiert, haben Bühnenerfahrung. Also: Wenn die ein Stück spielen, haben sie es schon JAHRELANG geübt! Wenn du ein Stück übst, hast du 45 min Zeit, NACH deinem Arbeitstag, also nicht bei voller Kapazität!
KEIN Hobbyspieler wird Profiniveau erreichen, das ist auch gar nicht nötig! Wäre es nicht traurig, wenn all die Hobbysportler aufgeben würden, weil sie nie Profiniveau erreichen könnten? Die 50jährigen Fußballer, die doch immer noch viel erreichen werden, aber natürlich niemals so viel wie ein 30jähriger Profifußballer, der seit Jahren unter professioneller Anleitung übt und im besten Alter dafür ist?
Ich würde mit rotierender Aufmerksamkeit üben. Immer nur EINE Sache. Intonation, Tempi, Dynamik, Ausdruck/ Vibrato usw. Jeden Ton einzeln sauber spielen, wie du das ja schon gelernt hast.
Es kann helfen, vor dem Üben mal ein paar Videos von Profis zu sehen mit Übetips.
Ich kann hier gerade schlecht verlinken, daher suche mal bei Youtube:
AdultCello 10 minutes. Das sind Übungen auf leeren Saiten. Daran sollte man sich auch immer wieder erinnern und immer wieder auch an den Basics üben. Dieses Video kann einem helfen, wenn man dazu neigt, zu schnell zu üben, sich zu überfordern und dann frustriert zu werden. 5 min leere Saiten und sich wieder nur auf den Bogen, den Ton konzentrieren. Wenn du das ausbauen willst, gibt es von Cassia Harvey die Bücher „Open string bow workouts for violin“ 1 + 2. Dabei konzentriert man sich nur auf den Bogen, auf den sauberen Ton mit ganz vielen Übungen, die einem vielleicht selbst nicht so einfallen. Dabei werden später auch verschiedene Stricharten geübt.
Dann schaue mal bei Kerson Leong „The art of etude“. Da werden viele, oft schon anspruchsvollere Etüden vom Profi gespielt (Fiorello, Rode).
Für die Wohlfahrt-Etüden: Violinist Bochan Kang Wohlfahrt 60 studies for the violin.
Violin Lab Channel hat auch einige schöne Videos zu den Wohlfahrt-Etüden. Solche Videos führen dazu, dass man einfache Stücke mit einem maximal schönen Ton übt und nicht einfach „abspielt“.
Für Lerntips: Violin Love und Daniel Kurganov.
Da kann man schon sehr viel mitnehmen und vor allem sich immer wieder auf kleine Aspekte konzentrieren, statt „durchzuhudeln“.
Nimm dir ein, zwei Stücke mittleren Schwierigkeitsgrades, die du gerne lernen möchtest, besprich das mit deinem Lehrer und übe diese Stücke einfach mal mehrere MONATE! Vielleicht auch „nebnebei“, also nicht ohne Konzentration, sondern als Teil deiner täglichen Übung, währen du parallel auch neue, einfachere Stücke lernst. Die Herausforderung, mal etwas wirklich so intensiv zu üben, bis man es perfekt kann, auch wenn das Monate dauert, kann auch befriedigend sein und einem auch die Erkenntnis bringen, dass man sich immer noch verbessern kann, dass das Stück nach einem Monat besser klingt, nach einem weiteren Monat noch besser, dass einem immer wieder kleine Aspekte auffallen, die man noch üben oder verbessern kann.
Falls du auf Instagram bist, suche da mal kazu_violin. Das ist ein junger Teenager, der unter anderem seine tägliche Etüdenarbeit aufnimmt, ja, eine Art Profiton hat, aber da sieht man, wie man ganz langsam an so einer Etüde arbeitet und dabei immer auf den sauberen, vollen Ton achtet.
Wichtig ist doch, dass das Hobby Spaß macht.
Noch 2 Buchempfehlungen, die mir sehr geholfen haben: Gehardt Mantel: Cello üben (allg. Hinweise für gründliches Üben auf Streichinstrumenten) und vom gleichen Auto "Einfach üben: 185 Überezepte für Instrumentalisten". Da geht es um allg. Strategien, ähnlich wie bei sportlichen Übungen.
Hallo Fidi,
das selektive Üben, also nur Intonation, Vibrato, nur Qualität des Bogenstrichs usw. praktiziere ich in der Tat erst seit kurzem. Ich spiele sehr schnell vom Blatt und hab von Anfang an den Fehler gemacht, Stücke in kurzer Zeit in finalem Tempo zu spielen, obwohl ich es eigentlich besser wusste. Zwischendurch hab ich dann zwar immer wieder langsam geübt, aber so, wie es nach meinem Empfinden langsam war. In meiner letzten Stunde ist mir klar geworden, wie langsam es wirklich sein muss, um saubere Intonation zu lernen.
Vielen Dank für die Video- und Buchtipps - Bochan Kang kannte ich noch gar nicht, das ist wirklich sehr hilfreich, weil ich die Wohlfahrt-Etüden gerne spiele. Und es macht richtig Spaß, kazu_violin beim Üben zuzuhöhren :-)
Gruß
Kira
Vielen herzlichen Dank euch allen für die ermutigenden Worte und zahlreichen hilfreichen Tipps! Ich glaube, ich bin gerade dabei, mein Frusttief zu überwinden und bin wieder sehr motiviert, weiterzumachen. In den letzten Tagen habe ich viel effektiver geübt, z. B. viel mit Doppelgriffen die Intonation kontrolliert, wenn ich mir nicht sicher war. Meine Nachbarn blättern bestimmt schon fleißig in Wohnungsinseraten ;-)
Gruß
Kira
Hallo,
Lautstärke:
Mithörer am Abend, bei schlechter Stimmung, bei schwierigen Stücken, bei vollem Ton, waren die Personen, die mein Spiel am meisten beeinflussten. Will sagen: Mein Körper hat unbewusst den Hoteldämpfer aufgesetzt und das freie Spiel unterbunden. Ich war bei der Bewegung gehemmt. Lösung: Ich hatte mir für Zeiten, in denen ich für mich alleine spielen will, ohne mich um die Umgebung zu kümmern, ein Silent Cello gekauft, das ich überwiegend mit Kopfhörer spiele. Mein Geigenbauer hat dieses Instrument so eingestellt, dass ich zwischen dem elektrischen und dem akustischen Instrument wechseln kann, ohne meinen Spielstil, Bogenführung etc. zu ändern. Dies ist umso mehr eine Erleichterung für die Nachbarn und manchmal die Gattin ;-) Gerade bei begrenzter Übungszeit, die beste Investition und schlaflose Nächte sind zum Üben da.
Zeitökonomie und Musik:
Wenn ich nur eine Stunde am Tag üben kann, von der ich noch die Einspielphase (10m) und thematische Übungen (10m) abziehen muss, bleibt nicht viel Zeit für Musik. Und ich will "meine" Musik hören, die mir Spaß macht und an der ich genauso gut Intonation, Rhythmik und Wohlklang einüben kann. Ich habe aus diesem Grund mich auf Barockmusik fokussiert und überlasse Bogenspiele den Profis. Hier sind die gewollten technischen Schwierigkeiten gering. Lerne vom Blatt zu spielen und es gibt keine Grenzen mehr. Es gibt sehr gute Anleitungen für Renaissance- und Barockmusik Improvisationen mit Begleitung von Dronen oder Generalbass-MP3s.
Üben und Verstehen:
Mein Buchvorschlag und die Bücher von Mantel vermitteln, was der eigene Kopf und Körper leisten muss und was man ihm zumuten kann. Wenn man dies nicht weiß oder der Lehrer nicht vermitteln kann, stößt man an Grenzen, deren Vorhandensein man nicht ahnt. Also: Lesen vor dem Spielen ist nicht die schlechteste Vorgehensweise, sondern absolut empfehlenswert.
Kritiker und Vorbilder
Musik-Einspielungen sind vom Solisten UND vom Tonmeister geprägt. Sie sind für den Hobbymusiker nicht zielführend, da diese Klangqualität nicht erreicht werden kann. Dies führt zu Frust und Selbstzweifel. Der Amateur hat nach einer gewissen Zeit seine Vorstellung durch sein Gehör und Gedächtnis, dem er vertrauen sollte. Trainiere das Gehör und vertraue deinen Fähigkeiten.
Hajo
Ich hatte mir für Zeiten, in denen ich für mich alleine spielen will, ohne mich um die Umgebung zu kümmern, ein Silent Cello gekauft, das ich überwiegend mit Kopfhörer spiele.
Ich habe eine 7/8-Geige, die gibt es glaube ich nicht als Silent Violin. Ich finde allerdings auch, dass meine Geige mit Hoteldämpfer noch relativ laut ist und bei unseren dünnen Wänden auch noch in anderen Wohnungen zu hören. Nicht so, dass es tagsüber stören dürfte, aber auch nicht so, dass ich etwa nachts noch damit üben könnte. Die Silent Violins sind glaube ich kaum leiser als eine akustische Geige mit Hoteldämpfer.
Musik-Einspielungen sind vom Solisten UND vom Tonmeister geprägt. Sie sind für den Hobbymusiker nicht zielführend, da diese Klangqualität nicht erreicht werden kann.
Da hast Du absolut Recht. Den Fehler, mein Spiel mit professonellen Einspielungen zu vergleichen, mache ich immer noch ab und an, was unweigerlich zu Frust führt.
Hallo,
Ich habe alle Hoteldämpfer ausprobiert. Was mich stört: Die Erwartungshaltung gegenüber dem eigenen Instrument, und dem, was es mit Dämpfer liefert. Vorsichtig gesagt: es irritiert mich und ich kann nicht in Ruhe spielen.
Der Unterschied zwischen einer Silent Violin und einem gedämpften Instrument sind frapierend. Es ist wesentlich leiser. Ich spiele auch auf einer klassischen Silent Guitar. Die Instrumente sind für elektrischen Betrieb gedacht und ich verwende sie auch mit Looper etc.
Gehe zum großen Musikhaus und bestelle eine Silent Violin. Mit der Firma Yamaha habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie bedurfte keinerlei Korrektur durch den Geigenbauer. Bestelle das Instrument und probiere es aus. Du kannst es wieder zurück schicken. Theorie nützt nichts. Für mich ist und war es fast ein Lebensretter - spielen oder nicht spielen ist/war die Frage.
Und wenn man unsicher ist ... da nehm ich das leise Cello und meine Frau kann weiter ...
Hajo
Ich hatte nun meine erste Stunde bei meinem Kumpel, dem Profi.. wir haben mit simplen Sachen angefangen, und trotzdem ist sehr viel umzusetzen und zu verinnerlichen für mich.. uff. Zum Beispiel die Geschwindigkeit und Elastizität beim Heben der Finger der linken Hand (ich bin zu lahm).. hat mir noch kein Lehrer gesagt.
Schöne Restweihnachten in die Runde!
Hallo,
die Korpusgröße unterscheidet sich zwischen 7/8 und 4/4 um 1 cm, das Griffbrett entsprechend weniger. Ich würde es einfach probieren. Siehe auch "https://www.musiker-board.de/threads/7-8-geige-wegen-kleiner-haende.404406/#post-4908359"
Hajo
ich habe den direkten Vergleich zu meiner eigenen 4/4-Geige. Die wenigen Millimeter machen für mich einen großen Unterschied aus.
Gruß, Kira
Ich lese als Späteinsteiger ( habe mit 52 erst angefangen vor 4 Jahren ) diesen Thread mit großem Imteresse.
@Kira: wie ist es Dir denn weiter ergangen? Ich stelle mir auch immer wieder die gleiche Frage. Mir hilft, immer wieder Stücke aufzunehmen und anzuhören, die ich schon vor einer Weile gelernt habe und inzwischen so gut kann, mich nur auf den Klang konzentrieren zu können. Der Klang wird definitiv besser;-)
ansonsten stehen ja schon viele Tipps in den Beiträgen.
auf jeden Fall nicht aufgeben ;-)
Hallo born1968,
schön, dass Du immer noch bei der Geige bist! Bis vor ein paar Monaten habe ich noch täglich gespielt, hatte auch den Eindruck, Fortschritte zu machen, aber irgendwann kam dann wieder der Frust. Jetzt spiele nur noch ab und zu die alten Stücke, aber übe derzeit nicht regelmäßig. Dafür habe ich das Klavierspiel intensiviert, was mir einfach mehr Spaß macht.
Ich schließe aber nicht aus, dass ich es mit der Geige wieder ernsthaft versuche.
Viele Grüße
Kira
Interessantes Thema weil ich mich in einer ähnlichen Situation befinde.
Nur bin ich 60 und habe erst vor wenigen Monaten begonnen mich mit der Geige zu befassen.
Musikalisch bin ich seit Jahrzehnten (mit Pausen) hobbymäßig auf elektronischen Tasten unterwegs, seit ein paar Jahren versuche ich mich auch etwas am Klavier. Ich kann deine Erfahrungen und deinen Frust nur zu gut nachvollziehen. Auf Tasten ist es deutlich einfacher auch als Hobbyist etwas brauchbares zu produzieren. Begibt man sich allerdings in klassisches Territorium ist es nicht so viel anders wie mit der Geige. Nur Intonationsprobleme entfallen.
Geige im gehobenen Alter lernen zu wollen kommt mir vor wie klassisches Ballet... Man muß sich wohl mit Standardtänzen und Volkstanz zufrieden geben.
Die ersten zwei Monate habe ich mich täglich(!) gefragt ob ich das weiter machen soll. Ich habe auf einer alten, kostenlos von meiner Lehrerin geliehenen Geige geübt. Das Instrument hat wohl mit zu dem Frust beigetragen, meine Lehrerin war scheinbar der Ansicht eine "Sperrmüllgeige" reicht für den Anfang. Nach knapp 3 Monaten habe ich eine Zäsur gemacht und das Ding zurückgegeben.
Zum Glück konnte ich der Versuchung widerstehen mir eines dieser Anfänger Sets für ein paar hundert Euro zu kaufen. Statt dessen ging ich zu einem Geigenbauer und habe mir eine Geige geliehen. Der Mann war sehr nett und zeigte viel Verständnis - er habe auch erst mit knapp 40 Geige gelernt und könne sich in meine Situation hineindenken. Außerdem hat er all meine Schwierigkeiten ernst genommen und ein (für mich viel zu gutes) Instrument samt Violabogen (ja, kein Tippfehler) herausgesucht sowie eine endlich passende Schulter- und Kinnstütze. Freilich hat das an meinen Spielkünsten wenig geändert, aber wohl an meiner Motivation.
Neben schlechten Instrumenten scheint es auch schlechte Lehrer zu geben... Denn gut Spielen können reicht dafür nicht aus. Auch nicht das Vorsetzen eines standard Curriculums für Kinder, ohne Lehrbuch, mit kopierten Freßzetteln und "lustigen" Bildchen. Und die Anweisung sein Gefühl zu entwickeln und viel zu üben ist zu wenig wenn einem nicht gesagt wird wie das alles funktionieren soll... Ich muß mir wohl auch einen anderen/zweiten Lehrer suchen der mit "alten Säcken" besser zurecht kommt. Oder doch kapitulieren.
An dieser Stelle will ich's mal beenden und vielleicht einen anderen thread für ältere Einsteiger aufmachen.
Lieber OldFiddler,
"Geige im gehobenen Alter lernen zu wollen kommt mir vor wie klassisches Ballet... Man muß sich wohl mit Standardtänzen und Volkstanz zufrieden geben." Das kann ich voll und ganz unterschreiben :-)
Ich denke, es führt kein Weg daran vorbei, die Ansprüche runterzuschrauben (vor allem, da Du ja erst wenige Monate spielst). Das ist mir leider noch nicht so ganz gelungen. Ich hab auch phasenweise immer wieder sehr verbissen geübt, weil ich doch unbedingt besser werden wollte. Da blieb dann der Spaß auf der Strecke.
Arbeitest Du denn noch Vollzeit? Und hast Du Nachbarn, die Dich hören und bist dadurch gehemmt beim Üben (geht mir so)?
Ich drücke die Daumen, dass Du einen passenderen Lehrer findest und wieder Spaß an der Geige findest!
Kira
Die Sache mit dem Ballett schien mir ein halbwegs passender Vergleich, obwohl Vergleiche immer hinken. ;-)
Ein Vorteil des Alters ist daß viele Hemmungen fallen. Wozu auch, das restliche Leben ist zu kurz dazu. Grundsätzlich hast du das Recht auch in einer Mietwohnung Musik zu machen, auch dann wenn es den Nachbarn nicht gefällt oder schrecklich klingt. Natürlich nicht stundenlang oder mitten in der Nacht. Ich verstehe natürlich daß man Rücksicht nehmen will, aber zu viele Hemmungen sollte man auch nicht haben sein Recht wahrzunehmen. Vielleicht wäre eine silent violin eine Option? Es gibt ja auch Dämpfer die die Fidel leiser machen. Vielleicht einer aus Leder? Ein 50€ Schein soll auch gehen... ;-)
Vorläufig werde ich selbst etwas weiter forschen. Ich habe ein gutes Lehrbuch "for the older beginner" (Ros Stephen - Violin Works) mit Audio und Video Begleitmaterial. Leider in English, schreckt mich aber nicht ab. Alles andere richtet sich leider an Kinder. Meine bisherige Lehrerin macht das leider auch so. Beispiel: Ein Übungsblatt auf dem steht "Das schwankende Schiff" (mit passender Strichzeichnung). Darunter ein paar Noten mit Bogenstrichzeichen. Ich habe lange gegrübelt bis mir klar wurde worum es geht. Es sollten Saitenwechsel geübt werden. Warum schreibt man das nicht einfach dazu? Mit ein paar Erklärungen? So einen infantilen Kram brauche ich nicht. Kinder mögen sowas wahrscheinlich.
Anfängerfrage: Hand "schieben" in der 1. Lage < | Zurück zur Liste | > Zwei Meistergeigen zu verkaufen |
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