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Hallo zusammen,
bin erwachsene Anfängerin und spiele seit ca. 2,5 Jahren Geige.
Im rechten Handgelenk hab ich chronische Beschwerden (Probleme mit dem Nerv, wurde bereits erfolglos operiert, und eine Diskusläsion). Daher dachte ich mir, dass ein leichter Bogen für mich vielleicht entlastend wäre.
Versucht habe ich es mit einem Carbonbogen, der 10 g leichter war als mein Holzbogen. Das geringe Gewicht war auch wirklich angenehm, vor allem beim Spiel nah am Frosch, aber ich hatte Probleme, damit einen vollen Ton herzustellen. Meine Geigenlehrerin meinte, dass ich bei einem leichten Bogen mit mehr Armgewicht arbeiten müsse. Aber dann hab ich doch eigentlich keine Entlastung, sondern nur eine Verlagerung der „Anstrengung“? Was meint ihr dazu?
Den Bogen hatte ich wieder zurückgeschickt, weil die Rückgabefrist abgelaufen war und ich mir einfach unsicher war. Das geringe Gewicht war aber ja schon angenehm.
Ich habe keine Probleme mit dem Handgelenk, sehr wohl aber eines am rechten Ellenbogen und im Nacken. Ein leichter Bogen hilft, vor allem geht es aber glaube ich um das Vibrationsmuster. Arcus Bögen sollen hier recht vorteilhaft sein, und auch wenn ich weder auf Geige noch Bratsche klanglich wirklich warm damit geworden bin (was definitiv mehr an mir als an den Bögen liegen dürfte) ist die Entlastung stark spürbar.
Ich spiele vor allem Bratsche, und der Bogen ist nicht nur empfindlich schwerer, sondern vibriert auch wesentlich stärker, und natürlich in tieferen Frequenzen. Mehr als 1-2 Stunden schaffe ich nur selten ohne Schmerzen und Irritationen. Persönlich habe ich für mich die Lösung in einem Barockbogen für Bratsche aus Eibenholz gefunden. Wenn ich nach 2 Stunden trotz kurzer Pausen mit Taubheitsgefühl und Parästhesien aufhören müßte, kann ich nach einem kurzen Boxenstopp jederzeit mit dem Eibenbogen weitermachen. Und nachdem ich sowieso vorwiegend Barockmusik spiele, paßt das auch gar nicht so schlecht.
Das heißt jetzt nicht, daß daß Du Dir jetzt sofort einen Barockbogen kaufen sollst. Weder das Modell noch das Rohmaterial alleine machen den Unterschied. Und bei andern Carbonmodellen die ich bis jetzt probieren konnte (AS, John Paul, Coda, Viennabow) hätte ich bezüglich der Beschwerden keinen besonderen Unterschied bemerkt. Was ich meine ist, besorg Dir einen günstigeren Arcus (zB einen A4 oder 5) zur Probe und laß Dich nicht von dem geringen Gewicht abschrecken. Manche Dinge sind damit einfacher, und manche schwieriger, man braucht eben wie Du richtig geschrieben hast einen "schwereren" Arm, aber daran gewöhnt man sich rasch sofern sich der gewünschte Effekt einstellt.
Hallo Kira
ich kann dir meine Erfahrungen beschreiben, die ich mit meinen Arcus Bogen mache.
Ich spiele Geige seit ich 4 Jahre alt bin....dieses Jahr sind es nun 60 Jahre! ;-)
Seit 4 Jahren spiele ich einen 49 g schweren Arcus Violin Bogen (mein Holzbogen ist im Vergleich 62 g schwer). Man braucht praktisch keinen Druck , um einn guten Klang zu bekommen, Saitenwechsel gehen wie Butter, es fühlt sich weich an, ohne Anstrengung, ich werde mit dem Bogenarm wirklich nicht mehr müde.
Erstaunt bin ich nach wie vor, dass ich auch von Verspannungen verschont bleibe im linken Schulterbereich. Die Geige , oder Bratsche, liegt leicher auf der Schulter, weil viel weniger Druck vom Bogen her kommt.
Seit einem Jahr habe ich mir nun auch für die Bratsche einen Arcus geleistet. Hier habe ich dasselbe erfahren und staune immer noch, dass ich in einer Orchestermusikwoche 6std täglich spielen konnte, ohne irgendwelche Beschwerden zu haben. Es gab zwischendurch nämlich Zeiten, wo ich überlegte, die Bratsche beiseitezulegen, weil mir schon in normalen Orchesterproben der rechte Ellenbogen, oder auch der Nackenbereich Probleme machten. Ja, das Alter macht sich wohl ein wenig bemerkbar ;-)
Für Violine und auch für die Bratsche habe ich vom Geigenbauer beide Male mehrere Bogen zur Auswahl gehabt.
Jeder Bogen fühlt sich ganz anders an und auch der Klang ist mit jedem Bogen anders, die Unterschiede sind krasser, als ich gedacht habe, schon nur das gleiche Modell mit eckiger oder runder Stange ist im Klang anders.
Ich habe mir zum Glück Zeit nehmen dürfen und habe nun wirklich Bogen ausgelesen, die zu den Instrumenten passen.
Wenn du den richtigen Bogen zu deiner Geige gefunden hast, braucht es wirklich nicht , wie deine Geigenlehrerin meint, mehr Druck um einen guten Klang zu erreichen. Da wars wohl nicht der passende Bogen...welche Modelle hast du getestet?
Für die Umstellung von Holz zu den leichten Carbonbogen braucht es dann auch noch eine gewisse Zeit, bis man das Handling richtig umsetzen und so von den Vorteilen profitieren kann.
Ich wünsche dir die nötige Geduld für eine gute Entscheidung.
Grüsse aus dem Süden
Hallo Nuuska und Schweizerin,
vielen Dank für eure ausführlichen Antworten! Ich hatte den Müsing C3 ausprobiert. Die Arcus sprengen eigentlich mein Budget :-( Grundsätzlich ist mir aber klar, dass es nicht besonders schlau war, nur einen einzigen Bogen zu testen und keine weiteren zum Vergleich zu haben.
Der Händler, dem ich den Bogen zurückgeschickt habe, hat mir geraten, als Anfängerin nicht gleich einen hochpreisigeren zu kaufen (also das nächste Mal sogar eher den C2 zu testen), weil ich in meinem Stadium die Vorzüge der teureren Bögen eh nicht nutzen könne. Was meint ihr dazu? Eigentlich möchte ich mir nicht so gerne alle paar Jahre einen neuen Bogen kaufen. Ich finde es als Anfängerin allerdings echt schwierig, einzuschätzen, welches der richtige Bogen für mich ist.
Viele Grüße
Kira
Hallo Kira
es ist sicher so, dass es als Anfänger schwierig einzuschätzen ist, was ein Bogen kann oder nicht kann und warum.
Hast du nicht die Möglichkeit, bei einem Geigenbauer eine Auswahl organisieren zu lassen, so dass du einen Vergleich hast und dich so auch fachlich beraten lassen kannst? Mein Geigenbauer hatte auch Occasionbogen, vielleicht fragst du mal danach?
Ich war auch sehr froh, mehrere Bogen in der Hand halten und testen zu können, Ratschläge und Rückmeldung zu bekommen. Lass auch jemanden auf deinem Instrument und dem Bogen spielen, da hörst du den Klang anders.
Wenn ein Bogen passt, ich kann halt nur von Arcus sprechen, braucht es nicht mehr Druck um einen guten Klang und eine gute Ansprache zu erreichen.
Schau dich doch mal auf der Homepage von Arcus um, da sind viele Einzelheiten beschrieben, was dir ev helfen kann eine Entscheidung dafür oder dagegen zu treffen. Müsing hat ja die Arcus entwickelt, da gibt es auch Modelle, die günstig und gut sind.
Ich denke, du würdest eine auch etwas teurere Lösung nicht bereuen. Eine Op oder Schmerzen beim geliebten Hobby ist frustierender und kostspieliger, oder nicht?
Grüsse aus der Schweiz
Hallo Schweizerin,
mein Geigenbauer hat mit Carbonbögen leider kaum Erfahrung. Ich dachte eher daran, mir mehrere Bogen zu bestellen und meine Lehrerin um Rat zu fragen. Leider hatte ich mir ja nur diesen einen Bogen (Müsing C3) bestellt, aber auch als meine Lehrerin damit spielte, hat er mich nicht überzeugt.
Ja, ich denke, es lohnt sich etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, allerdings hab ich da halt auch meine Grenzen. Vom Klang her finde ich meinen „Billig“-Holzbogen (400 €) übrigens gar nicht schlecht. Nur das geringe Gewicht des Carbonbogens hat mich gereizt. Außerdem hatte ich wohl die Wunschvorstellung, dass ein neuer Bogen mich automatisch wundervoll spielen lässt und z. B. ein zittriger Bogen der Vergangenheit angehört, aber dem war logischerweise nicht so :-)))
Viele Grüße
Kira
Voll Bewunderung für die Geiger, die mit praktisch jedem Werkzeug großartige Musik zu machen in der Lage sind, muß ich leider voraussagen daß ich wohl nie zu dieser Gattung gehören werde. Und ich würde sagen, probiere möglichst viele Bögen aus, egal aus welchem Material und in welcher Preisklasse. Einfach mal um zu sehen was ein wirklich guter (oder teurer) Bogen in DEINEN Händen für einen Unterschied macht. Und ob überhaupt. Nicht daß Du Dir dann gleich einen Bogen um mehrere Tausend kaufen müsstest - aber Du kannst in einem niedrigeren Preissegment nach genau den Qualitäten suchen, die Du vorher zu schätzen gelernt hast. Ist ein banaler Alltagsrat, aber er kommt ehrlich und von Herzen. (Und von jemandem der sich inzwischen leider viel zu schwer tut, zu einem schönen Bogen Nein zu sagen... Ich behaupte immer ich sei kein Sammler, aber ich fürchte das stimmt nicht mehr ganz!)
Noch ein Gedanke zum Thema Expertise: sicherlich hilft es bei der Beurteilung eines Bogens erheblich weiter, ordentlich spielen zu können. Andererseits kenne ich nicht wenige mehr als ordentliche Spieler, die hierzu erstaunlich wenig Ahnung und Gespür haben. Auch auf die Exposition kommt es an. Darum noch einmal - probieren, probieren, probieren. Letztlich ist der beste Bogen derjenige, der für DICH am besten funktioniert. Auch wenn wir "Anfänger" sind, sind wir trotzdem die maßgeblichen Experten für das, was sich für uns gut anfühlt. Die Vorlieben können und werden sich mit steigender Kompetenz auch ändern, und da ist nichts schlechtes dabei. Aber ein Bogen sollte sich JETZT wie eine natürliche Verlängerung Deines Armes anfühlen, und nicht erst in zehn Jahren.
Übrigens, an Tagen die mich unausgeglichen, angespannt und grantig vorfinden ist einer der besten Bogen für mich immer noch das €120 Anfänger-Carbonmodell aus dem ersten Starterkit meines Sohnes. War damals sorgfältig ausgewählt und taugt nach zwei Behaarungszyklen noch immer, auch wenn Herr Sohn sich inzwischen ebenfalls lieber bei meinen vornehmeren Stücken bedient. Darf er auch, dafür sind sie da...
Hallo Nuuska,
vielen Dank für Deine Anregungen! Ich glaube, dass ich auch eher der Bogen-Typ bin, weil ich es so spannend finde, wie sich der Klang der Geige je nach Bogen verändert.
Bei meiner Geige fiel die Entscheidung sehr schnell. Ich habe fast zwei Jahre auf einem restaurierten "Dachbodenfund" gespielt, war aber mit dem Klang immer unzufrieden. Außerdem hatte ich wegen meiner kleinen Hände und kurzen Finger auch nach zwei Jahren noch Schwierigkeiten, mit dem vierten Finger zu greifen. Daher hab ich mich nach einer 7/8-Geige umgeschaut. Da hat man einfach keine so große Auswahl, daher auch nicht die Qual der Wahl wie bei den Bögen. Bin aber sehr zufrieden. Im Vergleich zu meiner alten Geige ist das ein völlig neues Klangerlebnis und alles viel leichter zu spielen.
Ich schaue mir die Arcus-Seite noch mal an und werde mir verschiedene Bögen zum Ausprobieren schicken lassen.
Auf jeden Fall bin ich total froh, zur Geige gefunden zu haben. Es macht so viel Spaß, ein neues Instrument zu lernen! :-)
Viele Grüße und noch einen schönen Abend
Kira
So, nun wollte ich euch noch erzählen, wie ich mich entschieden habe. Es ist ein Müsing C4 geworden. Vom Klang her hat er mir persönlich tatsächlich um einiges besser als der C3 gefallen. Ich habe auch Arcus-Bögen getestet, aber die haben vom Klang her nicht so gut zu meiner Geige gepasst.
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