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Und wovon träumt ihr so und warum?

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peerceval Profilseite von peerceval, 09.06.2013, 15:05:06
Und wovon träumt ihr so und warum?

Liebe Forianer;

gestern habe ich das Buch 'Ratgeber Geige' von Barbara Gschaider 'vernascht'. Sehr gut geschrieben, komprimiert und erhellend. Insofern fand ich die guten Bewertungen angemessen. Und trotzdem lässt sie mich an einer Stelle verwirrt zurück. In der Kategorie 'Neue Instrumente' heißt es:

"Zwischen 6.000 und 20.000 Euro erhält man Einzelanfertigungen von erfahrenen Geigenbauern, sogenannte Meisterinstrumente. Die Qualität ist sehr gut, die Instrumente genügen höchsten Ansprüchen. Ein  Zusammenhang zwischen Preis und Klang ist praktisch nicht mehr vorhanden." [S.48]

Dazu passt auch die Aussage, dass "der Klang [...] den Preis nur indirekt (beeinflusse)", ja mehr noch, dass "kein Begutachter [...] eine Geige anspielen (werde), um den Wert zu ermitteln" [S.30] Mit anderen Worten: Bei einem Vergleich "stelle" man oft fest, "[...] dass  manch eine Stradivari schlechter (klinge) als ein neu gebautes Meisterinstrument, obwohl sie ein Vielfaches (koste)" [S.31]

Bekanntermaßen spiele ich selbst träumerisch mit dem Gedanken an eine Schleskegeige - einfach, weil ich eine exterm(!) gute und moderne(!) Geige möchte, die das heutige physikalische Wissen mit moderner Technik in den Geigenbau einbringt. (Nebenbei fasziniert mich seine Konsequenz.) Und ich bin gerne bereit, Geld auszugeben: für gute Arbeit. Schließlich werde ich selbst auch bezahlt und lege sogar Wert darauf, für gute Arbeit gut bezahlt zu werden. Ich habe also keinen Grund, plötzlich in eine Schnäppchenmentalität zu verfallen.

Und da nun beginnt mit diesem Buch für mich eine Irritation: Wenn der Klang egal ist und nur die handwerkliche Verarbeitung zählt, wird es für mich 'strange'. Ein schlechtes Computerprogramm mit undokumentiertem Spaghetti-Code, das tut, was es soll, ist doch besser, als ein perfekt designter und dokumentierter Code, der den intendierte Programmzweck nicht erfüllt. Oder anders gesagt: Ich kaufe mir doch eine Geige, weil sie toll klingt, nicht weil sie handwerklich perfekt ist [und wie Stroh klingt] (Angeblich wird ja auf Geigenwettbewerben eher auf's Handwerk geschaut... obwohl eine Geige kaum zu einem anderen Zweck existiert als zu klingen).

Nun sind mir mittlerweile auch 'Alternativen' begegnet, jedenfalls von deren selbstgesetztem Anspruch her, etwa Haat-Hedlef Uilderks oder Radke. Und sicher gibt es noch tolle andere Geigenbauer - auch hier im Forum. Deshalb nun mal die einfache Frage an Euch: Von welcher Geige träumt ihr und warum? Und wenn ihr sie habt, wie habt ihr sie gefunden?

Dank für Eure Anregungen

Anima Profilseite von Anima, 09.06.2013, 15:50:27

Seit ich das Buch "Der Klang- vom unerhörten Sinn des Lebens" von Martin Schleske gelesen habe, träume ich aus demselben Grund wie wahrscheinlich auch du von einer Schleskegeige. Leider kann ich solch einer Geige erstens spieltechnisch noch nicht gerecht werden und sie mir zweitens (als Student) überhaupt nicht leisten. Derzeit bin ich allerdings auch mit meiner rumänischen Geige von Simon Jozsef vollauf zufrieden.

Riedingfan Profilseite von Riedingfan, 09.06.2013, 17:23:46
Lieber Peerceval, wie du weisst träumte auch ich von einer Schleskegeige und spiele sie auch nun. Allerdimgs stimmt was Anima schreibt: es ist nicht so einfach, so einem Instrument spieltechnisch gerecht zu werden. Trotzzdem bin ich sehr froh, mir diesen Traum erfüllt zu haben. Die Story kennst du ja, peerceval. Ich glaube man kann das mit dem Klang und der handwerklichen Perfektion schlecht trennen. Die Schleske klingen wie sie klingem WEIL sie handwerkliche Meisterstücke sind, oder? Wobei zur Handwerkskunst ja auch Dinge wie Auswahl von Holz und künstlerische Inspiration gehören.
Ich glaube es ist nicht so wichtig, ob der Geigenbauer nun Schleske heisst. Sondern für mich ist wichtig, ein Instrument zu spielen, aus dem ich nicht herauswachse. Anfangs war ich total zufrieden mit meinem Gewa-Teil. Dann habe ich gute Erfahrungen mit einer soliden Roth-Geige gesammelt, die auch auch noch weiter rege benutze, zB im Urlaub. Aber irgendwann merkt man wenn man eine Weile gespielt hat, dass der Klang nicht wesentlich besser wird, obwohl man selbst besser wird. Man stößt irgendwie an Grenzen. Und ich möchte als Haupt-Geige eine spielen, bei der ich NICHT an Grenzen stoße. Die sozusagen mit wächst.
Ok, zwischen meinen momentanen Fähigkeiten und dem was eine Schkeske hergibt, liegen Welten. Aber das finde ich auch gut. Denn nun weiss ich, dass ich das Instrument gefunden habe, an dem ich mich die nächstem Jahre und hoffentlich Jahrzehnte abarbeiten werde. Das war es, was ich wollte.
Und ich glaube, dass kann man nur von einem wirklich guten Instrument so sagen.
asmahan Profilseite von asmahan, 09.06.2013, 21:18:09

Hallo Peerceval

Was Du bei Gschaider gelesen hast, stimmt paradoxer- und bedauerlicherweise: Im Geigenhandel (vor allem mit alten Meisterinstrumenten oder solchen, die es sein möchten) - ist der Klang bei der Festsetzung des Geldwertes ziemlich sekundär, das haben mir mein Geigenbauer (der im internationalen Handel tätig ist) sowie ein in solchen Dingen ebenfalls versierter Bekannter bestätigt. Dieser letztere besitzt eine wertvolle und wundervoll gearbeitete Meistergeige, spielt aber lieber auf einem handwerklich ungleich bescheideneren (und entsprechend preiswerteren) rumänischen Instrument, weil es viel mehr Klangpotential hat. 

 

Neuester Beitrag Anfenger Profilseite von Anfenger, 10.06.2013, 15:16:11

"Die Qualität ist sehr gut, die Instrumente genügen höchsten Ansprüchen. Ein Zusammenhang zwischen Preis und Klang ist praktisch nicht mehr vorhanden."

Dieses Buch habe ich auch mit Interesse gelesen, aber diese Sätze sind mir nicht verständlich. Wenn ein Instrument fies klingt, dann ist es doch jedem Käufer egal, dass das ein Meister gebaut hat. Natürlich gibt es (sehr) berühmte Geigenbauer, wo der Klang endgültig kaum eine Rolle spielt und diese dennoch für mehrerer K€ verkauft werden können. Aber ein "normaler" Geigenbauer kann nicht ein Instrument für 10.000€ verkaufen, das nach nichts klingt. Wer soll das denn kaufen?

Ich habe für mich ein Instrument gefunden, dass ich gerne in die Hand nehme und an dem ich nicht zweifele. Ich habe den direkten Vergleich mit der Geige meines Lehrers. Da ist schon klar, woran es liegt, wenn meine Geige mal nicht so gut klingt. regular_smile

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