Nun habe ich also eine Dachbodengeige geschenkt bekommen und spielfertig machen lassen. Sie ist nicht wertvoll, aber als Werkzeug zum Musikmachen eine überaus positive Überraschung. Darum würde ich nun auch gerne den Lack von der dicken Schicht antiken Kolofoniums befreien der sich offenbar über viele Jahre auf der Decke angesammelt hat. Im Netz wird gerne das Miracle cloth als einziges Reinigungsmittel empfohlen, das effektiv und auch für Laien unbedenklich sein soll. Hat hier jemand Erfahrung hiermit, oder einen besseren Vorschlag?
Das klingt sehr nach einem Fall, bei dem der zweite Eintrag im Thread (von Lyc) in Kraft treten sollte – Verschönerungskur beim Geigenbauer. So wie ich das Miracle Cloth einschätze, ist es dienlich zum Entfernen kleinerer, im normalen Gebrauch auftretender Verunreinigungen; wenn das Kolofonium sich so nett eingekrustet hat, reicht das wahrscheinlich nicht.
Nun, der Thread ist schon ein wenig in für Jahre gekommen, aber hier
https://www.geigenbauonline.de/forum/index.php?topic=6.0
empfiehlt Herr Uilderks, Geigenbauer zu Lübeck, höchstselbst den Einsatz o.g. Produktes.
Es ist ja nicht so daß ich meinem Geigenbauer das Geschäft nicht vergönne, aber der hat ohnehin mehr als genug zu tun - und das üblicherweise mit wesentlich wertvolleren Instrumenten. Ich brauch auch keine Lackretouche, nur schlicht den Dreck weg. Polieren und ein wenig Fülllack in die ärgsten Schrammen krieg ich selber hin, ich will nur sichergehen daß ich mit dem Kolofonium nicht auch gleich den darunterliegenden Lack mit wegputze... Die Variante wie's mein Geigenbauer macht fällt also aus, dazu fehlen mir Routine und Mut.
Für den Fall daß jemand Interesse haben sollte... Was in diesem Fall (harter, glatter, etwas spröder Spirituslack) recht gut funktioniert hat war Natron (zum Backen) fein im Mörser aufgerieben und mit wenig Wasser zu einer Paste zerrieben. Ob nun eine chemische oder mechanische Wirkung im Vordergrund stand weiß ich nicht. Dem Lack ist jedenfalls nichts passiert, und es ist auch nichts explodiert, geschrumpft oder anderwärtig aus der Form gegangen. Ein paar Tropfen Füllack in die ärgsten Schrammen, über Nacht getrocknet. Heute eine kleine Leinölpolitur, et voilà, die Geige ist ausgehfertig! Benzoe war leider nicht vorrätig. Bis zum Wochenende darf das Leinöl nun noch aushärten, dann geht's los...
Bei meiner "guten" Geige oder gar der Bratsche mit ihrem weichen empfindlichen Öllack und dem ausgeprägten Craquele hätte ich mich aber zugegeben nicht so rustikal drübergetraut. Trotzdem kann sich das Ergebnis sehen lassen.
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