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Stegfüße an Deckenkontur anpassen / Stegfußspreizer ?

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DominikNo.2 Profilseite von DominikNo.2, 31.05.2015, 19:59:48
Stegfüße an Deckenkontur anpassen / Stegfußspreizer ?

Hallo zusammen,

hier im Forum habe ich unter „Die richtige Stegposition“ --> „Steg gerade biegen“ von einem so genannten „Stegfußspreizer“ gelesen um ein evtl. Nachpassen der Stegfüße durchführen zu können. Ist das nun vergleichbar mit dem Anpassen der Stegfüße an die Kontur einer Cello- oder Geigendecke oder ist dieses Werkzeug für etwas ganz anderes gedacht?

Ich hatte es bei meinem Cello so gemacht, dass ich vorsichtig ein feines Schleifpapier (bei grobkörnigem Schleifpapier habe ich Angst, da einzelne, abfallende Körner die Decke verkratzen könnten!! !) auf die Decke anbrachte und zwar genau dort, wo sich später der Steg genau befinden soll. Also zwischen den F-Lochkerben und genau nach links und rechts ausgemittelt, also gleiches Abstandsmaß zu den Kerben. Das Schleifpapier ließ ich aber in der Länge nach oben und unten hin etwas länger, um einen „Schleifaktionsradius“ zu haben. Sprich: Ich schabte den Steg vorsichtig, ohne zu kippeln und so, dass er satt aufliegt aber nicht zuviel Druck, zwischen Griffbrett und dem (demontierten also gedachten) Saitenhalter hin und her. So lernte ich es vor knapp 10 Jahren im Zuge eines Musikinstrumentenbaukurses nahe Salzburg, wo ich einen ¾ Kontrabass baute. Na ja – zumindest zu ca. 60%. Die Zargen z.B. waren leider bereits fertig gestellt ebenso der Steg zu 95%, er musste eben nur noch, wie oben beschrieben, an die Deckenkontur angepasst werden.
Ist das mit meiner geschilderten Methode vertretbar?
Und benötige ich hierfür nun den Stegfußspreizer?

Vielen Dank für Antworten.

Liebe Grüße,
Dominik

Geige Profilseite von Geige, 31.05.2015, 20:11:15

Die Methode des Stegaufpassens mittels Sandpapier ist bei Geigenbauern nicht üblich. Dies wird eher im Hobbybereich gemacht.

Einen satirischen Film dazu gibt es bei Youtube:

 

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=v1XXuo3hv6U

 

Mit Sandpapier arbeitet es sich niemals so genau wie das genaue Anpassen mit einem Schnitzmesser.

 

Der Stegfußspreitzer wird beim Cellosteg zwischen die Stegfüße gespannt. Hierbei wird der spätere Saitendruck, der ja die Stegfüße etwas auseinander spreizt immitiert. Wird dieser beim Aufpassen nicht benutzt, passt der Steg nach recht kurzer Zeit an den äußeren Flächen nicht mehr.

DominikNo.2 Profilseite von DominikNo.2, 31.05.2015, 23:07:27

Hallo Geige,

 

vielen Dank für die ausführliche Schilderung.

Hmm...den Eindruck habe ich auch, dass die Füße gerade an den Außenseiten nicht mehr satt aufliegen.

Das ist ja interessant. Einen Stegspreizer (Spindel/Mutter etc. z.B.) könnte man ja bauen, man müsste eben nur wissen, wie weit sie auseinandergedrückt werden müssen. Und dann noch das Schnitzmesser. Puh! Vielleicht werde ich doch erst einmal meinen originalen Steg wieder montieren.

Das Video kenne ich übrigens schon von der Webseite hier. Dass es überspitzt dargestellt ist, dachte ich mir auch schon. Ich vermutete aber, dass sich dies allein auf die Sache mit dem Aufspannen des Steges auf den Fuchsschwanz beschränkt. Nach dem Motto "just in time" eben.

 

Viele Grüße und danke nochmals,

Dominik

 

 

DominikNo.2 Profilseite von DominikNo.2, 02.06.2015, 17:02:32

Hallo Geige,

 

nun habe ich doch nochmals ein, zwei Frage bitte:

 

1) Schnitzmesser: Heißt das, dass man da mit Abdrücken, z.B. Kreide arbeitet? Man muss ja wissen, wo an den Füßen etwas abgenommen werden muss. Oder geschieht das rein mit den Augen?? Klar wird es auch die Erfahrung ausmachen.

 

2) Da ich das mit dem Schnitzmesser nicht kann (gut - ich könnte auch zum Geigenbauer, aber im Großen und Gnazen war und bin ich mit meinem Steg sehr zufrieden): Ich habe es einmal probiert und eine M8-Schraube mit einer halbkugeligen Hutmutter zwischen die Stegfüße gespannt.Unter den Schraubenkopf und die Mutter ein kleines Stück Pappe gelegt, um keine Abdrücke zu hinterlassen. Ich legte sie an und schraubte die Mutter nur von Hand ( keine 13er Schlüssel angesetzt! ) und leicht etwas hinaus. Die Stegaußenkanten waren statt 90 mm nun 91 mm voneinander entfernt. Gibt es da einen Maßrichtwert? Und wenn ich nun in diesem Zustand abermals die Füße auf dem Schleifpapier auf der Decke vorsichtig einpasse (auch wenn das kein Optimum darstellt), wäre das dann besser?

 

Tut mir leid, dass ich etwas nervig bin... ;-)

Vielleicht kann ich es mal wieder gut machen. Habe eh mal vor, an die Nordseeküste zu fahren...

 

Viele Grüße aus Stuttgart und danke nochmals,

Dominik

 

Geige Profilseite von Geige, 02.06.2015, 19:26:50

zu1) bei alten Instrumenten mit ungleichmäßigem Deckengrund wird mit Kreide gearbeitet. Bei gleichmäßiger Decke ist das nicht notwendig. Erfahrung sollte man beim genauen Anpassen mit dem Schnitzmesser auf jeden Fall haben. Ein falscher Schnitt kann die ganze Arbeit zerstören und man fängt von vorne an....

 

zu 2.) auch ein alter Stimmstock kann zum Stegspreitzen genommen werden. Dieser sollte unter Spannung die Füße ca 1,5 mm auseinanderdrücken. Die Stegfußbreite sollte sich an der Bassbalkenposition richten. Stege gibt es in 88,90,92 und 94mm Breite. Bei mittiger Stegposition sollte der Stegfuß der Bassseite etwas über den Bassbalken herausragen. 

 

Exakt passende Füße sind nicht nur für den Klang entscheidend. Passen die Füße nur partiell, entsteht an den Punkten ein erheblich größerer Druck, der das Deckenholz auf Dauer verformen kann.

DominikNo.2 Profilseite von DominikNo.2, 03.06.2015, 08:27:35

Hallo,

 

vielen Dank für die tollen Informationen.

Ich habe mal den alten Steg von 1975 und meinen neuen, 2013 zurechtgemachten Steg miteinander verglichen. Bei beiden sind die Stegfußaussenkanten genau 90 mm voneinander entfernt. Ich habe es nun, auch wenn es nicht der Optimalfall ist, so gemacht: Wie oben beschrieben mit der M8-Schraube plus Hutmutter und Pappschicht links und rechts um 1,5 mm auseinandergedrückt und abermals auf der Decke behutsam mit feinem Schleifpapier eingeschliffen. Sieht nun ganz gut aus. Die von Ihnen oben genannte Bassbalkenposition muss ich mir noch anschauen, sollte ich das überhaupt von aussen können. Mal schauen.

 

Mit freundlichen Grüßen und danke nochmals,

Dominik

DominikNo.2 Profilseite von DominikNo.2, 09.06.2015, 09:51:10

Hallo Geige,

 

danke für deine Info.

 

Gestern fertigte ich mir eine Bassbalkenpappschablone und eine Stimmstockpappschablone, wie hier auf der Website erklärt, an. Heute Abend werde ich es überprüfen.

Sollte hier doch etwas nicht ok sein, werde ich doch bald einmal einen Geigenbauer aufsuchen. Auch wegen der in einem anderen von mir geschriebenen Thread unterschiedlichen Höhe der Deckenkante gen F-Lochkerben, damit er sich das einmal anschaut.

 

Viele Grüße und danke nochmals,

 

Dominik

Neuester Beitrag DominikNo.2 Profilseite von DominikNo.2, 10.06.2015, 12:20:31

Hui - nun muss ich doch nochmals...

 

Gestern prüfte ich die Position "Bassbalken-Stegfuß". Die Lehre setzte ich schön oben am Bassbalken an, was nicht einfach war. Aber nach mehreren Ansätzen klappte es. 4 mm zeigte sie an. Meine Stegfüße sind aber jeweils 26 mm lang. Das ist also weniger als 2/3, eher 1/6. Oder gilt diese Angabe für Geigen? Ist ja in meinem Fall das 4/4 Cello.

Denn es hieß: "Der äußere Rand des Bassbalkens sollte etwa 2/3 der Stegfußbreite nach Innen versetzt (A) verlaufen."

Oder liege ich hier einem Missverständnis auf? Ist "Stegfußbreite" die Breite von Griffbrett gen Saitenhalter gedacht oder von F-Loch zu F-Loch gedacht???

 

Ist dann das nun o.g. Ergebnis auch ok oder eher schlecht? Hieße das nun, dass die Stegfüße im Optimalfall länger bzw. länger in Richtung F-Lochkerben reichen sollten?

 

Eigentlich mache ich mich damit verrückt, denn das Cello hört sich ganz passabel an. Und wenn nicht, so liegt es am Spieler ;-)

Um mich zu besänftigen, lasse ich dann meine Cellolehrerin darauf vorspielen.

 

Vielen Dank, Geige!

 

Es grüßt herzlichst,

Dominik

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