Herzlich Willkommen im Geigen-Forum

Hallo zusammen,

In den vergangenen paar Tagen ist bei mir irgendwie eine Begeisterung für Geigen erwacht. Aus dieser Laune heraus habe ich mich hier mal angemeldet um schnell die ein oder andere Frage zu stellen bevor die Begeisterung weg ist :D

Also kurz zu meiner Person: Ich bin 20 und Student. Als Kind habe ich Flöte gelernt, bin dann vor über 13 Jahren auf Klavier umgestiegen, und habe mir dann noch Gitarre und E-Gitarre in Eigenregie beigebracht. Musikalisch gibt es sonst noch die kleinen Spaß-Instrumente (Mundharmonika, Kazoo etc.) und Gesangsunterricht hatte ich auch. Nun fand ich es an der Zeit noch ein neues Instrument zu lernen, und kam auf Geige oder Saxophon. Nun hab ich mich im Internet mal ein bisschen umgetan und verschiedenes gelesen und bin bei der E-Geige hängen geblieben.

Leider sind fast alle Erfahrungen/Empfehlungen/Bewertungen von Leuten verfasst, die die E-Geige nur als "leise alternative" zu ihrer akkustischen Geige sehen, die E-Geige soll möglichst genau die andere "nachbilden" um sie zum üben zu verwenden. Da ich nicht vorhabe in absehbarer Zukunft eine akkustische Geige zu spielen lege ich aber überhaupt keinen Wert auf haptische oder klangliche Ähnlichkeit der E-Geige zur klassischen. Damit fallen viele der - auch hier im Forum genannten -  Nachteile weg. 

Ich bin mir durchaus über die Vor- und Nachteile der E-Geige gegenüber der akkustischen bewusst. Dennoch würde ich mich - wenn für die Geige - bewusst für eine E-Geige entscheiden, dank der E-Gitarre habe ich auch bereits alles nötige an Verstärkern und Effektgeräten im Haus, was eine - den Bewertungen nach - bereits brauchbare E-Geige günstiger macht, als eine ordentliche akkustische. (Schon des Designs wegen mag ich E-Geigen und  ich liebäugle besonders mit der GEWA Line die ja auch hier im Forum des öfteren auftaucht).

Nun also die eigentliche Frage:

Wie realistisch ist es, ohne direkten Unterricht auf einer solchen E-Geige spielen zu lernen? (nochmal: ich lege keinen Wert darauf, dass es nachher klingt wie eine klassische Geige. Ich peile ausschließlich modernere Musik an, keine Klassik.) Lehrbücher, Videos, die unendlichen Weiten des Internets zur hilfe genommen und ein gewisses Musikalisches Talent vorrausgesetzt... ist das zu schaffen?

schonmal Danke für eure Einschätzungen 

Gruß

Nils

Hallo Nils,

erstmal schön, dass du Interesse am Geigenspiel hast! ;)

ich denke, dass -egal ob akustisch oder die e-Variante - es schwierig ist, sich das Geigenspiel selbst beizubringen.  Ich lerne gerade autodidaktisch Klavier, was bisher ohne Schwierigkeiten verläuft. Mit den Ergebnissen bin ich total zufrieden. Aber Geige erfordert ernorme Feinmotorik, so dass das autodidaktische Lernen für mich nicht in Frage kommt.

Ich habe als Kind einige Jahre Geige gespielt, mit 15 wollte ich autodidaktisch wieder einsteigen. Frustriert habe ich es aufgegeben und habe mir schließlich mit 25  einen Lehrer gesucht und bin seitdem voller Motivation dabei.

Auch wenn es viele Tutorials gibt, so ist beim Lernen keiner da, der mögliche Haltungsfehler direkt korrigiert. Ich profitiere beim Unterricht vom direkten körperlichen Kontakt mit meinem Lehrer. (hoffentlich klingt das nicht komisch! ;D)

Er korrigiert meine Finger und fühlt nach ob meine Hand verspannt ist.  Manche Sachen merkt man einfach selber nicht,  ich brauche jemand, der direkt neben mir steht beobachtet und eingreift.

Aber du kannst es ja einfach mal ausprobieren. :) Wenn's nicht klappt, kannst dich  immernoch nach einem Lehrer umsehen.

Hallo,

soweit ich weiß haben viele Menschen, die intensiv Gitarre spielen, recht ausgeprägte Schwielen an den Fingern der linken Hand. Die können beim Geige spielen ziemlich hinderlich sein. Da ich nicht weiß, ob Du intensiv genug Gitarre spielst, um diese Schwielen zu haben, weiß ich nicht, wie groß das Problem in Deinem ist, aber auf generellen Zusammenhang möchte ich Dich doch aufmerksam machen.

Ich denke jedes Instrument lernt sich mit Lehrer leichter. Bei der Geige ist ein Lehrer anfangs besonders hilfreich, weil die Haltung recht unnatürlich ist. Es braucht Übung, das Handgelenk weit genug einzudrehen und dabei einigermaßen entspannt zu bleiben und da kann man Fehler machen, die bleibende Schäden zur Folge haben.

Ich habe eine Gewa-Line. Die ist rund 20% schwerer als meine akustische Geige. Das spürt man deutlich und da wird eine korrekte Haltung noch wichtiger. Sonst verkrampft sehr schnell und sehr hoffnungslos. Ein weiterer Nachteil gegenüber einer akustischen Geige ist, dass nur bestimmte Kinnhalter passen und auch die Möglichkeiten den Sitz der Schulterstütze an den eigenen Körperbau anzupassen begrenzt sind. Ich benutze die Gewa-Line regelmäßig, aber meine Akustikgeige spielt sich sehr viel angenehmer, weshalb ich ernste Zweifel an der Anfängertauglichkeit der Gewa-Line habe. Gut, wenn Du einen anderen Körperbau hast als ich, kann es sein, dass sie für Dich bequemer zu spielen ist, aber das zusätzliche Gewicht würde sich auch dann bemerkbar machen.

Interessanter Aspekt mit den Fingern. Das stimmt darauf muss man erstmal aufmerksam gemacht werden. Aber meine Finger sind noch weich wie in Kindertagen :D Nein aber es sind auch keine "Gitarrenfinger" das sollte also kein Problem werden.

Und ja die Haltung ist auch tatsächlich mit meine Größte sorge :/ aber meinst du da reichen vielleicht ein paar wenige Stunden mit Lehrer damit man das einmal richtig und ordentlich gezeigt kriegt? und dann alleine weiter?

Oh je, eine solche Antwort hatte ich befürchtet aber auch ein bisschen erwartet :D Trotzdem danke für die Super-schnelle Antwort!

Besonders hart finde ich, dass du nichteinmal den Wiedereinstieg geschafft hast obwohl du (wenn auch lang her) schonmal eine Geige bequietscht hast... das lässt als kompletter Neuling nicht auf besonders viel hoffen ^^ Mein Problem ist auch nicht etwa, dass ich keine Zeit oder kein Geld für Geigenunterricht hätte sondern ich denke ich hätte einfach nicht besonders viel Spaß daran, da bin ich ein bisschen... Eigen :D  Beim Klavier habe ich auch nur noch Unterricht weil mein (privater) Lehrer alles mitmacht (eine Stunde vorher absagen, jetzt doch lieber ein anderes Stück spielen oder einfach die halbe Klavierstunde verschwatzen über Studium und Urlaub und so weiter)... Was ich aber von Freunden so kenne ist eine solche Form von Unterricht keinesfalls üblich bei Instrumenten, schon gar nicht bei so Klassischen wie Geige. Und so komisch das klingt denke ich würde der Unterricht mir eher schnell den Spaß am Instrument "verderben".  Außerdem muss man erstmal überhaupt einen Lehrer finden der nicht schon die E-Geige als solche für falsch hält

Aber vielleicht hast du recht und ich fange einfach mal auf eigene Faust an. Besser versucht und versagt als sich immer zu fragen wie es wohl wäre Geige zu spielen ;)

Ps: Falls sich noch jemand berufen fühlt mir bei der Entscheidung zu helfen: ich freue mich über alles! :D

Du könntest ja schauen, ob Du einen Lehrer findest, der in Richtung Jazz-Geige unterrichtet, ich stelle mir vor, dass da die Lehrwerke musikalisch eher nach Deinem Geschmack sind. Unterricht ist auf alle Fälle sinnvoll, auch den Entscheid zwischen akustischer Violine (die man ja mit einem Tonabnehmer auch "verstärkertauglich" machen kann) und elektrischer Geige würde ich mir gut überlegen.

Optimal wäre, wenn Du in einem Fachgeschäft mit kompetenter Beratung beide Optionen anhören/ausprobieren könntest. Auch lohnt es sich, zunächst einmal ein Instrument zu mieten; dann hat man für eine tragbare Summe eine taugliche Geige in der Hand und Zeit zu entscheiden, ob man dabei bleiben will. Normalerweise wird einem die Miete angerechnet, wenn man nachher beim gleichen Händler kauft.

 

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht woher das kommt aber an akustischer Geige habe einfach irgendwie kein Intresse oder denke es würde mir nicht so viel Spaß machen ^^ also die entscheidung fällt leicht... aber das mit Fachgeschäft und Beratung und gegebenenfalls mieten klingt interessant, kannst du ein Fachgeschäft im Raum Stuttgart empfehlen? vielleicht irgendwo (zufällig hier in der Gegend) mal gute Erfahrungen gemacht?

Leider wohne ich in der Schweiz und kann Dir keinen Tip geben. Aber vielleicht kannst Du im Internet schon einmal vorsondieren? Oder erst einmal via Musikhochschule einen Lehrer suchen und dann dort das Instrument ausprobieren und Dich beraten lassen?

Hallo Nils,

In welcher Stadt wohnst du denn? Du könntest dir vielleicht einen Musikstudenten suchen. Wenn du von vornerein sagst, was deine Wünsche sind und du das Ganze ungezwungen angehen möchtest, ist das bestimmt kein Problem.  Wenn du dir allgemein unsicher bist, ob Unterricht etwas für dich ist, könntest du auch direkt sagen, dass du erst einmal nur 2 - 3 Stunden buchen möchtest.

Mein Freund zum Beispiel lernt Tin Whistle und trifft sich immer nur dann mit seinem Lehrer, wenn es eine Frage oder es ein konkretes Problem gibt.

Mich hat am Anfang eine Studentin unterrichtet, bei der alles ganz locker war. Jetzt lerne ich bei einem älteren Osteuropäer, der sehr genau ist und auch etwas strenger. (das gefällt mir besser)

Jeder ist eben ein anderer Lerntyp und dementsprechend braucht man dann einen zu sich passenden Lehrertypen.

Aber wie gesagt, du kannst es ja erstmal so versuchen. :)

Grüße,

Marie

Ich komme aus dem Raum Stuttgart (und bin auch mobil kann also auch gerne für einen Lehrer der mir zusagt ein gutes Stück fahren) 

Du kennst nicht zufällig jemanden in der Gegend?  :D 

bin selbst naturwissenschaftlicher Student, so wie eigtl alle mit denen ich zu tun habe also außer über schwarze Bretter o.ä. wüsste ich gar nicht wie ich einen Musik-Studenten finde... 

Generell: kennst du (oder auch sonst wer) hier in der Gegend jemand der eine Geige, noch besser eine E-Geige hat und cool ist? Dass man vlt mal unverbindlich hinfahren und ausprobieren kann? Ich will mich ungern an die hiesige Musikschule wenden, die sind da (meinen kurzen Erfahrungen nach) recht verkrampft...

Ich bring auch ein Bierchen mit 

tja ich wohne im tollsten Bundesland überhaupt:  NRW, da gibt es auch coole Leute,  mit einer Empfehlung für Stuttgart kann ich dir also leider nicht weiterhelfen. ;D

Ich habe damals einfach eine Anzeige ans schwarze Brett der Musikhochschule gehängt. Ein Tag später hatte ich direkt die ersten Anfragen.  Schreib einfach kurz und knapp, wie du dir die Sache vorstellst, da wird sich sicher jemand passendes melden!

Deine Uni hat bestimmt ein Hochschulorchester, oder? Das wäre noch eine Idee! Da könntest du auch mal nachfragen, muss ja nicht unbedingt jemand professionelles sein, der mit geigen sein Lebensunterhalt verdient. 

Du willst ja, wie ich verstanden habe, erstmal mit Spaß ganz ungezwungen ein bisschen ausprobieren. :)

Ich würde es wie von Goya vorgeschlagen machen und eine Anzeige ans schwarze Brett der Musikhochschule Stuttgart hängen. Die gleiche Anzeige würde ich dann auch noch in der Musikbibliothek ans schwarze Brett hängen. In Stuttgart gibt es so viele Musiker und Musikstudenten, dass sich sicher der passende Lehrer für Dich finden wird.

Wegen des Instrumentes würde ich erst einmal abwarten. Vielleicht kannst Du ja bei Deinem zukünftigen Lehrer ein paar Instrumente anspielen oder er kann Dir wenigstens sagen wo Du ein ordentliches Instrument zu einem fairen Preis bekommen kannst.

Ich glaube am sinnvollsten wäre es für Dich erst den passenden Lehrer zu suchen. Du hast nämlich durchaus recht, dass die wenigsten "klassischen" Geiger gerne Anfänger auf einem elektrischen Instrument unterrichten. Es gibt aber sicher, gerade in einer so großen Stadt wie Stuttgart, auch Geiger, die eh e-Geige spielen und nichts dagegen haben nebenbei noch etwas Geld mit Unterricht zu verdienen. Sieh zu, dass Du die Einzelstunde ordentlich honorierst und dort nicht am falschen Ende sparst, dann wirst Du sicher auch jemanden finden können, der dir einfach bei Bedarf Unterricht gibt. Vielleicht ist es sinnvoll erst einmal zweiwöchentlich Unterricht zu nehmen und dann flexiblen Unterricht zu vereinbaren.

Hallo Nils,

Was das Lernen nach Youtube-Videos und Büchern betrifft würde ich es nicht ganz so schwarz sehen, wie meine Vorredner. Es gibt - genug Schweinehund, Wahrnehmung und immer wieder Selbstreflektion mit Kamera und Mikrofon - durchaus eine realistische Chance, es Dir selbst beizubringen und vielleicht nur von Zeit zu Zeit, oder bei akuten Problemen, einen Lehrer hinzu zu ziehen.

Wo ich tatsächlich mehr das Problem sehe ist, dass Du mit einer E-Geige einsteigen willst... und das halte ich *gerade* als Anfänger, für extrem schwierig:

Eines der großen Probleme bei der Geige ist eine saubere Intonation, da Du - anders als z.B. bei der Gitarre - keine Bünde hast. Außerdem "spielst" Du sehr viel mit dem Druck der Finger, des Bogens, das ganze Spiel ist ein dauernder Fluss. Die (akustische) Geige gibt Dir ihr Feedback direkt, triffst Du mit dem Ringfinger auf der D-Saite das G exakt, hast Du fast das Gefühl, dass die ganze Geige anfängt zu beben, Du tauchst fast in den Ton ein - liegst Du auch nur gering falsch, straft Dich die Geige mit Missklang. Dieses Feedback fehlt Dir bei der E-Geige teilweise. Eine E-Geige ist immer ein wenig "Blindflug" der Intonation... *besonders* für einen Anfänger.

Von daher würde ich auf *jeden* Fall - zumindest bitte wenigstens die ersten 1-2 Jahre, wenn es gut läuft - mit einer akustischen Geige anfangen, von mir aus in Gottes Namen noch eine E-Geige dazu im Wechsel spielen (sich nicht auf ein bestimmtes Instrument "einschießen" ist sowieso nicht verkehrt), aber zumindest Deine ersten Schritte auf einer akustischen Geige gehen...

Liebe Grüße,

Thomas

Oh, noch eine ganz andere Meinung :D

Dass die E-Geige einem kleine Fehler nicht so penetrant vor den Latz knallt habe ich schon gelesen aber ist der Unterschied wirklich so gravierend wenn ich ja ohnehin nie(/nicht so bald) eine akustische spielen will? Womöglich wäre ich schockiert wie es klingt auf einer klassischen Geige aber solang die, die ich spiele "gut klingt" ist das doch eigtl nicht schlimm wenn die Intonation nicht so perfekt ist... oder bin ich da jetzt falsch gewickelt?

Bei der Geige hört man jeden kleinsten Intonationsfehler sofort. Vielleicht ist das bei E-Geigen nicht ganz so stark rauszuhören, wie bei einer akustischen Geige, das weiss ich nicht. Jedenfalls bei der akustischen hört es jeder und sei er musikalisch noch so ungebildet. Das hat nichts damit zu tun, ob das Instrument ansonsten gut klingt.

Besonders(!) Anfänger hören die Intonation noch nicht so gut und sind umso mehr auf das "Feedback" des Instrumentes angewiesen... von der E-Geige bekommst Du dieses Feedback nicht in dem Umfang... die Resonanzen, das Mitschwingen der anderen Saiten ist lange nicht so ausgeprägt... das hat also in der Tat nichts mit dem Klang zu tun und dass die E-Geige (unstrittig) einfacher zu spielen ist.

Also ist es doch grade für einen Anfänger eigentlich gut E-Geige anzufangen  wenn die wie du sagst "unstrittig einfacher zu spielen ist" oder? Später wenn man diese - einfacher zu spielende - Geige im Griff hat kann man doch viel frustloser noch den Feinschliff mit der akustischen machen (?)

Die These stimmt nicht. Es ist verdammt mühsam, sich Fehlhaltungen, Ungenauigkeiten etc. wieder abzugewöhnen, wenn sie sich erst mal so richtig nett einquartiert haben. Ich weiss, wovon ich schreibe - ich hatte im ersten Jahr eine Lehrerin, die nicht so auf diese Dinge schaute, damit ich "Freude an der Sache" hätte. Gut gemeint, aber leider kein guter Dienst an den Schülern.

Ok damit hatte ich gerechnet  ich dachte ich stelle mich mal dumm und schau was kommt. Ich spiele ja selbst genug Instrumente um zumindest ähnliches zu kennen (nur dass es bei meinen Instrumenten eben nicht so stark unterschiedliche "Versionen" gibt wie Geige und E-Geige... auch Gitarre und E-Gitarre sind damit nicht vergleichbar)

Ich glaub wenn ich mir die ganzen Meinungen und Antworten hier durchlese, werde ich wohl tatsächlich mal einen Musikstudenten suchen der beides hat, also mit und ohne E, und wo ich mal ausprobieren kann... vlt merke ich dann selbst, dass die E-Geige für meinen Einstieg richtig ist oder eben auch nicht

Du wohnst eindeutig in der falschen Stadt - bin zwar kein Student (sähe auch etwas komisch aus im Hörsaal mit grauen Haaren), aber hab genug zum in Ruhe ausprobieren :-)

ich hatte nen Kommilitonen der war auch grau aufm schädel

Hallo ElNilso,

mein Geigenlehrer hat sich in meiner ersten Stunde meine geliehene Geige zum Testen geschnappt, ein Mendelssohn-Konzert angespielt und anschließend ein E-Gitarren-Solo hingelegt. Klang jedenfalls wie eins. Und meine Leihgeige ist eine etwa 100 Jahre alte, akustische Geige - die hat so was sicherlich auch noch nicht erlebt. Aus einer akustischen Geige kann man so einiges rausholen und die Sache mit den sauberen Tönen wäre für mich ein Anreiz, erst recht auf einer akustischen zu lernen. Mein Ehrgeiz ist da mittlerweile ganz schön gewachsen! Umsteigen kann man immer noch und eine akustische Geige ist keineswegs uncool, sondern spielt (fast) alles, was man will. Bislang hatte ich zum Beispiel noch kein klassisches Stück, sondern habe mich eher im Bereich Pop/Musical bewegt.

Wenn du etwas Startkapital hast, kannst du es dir aber auch ganz einfach machen und dir ein solches Instrument zulegen, ist aber nicht ganz billig: http://www.woodviolins.com/viper/ Nettes Teil, aber trotzdem bin ich so ehrgeizig geworden, dass ich keine Frets wollen würde bzw. erst, wenn ich das Spielen auch ohne Frets prima beherrsche.

Selbst kann ich nichts zu E-Geigen sagen, weil ich noch nie auf einer gespielt habe, wobei mir einfällt, dass mein Geigenlehrer es mir schon vor längerer Zeit versprochen hat... ;-) Versuchen will ich es auf jeden Fall einmal.

Mein Geigenlehrer ist übrigens so ein "cooler", wie du ihn dir vorstellst. Kann ich auch nur empfehlen, ist aber knappe zwei Stunden von dir entfernt...

Abgefahrenes Teil die Viper Geige :D  aber mein Startkapital ist, wie es das Studentendasein eben so mit sich bringt, quasi nicht vorhanden, zumal ich bis vor einigen Tagen nichtmal wusste, dass ich eine Geige will^^ Also ohnehin eine ungeplante Ausgabe. Für Musikinstrumente lassen sich wenigstens noch meistens die Eltern begeistern die Hälfte zu übernehmen oder so, aber dennoch ist günstig durchaus ein nicht zu unterschätzender Aspekt für mich ums mal so zu formulieren.

Und ich halte die klassische Geige keinesfalls für uncool da hab ich mich wohl Anfangs etwas missverständlich ausgedrückt, das Internet bietet genug Gegenbeispiele und die moderne Musik auf klassischen Geigen gefällt mir auch unheimlich gut. Doch die Lautstärke ist halt schon ordentlich, was vor allem in den Anfangswochen ein ziemliches Problem für das Miteinander im Haus werden könnte :D und sofern ich keine Geige mieten will, braucht man eben schon Kapital damit eine akustische den Geschmack trifft... bei der E-Geige kann man immerhin noch mit ein bisschen Technik Spielerei ein wenig anpassen.

und 2 Stunden ist schon arg viel, aber ich wohne ja nicht direkt in Stuttgart, wo wäre das denn genau? Vlt liege ich ja schon in der richtigen Richtung 

Also Effekte kann man auf einer akustischen Geige tatsächlich sehr gut ausholen - und die Effekte, die man nicht rausholen kann, erzielt man mit Tonabnehmer+Rakarrack.

Der einzige Vorteil der E-Geige ist, dass man neben dem Effekt über die Boxen eben nicht noch den Klang der "Quelle" mischt... 

Dass eine E-Geige "leise" ist, ist ebenso eine Legende: viele E-Geigen haben sogar einen (kleinen) Klangkörper, damit sie etwas natürlicher klingen - und selbst die anderen E-Geigen hört man sehr wohl auch im Nebenzimmer. Obendrein ist es eine gute Übung, die akustische Geige so leise zu spielen, wie eine E-Geige .

Du müsstest bis etwas hinter Darmstadt fahren. Ist also noch ein Stück. Denkbar ist natürlich, dass du keinen wöchentlichen Unterricht nimmst, sondern das ganze ein bisschen entzerrt wird. Andererseits hätte ich es in den ersten Wochen blöd gefunden, wenn mein Lehrer weniger als ein Mal pro Woche bei mir auf der Matte gestanden hätte. Geht sicherlich aber auch anders und mittlerweile wäre es mir auch schnuppe, weil ich schon deutlich selbstständiger an mir arbeiten kann.
Aber schau dich doch auch mal bei dir in der Gegend um, suche nach Bands mit Geigern, die dir gefallen. Genauso habe ich es auch gemacht. In der örtlichen Musikschule stehe ich seit über zwei(!) Jahren(!) auf der Warteliste, daher habe ich mich selbst umgesehen und wurde in einer Fiddle Band, die ich von meinen Tanzauftritten her kenne, fündig. Ausstrahlung und Performance gefielen mir sehr gut, die Frage, ob er noch was anderes außer Irish Folk kann, wurde auch positiv beantwortet (klassische Ausbildung, Jazz, Impro, Pop, Rock usw.), und so nahm das ganze seinen Lauf.Vielleicht klappt das ja auch bei dir! Ich drücke dir jedenfalls die Daumen!

Deine Befürchtungen bzgl. der Lautstärke kann ich verstehen, die hatte und habe ich auch. Ich weiß nur, dass die Viper tatsächlich sehr leise ist, aber das reine Spielen ohne Verstärker hilft beim Üben sicherlich nicht, denn zum richtigen Intonieren muss man sich nun mal selbst gut hören ;-) Ich spiele gelegentlich mit Dämpfer, zum Beispiel wenn ich krank bin und meine Ohren empfindlich sind, aber selbst das finde ich dann schon nervig auf Dauer, weil es sich auch ganz anders anfühlt als das normale Spiel.
Ich wohne bei meinen Vermietern im Haus und auch wenn sie mir das Musizieren nicht verbieten können, habe ich sie gefragt, ob es okay wäre, wenn ich Geige spiele - man will es sich ja mit niemandem verscherzen. Und die Reaktion war sehr positiv! Die der Nachbarn übrigens auch, nachdem ich nach acht Wochen Unterricht zum ersten Mal ein Geburtstagsständchen im Garten gebracht habe ;-) Ich habe glücklicherweise dieses ganz kratzige Stadium übersprungen, da hatten meine Vermieter mit sehr viel Schlimmeren gerechnet. Und es hat sich herausgestellt, dass sie mich beim Üben so gut wie gar nicht hören.Vielleicht kennst du wen mit Geige, der mal zum Testen zu dir kommt. Und frag doch einfach mal bei deinen Nachbarn nach, was die dazu sagen. Vielleicht könnt ihr dann auch über passende Uhrzeiten sprechen, z.B. tagsüber, wenn andere noch arbeiten und manche Studenten frei haben?! ;-)

Mach dir um die Kosten der Anschaffung nicht zu viele Gedanken. Natürlich ist mit steigendem Preis auch der bessere Klang immer wahrscheinlicher, aber man kann mit etwas Geduld und der Hilfe eines erfahrenen Geigers (und nicht einer wahllosen Bestellung bei A******n) sicherlich auch im unteren Preissegment (zumindest fürs erste) glücklich werden. Jedenfalls bin ich bei der Anschaffung meiner Sachen (Geige, Bogen, Stütze) nur im unteren dreistelligen Bereich gelandet, und da ist der Besuch beim Geigenbauer schon mit eingerechnet. Was ich damit sagen will: Eine gute Anfängergeige muss nicht gleich mehrere hundert Euro kosten, und der Bogen auch nicht.

Ok Darmstadt ist falsche Richtung ^^ ich werds mal hier in der Gegend versuchen. Habe ohnehin beschlossen nichts (nichts! :D) zu unternehmen bevor ich meine Bachelor-Arbeit abgegeben habe... wird ohnehin schon knapp... Hier im Forum anzufangen Fragen zu stellen musste als Ventil für die Begeisterung sein 

Wenns dann soweit ist nehme ich mir den Ratschlag hier zu Herzen und versuche so unvoreingenommen wie möglich mal zu einem Geigenbauer und zum Musikgeschäft meines vertrauens zu fahren und mir akustische und elektrische gleichermaßen anzuschauen. Finde ich beruhigend hier zu hören, dass man womöglich auch eine brauchbare akustische zu vertretbaren Preisen bekommt.

Was die Intonation angeht, ist die E-Geige genauso feinfühlig wie die Akustische. Aber der Dynamikumfang und die Möglichkeit die Töne mit dem Strich zu formen, die sind limitiert. Und die Obertöne jenseits der 4kHz, die gehen in der Elektrik leider auch sehr schnell unter. Deswegen fallen Fehler in der Bogenführung nicht so schnell auf und der Einstieg ist etwas leichter.

Wenn es dann aber darum geht, ausdruckstark zu spielen und jeden Ton individuell zu formen, dann verlangt eine E-Geige enorm viel Input. Ich glaube, dass dies einer der Gründe für den vergleichsweise schlechten Ruf von E-Geigen ist: der fortgeschrittene Geiger fühlt sich in seiner spielerischen Ausdrucksweise eingeschränkt. Was aber eben nur zum Teil stimmt, denn statt dem Effekt "Finger", eröffnen sich vielfältige Wege durch Effektgeräte. Klar kommen die oft aus der Gitarrenwelt. Allerdings muss man dort als Geiger sehr gründlich testen, denn das Frequenzband einer Geige geht gerade in den Höhen viel weiter, als das einer Gitarre. Deswegen sind E-Gitarrenverstärker auch nur in seltenden Fällen "gut". Wer mit E-Geige akustisch klingen möchte, der kommt um ein halbwegs linear aufgebautes Amp-Syste nicht herum. Akustikamp oder Nahfeldmonitor sind am Anfang prima, für Bandeinsatz empfiehlt sich auch eine Klein-PA-Box. Wichtig ist natürlich auch das Pickupsystem und ein frühzeitig eingesetzter Preamp. Unverzichtbar wegen der Impedanzanpassung. Wenn alles fein eingepegelt ist und die Obertöne alle Flaschenhälse passiert haben, dann kann auch eine E-Geige fein klingen.

@ElNilso: wie Streicher hier haben "alle" ganz tief verwurzelt das Streben nach dem klassichen Idealklang verinnerlicht, das ist für Gitarristen nicht immer nachvollziehbar. Sich von diesem Klangideal zu lösen ist schwer, denn es wird nicht nur von uns getragen, auch Mitmusiker anderer Instrumente und das Publikum erwarten von einer Geige, auch wie eine Geige zu klingen. Natürlich kann man das durchbrechen und wird für ein starkes Hendrix-Solo mit Zerre, Hall und Wahwah abgefeiert. Aber ganz ehrlich: warum der ganze Aufwand, um als Geiger wie eine Gitarre zu klingen? Ist doch viel einfacher, das mit der Gitte zu machen...

Und ja: nimm Unterricht. Mach langsam. Sei gründlich mit den Basics. Vernachlässige den Bogen niemals, er macht den Klang!

Nachtrag: der unabänderliche Vorteil der E-Geige ist ihre weitgehende Feedbackresistenz!

Ich bin fasziniert wie viele unterschiedliche Meinungen hier jetzt auftauchen :D 

zu deiner Aussage "wie Streicher hier haben 'alle' ganz tief verwurzelt das Streben nach dem klassichen Idealklang verinnerlicht, das ist für Gitarristen nicht immer nachvollziehbar. Sich von diesem Klangideal zu lösen ist schwer, denn es wird nicht nur von uns getragen, auch Mitmusiker anderer Instrumente und das Publikum erwarten von einer Geige, auch wie eine Geige zu klingen." :

Ich denke man sollte mit einer E-Geige nicht den Klang einer akustischen anstreben. Das wird, wie du ja schon sagst, nie wirklich authentisch kommen. Aber schon der optische unterschied der E-Geige lässt doch dann auch das "Publikum" keinen klassischen Geigenklang erwarten oder?  Ebensowenig will ich damit klingen wie eine E-Gitarre, denn das ist wirklich einfacher auf der - sogar vorhandenen-  E Gitarre

Wenn man bewusst E-Geige spielt, nicht nur als Übungsintsrument, dann denke ich will man (ich) damit eben einen eigenen Klang erreichen, der so auch mit keinem anderen Instrument einfach nachzubilden ist. Auch das Publikum erwartet ja dann von jemandem, der mit einem solch doch eher unbekannten Instrument wie einer E-Geige dasteht, nicht dass das gleich klingen sollte wie irgend ein anderes Instrument das sie kennen. Oder sind gar entäuscht wenn das nun nicht nach Geige oder E-Gitarre klingt. soll ja anders sein. Eigen. 

Ja, ich gebe Dir Recht - einen eigenen E-Geigen-Klang zu schaffen, das ist ein echtes Ziel. Ist aber alles andere als einfach, denn clean klingt eine E-Geige schon so sehr nach Geige, dass ungeübte Ohren da durchaus keinen Unterschied machen. Verzerrt ist aber die Nähe zur E-Gitarre so groß, dass auch Gitarristen eine E-Geige für eine übemäßig mit Effekten beladene Gitarre halten können. In diesem Spannungsfeld etwas wirklich Eigenständiges und Unverwechselbares zu schaffen, das hat nach meinem Wissen noch keiner hinbekommen. Ich lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen!

Doch davon abgesehen geht es allein um den Sound, und der ist - mit etwas Abstand betrachtet - nicht gar so entscheidend. Musikalisch ist nach wie vor viel Platz in dieser Welt für Geigen, besonders abseits der Klassik. Als Streicher wird man auf jeder Rock-Pop-Country-Jazz-Folk-Metall-Punk-Session gerne gesehen und tatsächlich macht auf all diesen Session eine E-Geige richtig Sinn, spätestens wenn ein ausgewachsenes Schlagzeug mitspielt, steht man mit der akustischen Geige auf verlorenem Posten, und falls ein paar Leute ihre Amps etwas weiter aufdrehen, ist auch für die verstärkte A-Geige bald Schluss wegen Feedback.

Lern einfach, mach einfach, geh Deinen Weg, was die Geige angeht ist dieser stets lang und verschlungen und geht meistens bergauf

 

Ich glaub Letztendlich wollte ich genau das hören :D 

"Mach einfach" ... und ich glaub genau das mach ich auch. Vlt schaffe ich es ja irgendwann der E-Geige dann einen unverwechselbaren Klang zu entlocken