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Hallo
Ich spiele seit einem Monat Geige und leider ist mir letztens der Steg gebrochen. Im Internet findet man Stege um 3-4€. Ein Geigenbauer hat mir erklärt, er muss den Steg selbst anpassen und einbauen. Kostenpunkt 125€.....die Geige selbst hat nur 90 € gekostet.
Muss es wirklich der Geigenbauer anpassen? Ich habe da leider garkeine Erfahrung :(
Hallo Nicki,
leider ja. Die Stegfüße müssen genau an die Wölbung der Decke angepasst werden, ebenso sollten Obersattel, Griffbrett und Steghöhe /-wölbung und nicht zuletzt die Position des Stimmstocks und des Stegs selbst aufeinander abgestimmt werden. Was man im Internet bestellen kann, sind demnach Stegrohlinge, die man jeweils individuell an eine Geige anpassen muss.
Hat der Geigenbauer die Geige gesehen? Vielleicht ist das ja der Komplettpreis inkl. Änderungen am Setup, die bei optimaler Steganpassung notwendig wären?
Gruß,
Bavarica
Das stimmt, nur finde ich ein Preis von 125€ für einen Normalsteg einer Schülergeige etwas übertrieben. In meiner Werkstatt komme ich je nach Aufwand mit 40-60€ hin.
Gruß Lyc. Geigenbauer
Das klingt aber sehr teuer.
Ich habe beim Geigenbauer für eine Generalüberholung ( neue Seiten, Seitenhalter, Kinnhalter, Steg ) 200€ bezahlt und meine Geigenlehrerin meinte das wäre schon sehr teuer. Aber nur für einen Steg 125€? Gibt es in deiner Nähe keinen anderen Geigenbauer?
Ich würde einfach mal mitsamt der Geige zum Geigenbauer gehen und nachfragen was er empfiehlt und was es kostet.
Die Preise variieren von Ort zu Ort und auch von Geigenbauer zu Geigenbauer extrem. Hinzu kommt noch, dass Geigenbauer teilweise verschieden Qualitäten für ein und diesselbe Sache haben.
Vielleicht wusste der Geigenbauer nicht, dass es sich um eine Geige im untersten Preisbereich handelt und dachte Du hättest ein deutlich besseres Instrument. Oder er hat eine neue Stimme und die daraus resultierende neue Klangeinstellung gleich miteinberechnet. Gerade wenn er das Instrument nicht gesehen hat, sind die Möglichkeiten fast unendlich wie er darauf gekommen sein könnte.
Mein aktueller Steg hat übrigens 200€ gekostet. Wenn man von 60€ für einen einfachen Schülersteg ausgeht, sind 125€ doch ein guter Mittelwert. ;)
Bei einer 90 € Geige wo der Steg nach 1 Monat zerbricht, würde ich davon ausgehen, dass in nächster Zeit noch mehr Bauteile ihr Zeitliches segnen werden. Das wäre z.b. der Knopf, die Wirbel, das Griffbrett ist wahrscheinlich nur angemaltes Pressholz, da splittern dann demnächst Lackschnitze ab, die Saiten sind wahrscheinlich schon von allein gerissen, der Obersattel ist wahrscheinlich nicht richtig in der Höhe bemessen - soll ich weiter machen. Lange Rede kurzer Sinn, kauf dir eine Manufakturgeige, aber nciht für 100 sondern für300 400 € und achte auf die Qualitätsangaben. Das ist immer noch Billiggeige, aber die halten und da lohnt sich auch eine kleine Reparatur.
Falls Du einigermassen sicher bist, beim Geigespielen bleiben zu wollen, wäre - wie auf dem Forum schon oft empfohlen - ein Mietinstrument vielleicht noch die bessere Option. Eine Geige im von Bea genannten preislichen Rahmen befriedigt auf die Länge häufig auch nicht wirklich und ist dann, wenn überhaupt, nur noch für ein Butterbrot zu verkaufen, wenn man auf etwas Besseres umsatteln will. Mit einem gemieteten Set hast Du von Anfang an ein qualitativ ordentliches Instrument - und bei vielen Geigenbauern die Möglichkeit, Dir die Miete bei einem späteren Kauf anrechnen zu lassen.
Auf jeden Fall beherzigenswert ist Beas Ratschlag, mit Investitionen in eine Billiggeige schon gar nicht anzufangen. Falls Du an dem Instrument hängst, solltest Du Dir solche Schritte zumindest sehr gut, und natürlich mit kompetenter und fairer Beratung überlegen.
Hallo
Danke für die vielen Tipps.
Ich hab mir beim Kauf schon gedacht, dass da die Qualität nicht besonders sein wird, aber da ich noch nie ein Musikinstrument gespielt habe und nicht gewusst habe ob ich überhaupt Talent dafür habe wollte ich zu Beginn nicht so viel Geld ausgeben und dann, wenn ich weiß ob ich dabei bleibe eine ordentliche kaufe.
Da jetzt wohl eher der Kauf einer neuen (besseren) Geige ansteht (da mir das spielen wirklich sehr viel Spaß macht) wollte ich fragen ob mir vielleicht jemand Tipps geben kann wonach ich als noch blutige Anfängerin suchen sollte?
Mieten würde ich eine Geige eher nicht wollen (1. wenn ich eine Geige habe soll sie mir gehören, 2. Angst dass etwas damit passiert)
1. Mietgeigen sind meistens versichert. Bzw. ohne Versicherung würde ich ein solches Instrument gar nicht mieten.
2. Mal ganz ketzerisch: Was wäre so schlimm daran, einer 90€ Geige keinen angepassten Steg aufsetzt sondern einen vorgefertigten wie diesen hier? Klanglich kann da wohl nicht viel kaputt gehen. Klar, er sitzt nicht hundertprozentig und wird sich in in die Decke drücken. Bei einem wertvollen Instrument wäre das eine Katastrophe, aber bei einer Kratze für 90€, die ohnehin in nicht allzuferner Zukunft durch etwas besseres ersetzt werden soll, kann man das - denke ich verschmerzen, um das Instrument noch eine Weile spielen zu können, so dass man ohne Zeitdruck nach etwas besserem suchen oder überhaupt erst mal Vorlieben und eine gewisse Auswahlkompetenz entwickeln kann.
Bei einer Billiggeige wie der angesprochenen, kann man einen Stegrohling selbst anpassen: einfach Schmirgelpapier (Sandpapier) im Stegbereich auflegen und dann den neuen Steg hin und herreiben bis er passt - eventuell frei Hand Wölbung bisschen vorbereiten - falls vorhanden auch mit Feile sonst eben auch mit Sandpapier - dauert nur länger.
(Man kann die Sache auch beschleunigen, indem man den Steg an eine elektrische Kuchensäge etwa montiert....nicht ernstnehmen....)
Billiggeigen sind gut zum Kennenlernen des Instrumentes, da traut man sich dann schneller andere Kinnhalter etwa an und abzuschrauben, die Saitenhalter zu ändern, die Wirbel zu bearbeiten ....
Was wäre bei der von Aranton vorgeschlagenen Option von diesem Steg zu halten? Die Füsschen sind beweglich, so dass sie sich zumindest der Neigung der Deckenwölbung ein wenig anpassen können:
http://www.arc-verona.net/Zubehoer/Stege/AUBERT-Steg-adjustable-4-4-Violine.html
Da soll aber ein geigenbauerisch erfahrener Forianer erst noch seinen Segen dazu geben, ich weiss nicht, ob durch die besondere Bauart dieser Stege eventuell Stabilität oder Schwingungsverhalten beeinträchtigt werden.
Das ist nur ein Stegrohling welcher angepasst werden muss. Es gibt vorgeschnittene Stege mit beweglichen Füßen und selbst diese sind nur ein Notbehelf.
Besser ist es verschiedene Anbieter aufzusuchen und das Angebot duchzuprobieren und sich beraten lassen. Wenn man das weis was man möchte findet sich auch ein Weg der Finanzierung.
Gruß Lyc. (Geigenbauer)
Klar, ich weiss, dass es nur ein Rohling ist. Ich dachte bloss, dass - falls Nicki Arantons Vorschlag, eine Zeitlang mit einem unangepassten Steg zu spielen, aufgreifen möchte - dieses Modell etwas besser sein könnte als der nichtbewegliche Rohling von Teller, den er verlinkt hat.
Natürlich ist ein vorgeschnittener Steg nur ein Notbehelf. Bei einer Geige, die man noch viele Jahre spielen und mit der man seinen Traumklang produzieren will, führt kein Weg an einem angepassten Steg vorbei. Aber ist eine 90€-Geige nicht prinzipiell nur ein Notbehelf, mit dem man keine Musik machen müssen möchte? Bei einem solchen Instrument geht es nicht darum, irgendwas zu optimieren, sondern darum, es überhaupt irgendwie wieder einigermaßen spielfertig zu machen. Und das obwohl man bezweifeln kann, ob es für jemand mit Ambitionen überhaupt je spielfertig war... Außerdem: Bei einer Geige dieser Preisklasse wäre ich nicht überrascht, wenn da einfach ein vorgeschnittener Steg montiert worden wäre, ohne je auf das Instrument angepasst worden zu sein. Insofern sehe ich in diesem spezifischen Einzelfall bei einem vorgeschnittenen aber nicht angepassten Steg keine Verschlechterung. Wenn ohnehin geplant ist, die 90€-Geige durch etwas besseres zu ersetzen, ist das Geld, das ein angepasster Steg kosten würde, meiner Ansicht nach im Budget für die neue Geige besser aufgehoben; auch wenn es heißt, bis dahin die alte mit Pfusch irgendwie über die Runden zu bringen.
Bewegliche Füßchen halte ich für Mumpitz. Die Wölbung ändert sich ja nicht dadurch, dass die Füße beweglich gelagert sind; wenn sie größer als die Decke ist bleibt sie das, wenn sie kleiner ist, bleibt sie das auch. Der einzige Unterschied wäre, dass die Füßchen - auf der Wölbung mit gehen, wenn man Steg hin und her schiebt; aber da die Saiten ja relativ zum Griffbrett liegen müssen, hat man da relativ wenig Spielraum. Daher sehe ich in beweglichen Füßchen keinen Nutzen. Entweder stimmt die Wöbung der Füßchen da wo der Steg stehen muss mit der der Decke überein, oder sie stimmt nicht. Und wenn ich die Wahl habe schlecht für vier Euro oder schlecht sitzenden Pfusch für 16€ zu kaufen, nehme ich den für vier Euro...
ich würde auch eher zu einer neuen geige raten... mit einem neuen steg ist dir wahrscheinlich längerfristig nicht geholfen. außerdem ist ein hochwertigeres instrument meist viel leichter spielbar, macht mehr spass (--> man spielt gerner/öfter) und erzielt schnellere lernerfolge. viele geigenbauer/händler bieten auch mietkauf an, was sehr vorteilhaft ist. allerdings würde ich damit nicht zu deinem jetzigen geigenbauer gehen, wenn der schon 125 für einen steg verlangt^^
Ich habe mich für eine neue Geige entschieden und heute eine bessere gekauft. Die Töne sind wirklich sehr viel schöner.
Ich danke euch allen für die hilfreichen und ehrlichen Antworten. Ich finde es toll, dass es noch Foren gibt in denen man schnelle kompetente Hilfe bekommt :)
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