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Eulen nach Athen? Oder heute ist doch 'alles' besser!

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peerceval Profilseite von peerceval, 16.05.2014, 22:22:46
Eulen nach Athen? Oder heute ist doch 'alles' besser!

Bisher hab ich hier über so etwas noch nichts gelesen, Vielleicht bedeutet das ja, das alles es wissen und kennen. Ein kollektives Allgemeingut, das darum nicht der Rede wert ist. Vielleicht ist's aber auch anders. Kriegen wir es raus:

Aktuell arbeite mich immer noch an Beethovens Romanze F-Dur ab. Ich hatte schon mal dazu angefragt. Nun weiß ich etwas mehr. Es gibt dazu zwei Arten der 'minus-one' CDs, eine mit Klavierbegleitung (z.B. die von paganino oder die von stretta) und eine mit Orchesterbegleitung ( music minus one). Nun haben beide Versionen je ihren Nachteil: Die Orchesterversion ist sehr alt und auf 440 hz getuned. Bevor ich sie verwende, müsste ich also immer meine Geige runterstimmen. Grrr. Die Klavierversion gibt es dagegen in heute üblichen 443 hz, allerdings nur in zwei stark differierenden Tempi, 40 bpm und 54 bmp.  Zum Üben hätte ich gern auch die Tempi dazwischen. Glücklicherweise müssen wir uns heute damit nicht mehr zufrieden geben. Hier ein Weg, wie man sich - zwecks besserer Übungsstrategien - neue Versionen gleicher Tonhöhe und höherer Geschwindigkeit und/oder höherer Stimmung und gleicher Geschwindigkeit erzeugen kann:

Eine CD ist keine Schallplatte. Ihre Dateien sind digital. Meist in nicht Verlust behaftetem WAV-Format gespeichert. Um deren Geschwindigkeit oder Stimmung zu ändern, braucht man nur ein Soundprogramm, dass diese Daten einliest, den Inhalt als Spuren zugänglich macht und das die Frequenzen dann hochrechnen und die Dauer der Töne – mit angemessener Anpassung des Einschwingvorgangs  - verkürzen (oder verlängern kann).

Glücklicherweise gibt es so ein Programm auch als echte Open Source Software, lizenziert unter der GPL. Heißt: jeder darf das Programm benutzen, darf es nutzen, modifizieren und (auch modifiziert) an andere weitergeben. Ich meine das Programm Audacity. Das gibt es sogar für Windows, für Macs und für Linux. Man muss es sich nur herunterladen und installieren. Ich hab das Folgende unter Linux ausprobiert:

(I) Erzeugen schnellerer Versionen:

1. Programm starten.
2. Unter der Menuerubrik 'Datei' die wav-Datei laden (direkt von der Platte lesen lassen)
3. Unter der Menuerubrik 'Effekt' den Eintrag 'Tempo ändern' auswählen
4. Im erscheinenden Dialog in der Zeile 'Beats pro Minute'

a. im von-Feld die Ausgangsgeschwindkeit eingeben (hier 40 bpm) 
b. im  to-Feld die Zielgeschwindkeit eingeben (bei mir 42 bpm, später 44, 46, …)
c. Auf ok klicken

 
5. Dann im Menue unter der Rubrik Datei 'Export' an klicken.
6. Im jetzt erscheinenden Save-Dialog die Extension „.mp3“ eingeben und ok klicken. Jetzt wird die Datei mit höherem Tempo ohne Tonhöhensteigung auf die Platte geschrieben. Bingo.

 (II) Erzeugen höherer Versionen:

1. …
2. Unter der Menuerubrik 'Effekt' den Eintrag 'Tonhöhe ändern' auswählen.
3. [Achtung: jetzt wird’s etwas tricky:] Im erscheinenden Dialog

 
a. im to-Feld (JA! Im to-Feld) die Ausgangstonhöhe in hz eintragen (bei mir 440hz)
b. mit Control-C den Wert kopieren und mit Control-V im von-Feld wieder eintragen.
c. Im to-Feld jetzt die Ziel-Frequenz eintragen
d. Jetzt ok klicken.

 
4. … [Rest wie oben]

Was kann man dabei falsch machen? Ach eigentlich nur zwei Sachen: Zum einen könnte man statt von einem verlustfreien Format (wav, ….) direkt von einem verlustbehafteten Format wie mp3 ausgehen.  Das verschlechtert natürlich die Rechenbasis. Und das wird hörbar. Zum anderen könnte man sich bei der Nutzung des Programms über die Mischung von Deutsch und Englisch ärgern …

Also - liebe Forianer -  denen, die so eine Verbesserung der Lernmethodik noch nicht kennen, viel Spaß. Klappt. Und hilft. Den anderen (Athenern) ein aufrichtiges Sorry (für die Eulen).

P.

peerceval Profilseite von peerceval, 18.05.2014, 07:03:55

... sorry: man kann doch noch was anderes falsch machen (arggg):

Falls Ihr - wie ich gesagt hatte - audacity direkt von der wav-Datei laden lasst, solltet Ihr (nach der Konvertierung und dem Export) beim Stoppen des Programms die Frage, ob Ihr die Änderungen speichern wollt, natürlich auf keinen Fall bejahen -  das würde Euer Originalfile verändert überschreiben.

Glück im Unglück: wer direkt von der CD/DVD hat lesen lassen, ist trotzdem auf der sicheren Seite :)

P.

peerceval Profilseite von peerceval, 18.05.2014, 07:13:46

... und noch ne Eule:

Bei der Orchesterversion ist (leider) kein Tempo angegeben. Tatsächlich spielen die Stuttgarter das Stück von sich aus schon sehr sehr langsam - insbesonder in der langsamen Version :). So langsam, dass ich die Beschleunigung auch auf die Orchesterdateien anwenden wollte. Also musste ich rauskreigen, welches Tempo das ist.

Dazu habe ich mich meiner schon längst genutzen Metronom-App auf meinem Android-Smartphone Samsuns S4 erinnert. Ich nutze 'Metronom Beats'. Gibt aber auch andere gleichwertige im Android-Marketplace (Google) Play-Store. Nach Installation also 'einfach' die Stücke anhören, mit dem Finger auf dem Sensorfeld der Metronomapp das Metrum mittippen, und die App zeigt die bpm-Zahl an.

('Leider' spielen die Stuttgarter das Stück sehr musikalisch, also recht agogisch. Ich habe also unsgesamt nur einen annähernden Wert hingekriegt. Aber das reicht.)

P.

Neuester Beitrag sofie Profilseite von sofie, 18.05.2014, 09:18:16

Super. Vielen Dank für die ausführliche Anleitung!

Ich selber kannte diese Methode schon, allerdings über einen Umweg. So geht es viel leichter.

Wenn man ein Stück noch nicht im Tempo spielen kann, dann ist eine langsame playalong CD sehr viel wert. Kann man es jedoch im Tempo und etwas darüber spielen, dann würde ich doch eher versuchen bei vielen verschiedenen "normalen" CDs mitzuspielen. Am besten geht das indem man entweder die ganze Nachbarschaft mitbeglückt, sprich das Volumen extrem hochdreht, oder indem man einen ordentlichen Kopfhörer verwendet. Sich selber hört man dann nur sehr leise, aber doch ausreichend um zu wissen was man noch verbessern sollte. Es ist übrigens auch in der Konzertsituation so, dass einem die eigene Geige plötzlich extrem leise vorkommen kann... Den satten Klang aus dem heimischen Wohnzimmer hat man im Konzert nicht. Der Zuhörer hoffentlich schon, aber das Spiel- und Klanggefühl ist ein anderes.

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