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Notenbindungen

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Earendil Profilseite von Earendil, 06.06.2013, 08:35:40
Notenbindungen
Hallo zusammen,

ich habe eine vielleicht etwas blöde Frage: Habe zu einem recht simplen Stück Noten ohne Bindungen entdeckt und wollte fragen, wie man diese nachtragen kann. Gibt es da einen bestimmten Trick oder eine Regel? Oder ist das mehr nach Gefühl? ;)
Viele Grüße!
Aranton Profilseite von Aranton, 06.06.2013, 19:59:36

Hallo Earendil,

ich würde Dir gerne weiter helfen, stehe aber etwas auf dem Schlauch, was eigentlich Dein Problem ist. Um etwas nachzutragen braucht man eigentlich keine besondere Technik; Bleistift in die Hand und los. Aber das wird es ja wohl nicht sein. Was meinst Du mit "Noten ohne Bindungen"? Wie gesagt, da stehe ich auf dem Schlauch und denke zunächst mal an Legato- oder Haltebögen und solche Sachen. Die nachzutragen, wenn sie tatsächlich fehlen, sollte eigentlich kein Problem sein.

 

Frosch Profilseite von Frosch, 06.06.2013, 20:55:30

Mir geht es ähnlich confused  wie Aranton. Meinst Du eventuell die Balken ? Also, daß z.B. 4 sechzehntel (oder auch mehr) nur mit der "Fahne" ausgestattet sind ?

Earendil Profilseite von Earendil, 07.06.2013, 08:03:04
Ich meinte tasächlich den Legatobogen... :(
Sorry, dass das so unspektakulär ist.
Bea Profilseite von Bea, 07.06.2013, 08:09:01

Es ist wahrscheinlicch die Bogenführung gemeint.

Ein paar grundsätzliche Tipps:

-Anfänger spielen betonte Noten im Abstrich.  Also summe die Melodie vor dich hin und s  etze jeder betonten Note ein Abstrichzeichen auf  .

-Überprüfe nun, inwieweit deine Betonungszeichen mit dem "Taktrythmus" übereinstimmt. Beim 4/4 Takt hat die erste Note und das 3.Viertel eine Betonung. Bei Synkopen und Taktüberbindungen kann sich bewusst ein "Gegenrythmus" einstellen.

- Jetzt musst du nur noch die Aufstriche passend einfügen. Dabei können auch mehrere Noten unter einem Bogen stehen, also beginnt z,B, ein Takt mit einer betonten punktierten Viertelnote, so könnte die folgenden Achtel alle als Lauf unter einen Aufstrichbogen fallen.

Natürlich sind diese Anhaltspunkte nur ganz grob, wichtig ist eben das Stück in musikalische Phrasen zu teilen und entsprechend die Betonungen. 

Aranton Profilseite von Aranton, 07.06.2013, 08:50:18

Die wahrscheinlichste Erklärung für das Nicht-Vorhandensein von Legatobögen ist, dass der Komponist an der betreffenden Stelle kein Legato haben wollte. Von daher würde ich nicht einfach welche nachtragen, sondern das Stück so spielen, wie es notiert ist, also zwischen zwei Noten, die nicht per legato verbunden sind, die Strichrichtung ändern.

Bea Profilseite von Bea, 07.06.2013, 14:06:10

 Eher ist das nicht Vorhandensein von Legatobögen (u. Fingersätzen) ein Zeichen von Urtext, oder eben neuen, schnell mit einem Notenprogramm niedergeschriebenen Musiken.

Z.B. der canon rock, von einem JerryC auf you tube:

http://www.free-scores.com/download-sheet-music.php?pdf=15572

Dort sind keine Bindungen, keine Fingersätze verzeichnet, also muss man alles selbermachen. Dazu hilft sich verschiedene Versionen anzuhören und anzuschauen, dann selber spielen und beim Spielen austesten, was sich binden lässt, wo welche Striche wie ausgeführt werden. Auch die Dynamik und die Lagen sind wichtig. Mit you tube hat man da heute schon viel Unterstützung, aber mit etwas Fleiß kann man auch selbst eine Bezeichnung entwickeln.

Grundsätzlich ist die Bezeichnung, wozu auch die Legatobögen ( genauso gut aber auch staccato, riquochet Bögen - also getrennte Töne auf einem Bogen) gehören, schon eine Interpretation und damit persönlich.

 

 

Aranton Profilseite von Aranton, 07.06.2013, 16:07:37

Da muss ich doch widersprechen. Wenn ich z.B. beim berühmten Anfang Beethovens fünfter Symphonie Legatos einbaue, wo Beethoven keine vorgesehen hat, ist das keine "Interpretation" mehr, sondern ein anderes Stück, weil es den Charakter des von seinem Rhytmus lebenden Themas völlig verändern würde.

Das man irgendwann in der Lage sein sollte, sich Fingersätze selbst zu erarbeiten ist klar. Und dass Setzer mitunter Legato-Bögen vergessen oder aus Faulheit ganz weglassen - geschenkt. Dennoch sollte man im Großen und Ganzen schon davon ausgehen können, dass Legatos wo sie vom Komponisten gewünscht sind auch notiert sind und man umgekehrt dort, wo kein Legato steht auch keines spielen soll. Alles andere wäre Schlamperei seitens der Herausgeber der Noten.

Bea Profilseite von Bea, 07.06.2013, 17:34:42

 Naja, ich bezog mich ja eindeutig auf Notentexte, die eben nicht bezeichnet sind. Barocke Musik beispielsweise hat oft keine Verzierungen verzeichnet, erst recht keine Festlegungen auf welcher Saite welche Töne gespielt werden sollen, obwohl gewisse Verzierungen gefordert sind, und obwohl die Melodieführung durch einen bestimmten Wechsel der Tonfarbe (Sprich SAite) eben mehrstimmig wirken soll. In der Zeit und in der Absicht des Komponisten besteht auch immer ein zeitgenössischer "Mode"-Aspekt, den man eben zu anderen Zeiten als "schwülstig", "altmodisch" empfindet. Deshalb wird ein Beethoven Stück niemals so klingen können, wie vielleicht Beethoven selbst es in seinem innerlichen Erleben gemeint hatte. 

Wie langweilig wäre es Musik zu machen, oder zu hören, die nur nach einem festgelegten Plan immer gleich ablaufen darf. Sollte jemand den Mut haben, Beethoven zu bearbeiten, werden immer welche begeistert sein, und andere über Kunstbanausen meckern. Kunst ist eben frei, und erst Recht Kunst zu interpretieren. Es gibt moderne Komponisten, die legen tatsächlich minutiös jeden Klang in seiner Ausführung fest. Aber wie oft wird so ein Werk aufgeführt? Doch nur so lange, wie der Komponist über die Einhaltung seiner Anweisungen wacht. Danach wird sein Werk als langweilig, nicht neuentdeckbar vermodern - solange bis ein frecher sich über die Regieanweisungen hinwegsetzt und was Neues schafft!

Man sieht, ich bin eindeutig gegen jede Betonierung eines angeblich Komponistenwunsches, jedes Werk, das von lebendigen Musikern und immer neuem Publikum erlebt wird, wird auch immer neu erfunden- alles andere wäre keine lebendige Musik. Was jemand sich bei der Schaffung seines Werkes gedacht hat, ist nie das selbe (!), was beim Hörer, Betrachter, Musiker ankommt, denn auch er empfindet als Mensch wieder subjektiv.

Um beim Pachelbel zu bleiben, vor ein paar Jahren habe ich ihn gespielt, ohne romantische Lagenwechsel oder großartig vielen Bindungen:

http://conquest.imslp.info/files/imglnks/usim ... _Kanon_und_Gigue_Violino_I.pdf

Jetzt spiele ich den gleichen Pachelbel romantisch, nutze voll aus, dass man mit Bindungen und geschickten Lagenwechsel sehr schnell spielen kann und setze absichtlich mit Genuss das Vibrato ein, starte gleich in der 3. Lage und bin noch im 2. Takt schon in der 5. Lage:

http://conquest.imslp.info/files/imglnks/usim ... e_Seiffert_edition_-_parts.pdf

Und es macht Spaß! (Die Fingersätze habe ich mir selbst gemacht)

Ein Arrangement wie der oben angesprochene canon rock von diesem Pachelbel Kanon ist dann eben noch eine Stufe mehr.(Mein nächstes Projekt ...) 

http://www.youtube.com/watch?v=F21UHyx5_vE

 

 

Neuester Beitrag Aranton Profilseite von Aranton, 09.06.2013, 18:16:34

Ein Stück neu zu interpretieren oder gar neu zu arrangieren, ist etwas ganz anderes, als vermeintlich fehlende Notenbindungen nachzutragen. Abgesehen davon finde ich, dass man, ehe man sich dran macht, etwas neu zu interpretieren, das Original erst mal studieren und in der Lage sein sollte, es einigermaßen sicher zu spielen. Außerdem werden die meisten Stücke einfacher, wenn man großzüg Legatos einfügt; ein langer Strich ist oft einfacher als viele kurze. Wenn man Stücke so entschärft, bremst das den spieltechnischen Lernfortschritt aus.

Bea Profilseite von Bea, 07.06.2013, 17:44:25

 @earendil

Wie du siehst, ist deine Anfrage überhaupt nicht simpel, oder profan, sondern sie trifft den Kern der Sache, was für Musik mache ich aus dem vorhandenen Notenmaterial! Und bei Streichinstrumenten, wie setze ich das technisch um - man hat da ganz schön viele Freiheiten, gerade bei der Geige!avatarUnd es wird immer jemanden geben, der die Sache etwas anders sieht....

Cassia Profilseite von Cassia, 08.06.2013, 00:52:28

Earendil schrub: "Habe zu einem recht simplen Stück Noten ohne Bindungen entdeckt (...)", so dass ich bei aller Urtextdiskussion sagen würde: spiel, wie es sich gut anfühlt. Unsere Orchesterbratschendozentin sagt immer: der Strich, den man intuitiv zuerst spielt, der ist wahrscheinlich der beste. Und tatsächlich gibt es Stellen, die nur  deshalb sauschwer sind, weil der Strich irgendwie blöd ist (dazu kommt ja, dass Bratschen tatsächlich öfter NICHT die gleichen Bindungen spielen können wie Geigen, weil das Instrument einfach schwerer anspricht und daher andere Striche braucht).

Ansonsten kennt meine Lehrerin oft gute Ratschläge, und manchmal ist es sinnvoll, mal in eine Aufnahme reinzuhören. Änderungen im Strich können tatsächlich viel in der Interpretation ausmachen (und dass betonte Töne immer mit Abstrich gespielt werden, das halte ich auch für ein weit verbreitetes Gerücht...). Aber wenn es derzeit noch um simplere Melodien geht, dann ist das wahrscheinlich noch nicht so vordringlich.

Earendil Profilseite von Earendil, 08.06.2013, 10:45:02

Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen, vieles, das in euren Antworten enthalten war, wusste ich noch gar nicht. Was die Verwirrung zu Beginn betraf: Oft weiß ich auch die simpelsten Fachausdrücke nicht, weshalb ich mich ein wenig missverständlich ausdrücke. Dass ich betonte Noten im Abstrich spielen kann/soll, ist für mich als Anfänger vielleicht gar nicht so verkehrt. Da bekomme ich vielleicht ein besseres Gespür für die "Sache".

Viele Grüße

 

Jana

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