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Unterschied zwischen Schüler- und Konzertgeige

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Zugeordnete Kategorien: Geige Allgemein - Unterricht

Janita Profilseite von Janita, 08.07.2012, 09:48:36
Unterschied zwischen Schüler- und Konzertgeige


Huhu liebe Forengemeinde!

Ich bin eine 27 jährige Anfängerin im Geigenspiel. Ich nehme seit 5 Wochen Unterricht und das Spielen macht mir sehr viel Spass (fast schon süchtig).

Meine Lehrerin sagte letztens, als sie meine Geige (beim Geigenbauer gemietet) begutachtete, dass es für eine Schülergeige eine sehr gute Geige sei. Ich habe auch schon oft die Begriffe "Schülergeige" und "Konzertgeige" gehört oder gelesen. Allerdings erschließt sich mir nicht, wo genau die Unterschiede sind. Was macht eine Schülergeige und was eine Konzertgeige aus? Ist eine Konzertgeige lauter?

Ich freue mich auf eure Antworten!

 

LG,

Janita

Cassia Profilseite von Cassia, 08.07.2012, 12:35:13


Der Preis ;-)
 Konzertgeige klingt halt voller, trägt weiter etc. pp. Man müsste mal die Geigenbauer hier fragen, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es da objektive Unterscheidungs-Kriterien gibt...

magda Profilseite von magda, 08.07.2012, 13:53:51

Konzertgeige ist wohl eher für höhere und fortgeschrittene Ansprüche, während Schülergeigen eher zum Einstieg gedacht sind. Damit ist auch der Preis ein anderer. Allerdings ist das alles sehr relativ zu sehen.

Ich habe mich vor einiger Zeit nach vielen Jahren mit meiner recht netten 100 Jahre alten Mittenwaldgeige doch dazu entschlossen, mir nocheinmal eine neue Geige zu kaufen. Dabei habe ich folgendes gelernt: Der Wert einer Geige ist kaum in Euro zu beschreiben. Eine Geige ist das wert, was du bereit bist, dafür zu bezahlen!!!

Das heißt in meinem Fall Folgendes: Mir sind mehrere Geigen von Geigenbauern angeboten worden zu recht stolzen aber erschwinglichen Preisen. Gekauft habe ich aber aus einer Auswahl von ca. 8 Geigen, diejenige, die sich dann als preisgünstigste herausstellte! Es war dabei einfach "Liebe auf den ersten Strich"! Sie hat nur keinen Geigenzettel und Zertifikat, ist aber mit genausoviel Sorgfalt wie eine Konzer- oder Meiservioline gebaut worden. Und das hört und sieht man ihr an.

Es ist also nicht immer das teure auch das beste. Ausprobieren und vergleichen ist wichtig.

Wenn du,Janita, mit deiner "Schülergeige" zufrieden bist ud sie gut klingt, ist es doch prima. Also viel Spaß weiterhin beim Üben!

Magda

Aranton Profilseite von Aranton, 08.07.2012, 15:04:53

Das ist nicht nur eine Frage des Preises. Bei Geigen, die sich eignen, um damit als Solist gegen ein ganzes Orchester anzuspielen, kann man bestimmte Eigenheiten in den Obertönen messen. Wenn bestimmte Frequenzbereich in den Obertönen besonders verstärkt werden, spricht man von "Formanten". Die von einer Geige erzeugten Obertöne so zu formen, dass sie zum Solisteninstrument taugt, ist meines Wissens erstens eine Menge Arbeit und zweitens auch nicht immer möglich; es kommt da sehr auf die Eigenheiten der verwendeten Hölzer an. Dabei werden die Geigen erst zusammen gebaut, dann gespielt, wieder zerlegt, damit der Geigenbauer durch Veränderung and der Decke und dem Boden, das Schwingungsverhalten verändern kann und wieder zusammen gebaut. Das Spiel kann sich recht oft wiederholen, bis der Klang wirklich optimiert ist. Deshalb sind Geigen bei denen das gemacht wurde, sehr teuer.

Allerdings kann man nicht sagen, eine Geige mit ausgeprägen Formanten und hoher Strahlkraft sei automatisch besser als eine Geige, der diese Strahlkraft fehlt. Im kammermusikalischen Bereich funktioniert die Harmonie nicht, wenn ein Instrument durch seine Strahlkraft besonders hervor sticht.

Der direkte Gegensatz zu einer solchen Geige wäre meiner Auffassung nach nicht die "Schülergeige" sondern eine "Ensemblegeige", die einen warmen Klang hat, der sich mit dem anderer Instrumente gut verbindet. Auch das lässt sich meines Wissens durch das oben beschriebene Tuning nach dem Bau optimieren.

Eine Schülergeige ist eine Geige, bei der man im Hinblick auf den Preis auf solche Tuningmaßnahmen mehr oder weniger verzichtet hat. Auch beim Bau selbst dürften bei einer Schülergeige weniger Optimierungsmaßnahmen durchgeführt worden sein. Auch die Grundqualität der Hölzer spielt beim Preis und dem Potential einer Geige eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Janita Profilseite von Janita, 08.07.2012, 21:25:12


Vielen Dank für eure Antworten!

@ magda, ich bin sehr zufrieden mit meiner Schülergeige. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich ihr eine gute Nacht wünsche wenn ich sie abends in den Koffer lege ;-) und wenn ich sie mit meinem Mikrofasertuch reinige, rede ich ihr gut zu! Das ist Liebe! :-)

Also lohnt sich eine Konzertgeige erst, wenn man für ein Orchester vorzeigbar (besser gesagt vorspielbar) ist?

sofie Profilseite von sofie, 08.07.2012, 22:05:09

Zwischen einem richtig guten und teuren Solisteninstrument und einer einfachen Schülergeige gibt es noch viel dazwischen...

Ich rate den Eltern meiner Schüler immer ihrem Kind das bestmögliche Instrument zu gönnen und habe damit nur gute Erfahrungen gemacht. Ein kleines Meisterinstrument klingt einfach besser als eine einfache Geige. Wenn es gut klingt, dann steigt die Motivation... und Erfolg zieht Erfolg nach sich... 

Warum sollte sich ein Anfänger kein gutes Instrument gönnen dürfen. Man kan ja eine gute Geige mit einem guten Klang, aber weniger ausgeprägter Strahlkraft und Tragfähigkeit wählen.

Cassia Profilseite von Cassia, 08.07.2012, 22:06:23


Hihi, das kenne ich. Ich hab meine kleine Dicke heute mal wieder grundgereinigt, wir hatten anstrengende Konzerttage...

Naja, eine Konzertgeige brauchste ja nicht fürs Orchester, da ist ja Ensemblespiel angesagt. Ich glaube, Du brauchst genau die Geige, mit der Du Dich wohlfühlst. Und da muss überhaupt kein Druck her à la "die muss mindestens 20.000 Öro kosten, sonst ist sie nix!" Aber das ist nur die Meinung einer Anfänger-Amateur-Bratscherin, die zufällig für gar nicht soviel Geld eine tolle Bratsche bekommen hat, die aber bestimmt nicht den "Konzert-"Titel trägt.

sofie Profilseite von sofie, 08.07.2012, 22:15:39

...ein kleines Meisterinstrument bekommt man schon für deutlich weniger als die genannten 20.000...

Glück kann man bei der Suche auch haben. Das allerwichtigste ist, dass die Geige dem Spieler gefällt. Ich glaube nur wenige Anfänger bevorzugen eine richtig tragfähige und laute Geige, da sie damit immer gut gehört werden. Auch im Orchester...

Anima Profilseite von Anima, 10.10.2012, 21:55:53

Du reinigst sie mit einem Mikrofasertuch? Das gibt doch kleine Kratzer im Lack!?

magda Profilseite von magda, 09.07.2012, 09:01:02


ich gebe Sofie recht:Auch ein Anfänger sollte ein gutes Instrument haben, denn wenn klanglich nicht das herauskommt, was man versucht auf der Geige umzusetzen, ist es nur frustrierend.

Wann sich eine neue "Konzertgeige" lohnt? Auch das ist sehr individuell: Z.B. wenn man mit dem Klang seiner Geige nicht mehr zufrieden ist und man sich wünscht sie könnte hier und da etwas anders klingen. So war es bei mir: Irgendwann hat sich bei mir im Kopf eine klare Vorstellung gebildet, wie meine Geige klingen sollte(läßt sich aber nicht in Worte fassen) Das braucht allerdings viel Zeit und etwas Spielerfahrung, denn unterm Kinn ist das Klanggefühl einer Geige doch anders als beim Zuhören. Und dann heißt es Suchen, Ausprobieren und Vergleichen!  Und mit etwas Glück und Geduld findet man dann  eine Geige, die gar nicht so teuer ist3

Gruß

Magda

Aranton Profilseite von Aranton, 09.07.2012, 21:30:53

Also wenn bei einem Anfänger nicht das aus der Geige kommt, was er sich klanglich vorstellt, dürfte es in den meisten Fällen nicht an der Geige liegen. Natürlich braucht auch ein Anfänger eine gewisse Mindestqualität; die Wirbel sollten einerseits leichtgängig sein andererseits aber auch nicht abrutschen, der Steg muss die richtige Höhe haben und es sollte weder Risse noch offene Leimstellen geben. Aber um diese Kriterien zu erfüllen, muss eine Geige nicht in mühevoller Handarbeit von einem Geigenbaumeister hergestellt werden. So etwas kann auch aus einer Fabrik mit geschultem Personal und vernünftiger Qualitätskontrolle kommen. Gut für Leute, die es sich nicht leisten können, mal eben einen hohen vier oder fünstelligen Betrag in ein Musikinstrument zu stecken. Bis zu einem gewissen Punkt werden Geigen besser, wenn sie teurer werden, aber das heißt nicht, dass man mit preiswerten Geigen keinen Spielspaß haben kann. Das kommt sehr auf den Einzelfall an, darauf was man spielt, auf welchem Niveau und mit welchem Anspruch man spielt und schließlich darauf, in welchem Rahmen man spielt. Wenn man vor allem Hausmusik betreibt, braucht man keinen großen Klang. Da kann man schon mit recht einfachen Instrumenten viel Freude haben. Wenn man aber einem Laienorchester beitritt, dessen Mitglieder ständig versuchen, einander mit immer hochwertigerem Material auszustechen, ist einem mit dem Instrument, das zuhause so viel Freude bereitet hat, nicht sonderlich viel Glück beschieden. Wenn man umgekehrt in der Hausmusik die siebenjährige Nichte sich mit ihrer Blockflöte in keinster Weise gegen die Konzertgeige ihres Onkels behaupten kann, ist das auch nicht schön.

Außerdem finde ich, dass man um einen anderen Klang zu erzielen, nicht immer gleich automatisch eine neue Geige braucht. Erstmal sollte man das Veränderungspotential ausreizen, dass die große Auswahl an Saiten bietet. Ich bin immer wieder überrascht, wie heftig der Klang meiner Geige sich verändert, wenn ich Saiten teste, die ich vorher noch nie probiert habe. Und wenn das noch nicht ideal ist, kann man mit dem Geigenbauer seines Vertrauens mit Veränderungen der Stimmstockposition experimentieren. Da können schon wenige Millimeter den Charakter eines Instrumentes total verändern, ohne dass man tausende von Euro und viele, viele Stunden der Suche investiert, um eine neue Geige anzuschaffen.

sofie Profilseite von sofie, 09.07.2012, 22:05:37

Also wenn bei einem Anfänger nicht das aus der Geige kommt, was er sich klanglich vorstellt, dürfte es in den meisten Fällen nicht an der Geige liegen. (Zitat Aranton)

Genau das ist das Problem. Ich kann auf jeder Geige in einem kleinen Raum ein halbwegs anständiges Tschaikovski-Konzert spielen. (Um einen Saal zu füllen und nicht vor Stress zu sterben brauche ich allerdings meine Geige.) Ich kann auch auf jedem Schülerinstrument einen sehr guten Ton produzieren, da sich meine Technik automatisch den Gegebenheiten anpasst. Es geschieht vollkommen unbewusst. Ein Anfänger hat weder die dazu notwendige Technik noch die Erfahrung. Er muss erst einmal eine ordentliche Technik entwickeln. Das geschieht am schnellsten wenn man viel und richtig übt. Viele Kinder üben aus reiner Freude am Spielen. Diese Freude kann durch Gequietsche und ein Instrument mit schlechtem Klang ganz schnell verschwinden. Hinzu kommt, dass Kinder so gut wie nie um eine Ausrede verlegen sind. Die klassische Ausrede ist, dass es am Instrument liegt... jeder kennt das. Wenn jetzt der Schüler ein gutes Instrument hat, dann klingt es sofort gut. Wenn es gut klingt, dann übt er mehr und wer mehr übt wird immer besser. GERADE ein Anfänger braucht deshalb meiner Meinung ein gutes Instrument, da er die Schwächen eines schlechteren noch nicht ausgleichen kann.

Auf einer sehr guten Meistergeige kann man übrigens ein superleises pianissimo mit schönem Klang spielen, das zwar leise ist, aber bis in die letzte Reihe im Saal trägt. Da drüfte die Blockflöte der Nichte doch um einiges lauter sein. Und Blockflöte kann bei Anfängern ganz schön "schreien".

Aranton Profilseite von Aranton, 10.07.2012, 10:05:30


Wenn man einem Anfänger eine Millionenschwere Stradivari in die Hand drückt, wird er auch damit kratzen und quietschen, bis er genug geübt, um saubere Töne zu produzieren.. Sicher hilft es, wenn eine Geige gut anspricht und Fehler verzeiht. Und es ist auch klar, für fünfzig Euro inklusive Bogen, Koffer, Kolophonium, Schulterstütze und Stimmgerät gibt es das nicht. Aber man muss sich für ein derartiges Instrument auch nicht gleich ruinieren, denn kein noch so teueres Instrument kann Talent, Neigung und Übung wirklich ersetzen.

Abgesehen davon: Die Behauptung, das Instrument sei zu schlecht, wird bestimmt auch von Lehrern als Ausrede benutzt, die ihre Schüler mit langweiligem Unterricht, drögen Etüden und uninteressanten Stücken vergrault haben. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass für Anfänger die Qualität des Unterrichts und die Wahl der Stücke für den Spaß am Spiel unendlich viel wichtiger sind als die Qualität der Geige - gewisse Mindeststandards natürlich vorausgesetzt.

Wer sagt: "Ein Anfänger braucht ein möglichst gutes Instrument" sagt dadurch im Prinzip: "Wer nicht mindestens x Euro für eine Geige übrig hat, braucht gar nicht erst anzufangen". Das ist mir zu elitär. Und wenn man anfängt, sich eine Konzertgeige "zu gönnen", obwohl man niemals in die Verlegenheit kommen wird, in Konzertsälen spielen zu müssen, hört die Geige auf, ein Musikinstrument zu sein und wird zum Statussymbol. Gut, wer das möchte und es sich leisten kann, soll es tun. Ist ja nicht mein Geld. Aber es muss auch okay sein, das Geigenspiel als Amateur (also aus Liebhaberei) zu betreiben und sich mit bescheidenen Ansprüchen zu begnügen, die man auch ohne jene sündhaft teuren Geigen, die im Profi-Bereich verwendet werden, erfüllen kann. Ich muss mir zumindest keinen Kleinwagen ans Kinn halten, um Spaß am Musizieren zu haben.

Cassia Profilseite von Cassia, 10.07.2012, 10:13:17


Das Schöne ist ja, dass es zwischen der ebay-Geige und dem Kleinwagen noch so unendlich viel mehr gibt. Man braucht nur Zeit und Glück, die richtige zu finden. Ich finde es aber auch immer wieder beeindruckend, wie toll meine Bratsche klingen kann, wenn sie jemand spielt, der es kann...

FP Zimmermann hat mal gesagt, als er seine Stradivari bekommen habe, habe diese furchtbar geklungen. Es habe eine ganze Zeit gedauert, bis sich die zwei angefreundet hätten.

sofie Profilseite von sofie, 10.07.2012, 15:43:42

Ich habe nie von einer Stradivari für Anfänger oder ähnlichem gesprochen, lediglich von einem kleinen Meisterinstrument. Für den Preis bekommt man noch nicht einmal einen ordentlichen gebrauchten Kleinwagen.

Auf einer perfekt eingestellten guten Geige muss man schon richtig grobe Fehler machen damit es schlimm kratzt. Solche Instrumente gibt es zu bezahlbaren Preisen, auch wenn Du vielleicht noch keines gesehen hast.

Ich finde übrigens solche Aussagen wie "Die Behauptung, das Instrument sei zu schlecht, wird bestimmt auch von Lehrern als Ausrede benutzt, die ihre Schüler mit langweiligem Unterricht, drögen Etüden und uninteressanten Stücken vergrault haben." absolut unangebracht. Umgekehrt könnte ein Schuh draus werden: Die Behauptung der Lehrer wäre schlecht und würde einen mit drögen langweiligen Etüden usw. quälen wird oft von faulen Schülern als Ausrede benutzt um die Schuld für die eigene Faulheit auf den Lehrer abzuwälzen...

Aranton Profilseite von Aranton, 10.07.2012, 18:01:44

sofie,

Anscheinend haben wir unterschiedliche Vorstellungen davon, was "bezahlbar" ist. Für mich sind schon fünfhundert Euro sehr viel Geld. Dafür gibt es ganz bestimmt keine kleine Meistergeige. Um vierstellige Beträge flüssig zu machen, muss ich mich schon sehr anstrengen und anderweitig einschränken. Und um gut eingestellt zu sein, muss eine Geige nicht aus Meisterhand stammen. Das sollte auch ein etwas erfahrener Lehrling oder Geselle hinbekommen. Auch Fabrikpersonal, das den lieben langen Tag nichts anderes tut, als Geigen einzustellen, sollte das trotz Akkord einigermaßen hinbekommen.

Faule Ausreden gibt es überall, darauf hat niemand ein Patent. Weder faule Schüler noch schlechte Lehrer. Zu sagen, dass es schlechte Lehrer gibt, die ihren Schülern das Musizieren verleiden ist nicht unangebracht sondern wahr! Oder willst Du etwa behaupten, dass alle Geigenlehrer dieser Welt Musterbeispiele an Engagement und didaktischem Können sind?

Jedenfalls bin ich der Auffassung, dass ein guter Lehrer auch wenn der Schüler nur ein Instrument hat, das gerade mal den Mindestanforderungen genügt, eine Begeisterung wecken kann, die dabei hilft, am Ball zu bleiben, bis die Technik gut genug ist, auch mit solchen Instrument einigermaßen solide musizieren zu können. Wenn ein Lehrer sich die Mühe nicht macht und Begeisterung und Durchhaltevermögen vielleicht von vorne herein nicht sonderlich ausgeprägt sind (zum Beispiel weil ein Kind aus eigenem Antrieb sondern um die Eltern nicht zu enttäuschen zum Geigenunterricht geht), kann auch das beste Instrument daran nichts ändern.

Für den Spaß am Musizieren spielen neben der Qualität des Instrumentes soo viele Dinge eine Rolle. Und wenn die passen, braucht man auch als Anfänger nicht unbedingt ein Meisterinstrument um Spaß am Geigespielen zu haben.

sofie Profilseite von sofie, 11.07.2012, 21:58:24

Ja, unsere Ansichten gehen oft weit auseinander.

Ich habe schon als Kind gelernt, dass ich alles was ich mache so gut erledige wie es nur irgend geht. Ich habe auch gelernt, dass sich Qualität auszahlt und dass ich mir lieber weniger, dafür aber qualitativ hochwertigeres gönne. Und zwar egal auf welchem Gebiet.

Wenn ich sage ein Kind sollte möglichst ein gutes kleines Meisterinstrument spielen dürfen, heißt das noch lange nicht, dass wer es sich nicht leisten kann nicht spielen kann/sollte. Als Lehrer versuche ich allerdings immer das bestmögliche für meine Schüler zu tun und ihnen das Leben nicht unnötig schwer zu machen. Und auf einer guten Geige ist es tatsächlich angenehmer zu üben, was aber nicht heißt, dass man auf einer einfachen Geige nicht üben könnte.

Für mich ist auch nicht nur der Spaßfaktor wichtig. Die Kinder sollen gerne spielen und üben, aber oft ist es halt harte Arbeit. Manche Dinge müssen immer wieder wiederholt werden und der Fortschritt stellt sich nicht immer ohne Mühen ein. Ein guter Geiger muss mit jedem Bogen ein gutes spiccato hinbekommen, aber mit einem besseren ist es eben leichter.

Bea Profilseite von Bea, 12.07.2012, 07:21:41

 Also bzgl. des Spaßfaktors, den ein Lehrer angeblich bieten muss, welches ja inzwischen auch in der Schule schon von manchen Eltern für ihre Sprösslinge gefordert wird, möchte ich auch etwas anmerken:

Ein Lehrer ist in 1. Linie dazu da, seinem ihm anvertrauten Schützling auf möglichst kluge didaktische Art unter Berücksichtigung der Fähigkeiten des Schülers das zu vermitteln, wofür er Lehrer ist. Es ist nicht seine Aufgabe, zur Bespaßung des Kindes engagiert zu sein.

Im Unterricht begegnen sich 2 Individuen, aus diesem Kontrast heraus ergibt sich der durchgeführte Unterricht. Erfüllend kann dabei sein, eine ausgeprägte Begeisterung beider am Knacken von zunächst verschlüsselten (fürden Schüler) Noten, oder an einer lustigen Atmoshere, oder am besonders gelungenen Duett. Je nach Schüler und Eigenart des Lehrers ergibt sich ein für den speziellen Schüler gelungener Unterricht.

Gerade im Musikunterricht gibt es keinen Fortschritt ohne eine gewisse Disziplin des Kindes. Und je jünger das Kind ist, desto mehr muss im Elternhaus das regelmäßige Üben durchgesetzt werden. Auch das begabteste Kind hat Durchhängephasen und muss sich zum Üben aufraffen, dabei sollten die Eltern helfen. Dabei helfen Routine und Lob, und gelegentlich Abwechslung, also man filmt das Kind, spielt im Duett, interessiert sich für das zu Übende.

Bei erfolglosem Unterricht ist meiner Meinung in 99% der Fälle nicht der Lehrer schuld, sondern fehlende Unterstützung zu hause und damit ausbleibender Erfolg. Ich denke sowieso, jedes Kind kann Erfüllung im Musikmachen finden, das ist unabhängig vom Niveau. Für mich gehört das Spielen eines Musikinstrumentes genauso zur Erziehung wie Schreiben und Lesen, Grundfertigkeiten in diesen Kulturtechniken eröffnen dem Kind ungeheure Horizonte.

 

sofie Profilseite von sofie, 12.07.2012, 21:03:37

@Bea

thumbs_upthumbs_upthumbs_up Genau so sehe ich es auch.

Kaze Profilseite von Kaze, 12.07.2012, 12:29:41

Da möchte ich doch einen Link zum Thema Spaßfaktor posten :

http://www.youtube.com/watch?v=3GTBecLITWo

Ich denke, dass die Kleinen dort keine Meistergeigen in der Hand haben, und sicher auch nicht alle große Geiger werden. Aber geht es darum? Ist es Ziel und Zweck, sein Kind dazu zu bringen, möglichst gut und erfolgreich zu sein?? Warum hat das Geigenspiel denn sonst einen doch recht elitären Touch?

sofie Profilseite von sofie, 12.07.2012, 21:01:38

Sorry, aber ein Schulprojekt, so genial es auch ist, ist etwas volkommen anderes als Geigenunterricht, den das Kind alleine hat und für den die Eltern auch viel bezahlen müssen. Das Projekt ist genial, aber die Klientel ist eine andere als bspw. bei mir im Geigenunterricht.

Glaube mir, eigentlich alle Eltern die ihr Kind zu mir schicken erwarten, dass ihr Kind gute Fortschritte macht. Klar kommt die Freude am Spielen nicht zu kurz, sie ist aber nicht alles. Und Erfolg setzt leider harte Arbeit voraus. Im Optimalfall macht diese Arbeit trotzdem Freude.

 

Kaze Profilseite von Kaze, 12.07.2012, 21:11:51

Interessant wäre es dann, die Motivation der Eltern zu kennen. Ich erinnere mich noch an eine Mitgeigerin im Schulorchester, die total unter Druck stand, besser als alle Anderen zu sein. Die Eltern waren selber Musiker. Und was soll ich sagen: das Mädel spielte recht gut, aber dies tatsächlich nur durch hartes Training, denn ein wirkliches Talent hatte sie leider nicht. Ob mit Super-Geige oder ohne. Und wirklich glücklich wirkte sie nicht... Das war jetzt allerdings etwas off-Topic ;)

 

code759 Profilseite von code759, 13.07.2012, 12:02:22

Solche Beispiele kenne ich auch, aber auch diese können sehr erfolgreich und gut werden. Marie Elisabeth Lott war eine Schülerin der Eltern meiner Freundin, beide sind Schulmusiker. Sie galt zu der damaligen Zeit als eine mit sehr großer Zukunft, spielte technisch auf höchstem Niveau und sehr intonationsrein, war deutschlands jüngste Studentin der Geige, etc, pp.

Sie selbst konnte mit dieser Form von Musik nicht allzuviel anfangen, ich kann mich an das Entsetzen des Vaters meiner Freundin erinnern, als er erzählte wie abfällig sie über die Symphonie Fantastice gesprochen hat und wie man so etwas schön finden könnte. Dann setze sie einen Paukenschlag indem sie eben nicht der Erwartung aller entsprach sondern ein Medizinstudium anfing.

Nun, nach einiger Zeit hat sie dieses jedoch niedergelgt, und widmet sich wieder der Musik. Sie hat nach längerem Erkannt, welchen Schatz sie darin hat, ein Instrument auf diesem Niveau zu spielen und ihre "Liebe zur Musik" entdeckt. Sie ist sicher froh, dass sie das Instrument erlernt hat, auch wenn es ihr nicht immer großen Spaß bereitete.

Meine Mutter hat als Kind aufgehört Geige zu spielen, sie bereut nichts so sehr wie das, ich denke sie wäre froh wenn ihre Eltern sie ein bisschen (!) dazu gebracht hätten.

Wenn ich in mein Umfeld schaue, ist es für den musikalischen Genuss durchaus wichtig ein gewisses Niveau zu erreichen. Das sollte eben reichen um Kammermusik machen zu können und im Orchester spielen zu können. Es muss nicht für eine Solokariere genügen, aber ich empfinde es als sehr angenehm mit meinem Quartett eine Mucke spielen zu können oder Spontan ein Klavierquintett zu spielen. Dadurch, dass ich meine musikalischen Vorstellung auf mein Instrument übertragen kann, ermöglichen sich mir ganz andere Möglichkeiten. Wenn ich nur damit beschäftig wäre, das Instrument in den Griff zu bekommen würde sich der Spaß auf dauer sich etwas mehr in Grenzen halten. Angefangen habe ich bei einer sehr strengen Lehrerin, die ich damals hasste. Heute verstehen wir uns sehr gut und ich bin wirklich froh, ihre "harte Schule" zu Beginn durchlaufen zu sein.

Um Musik zu machen, nicht einfach nur zu spielen, ist es für meinen Geschmack auch notwendig, dass die Geige das ermöglicht. Ja, aus (fast) jeder Geige bekomme ich einen anhörbaren Ton. Mir ist es aber wichtig, dass ich die Klangfarbe stark verändern und vor allem bestimmen kann, auch das sollte ein Schüler lernen können, dafür benötigt er das bestmögliche Instrument, das er haben kann. Ein schönes tragendes Pianissimo muss man erst einmal können, aber eben auch die Geige. Musik heißt eben auch Variation. Als ich meine Geige ausgesucht habe, habe ich Instrumente in der Hand gehabt, die am Ohr einen schönerern Klang hatten, aber von diesem Klang kaum weg kamen ohne dass das Instument klanglich vollkommen zusammengebrochen wäre.

Spaß an der Musik ist auch beim Lernen wichtig, da stimme ich zu. Solche Projekte, wie das oben verlinkte sind ein tolle Sache. Diese sollten aber für meinen Geschmack nicht dazu dienen das Instrument zu lernen, sondern die Motivation dazu zu finden.

Bea Profilseite von Bea, 13.07.2012, 12:31:39

 Gut dass du den Punkt ansprichst, wie gut man ein Instrument spielen lernen sollte. Ich bin mit dir völlig einer Meinung, wenn man sich schon auf ein Instrument einlässt, sollte man es auch bis zu einem gewissen Grad beherrschen. Denn als Erwachsener kann man dann Zeit seines Lebens immer wieder darauf zurückgreifen!

Bea Profilseite von Bea, 13.07.2012, 12:18:14

@Kaze

Die normale Motivation der Eltern ist die gleiche, die bei jedem Instrument anzutreffen ist, nämlich dem Kind auch eine musikalische Erziehung  angedeihen zu lassen. Die asiatische Variante, dass damit besonders auch Disziplin und Ausbau der Intelligenz und Leistungsbereitschaft gefördert werden soll, hat sich in Deutschland wohl nicht durchgesetzt - obwohl ein Einhergehen von guter Instrumentalausbildung mit guten schulischen Leistungen wohl niemand abstreiten wird (Sonderfälle ausgenommen), das gilt aber auch für Ernst genommenen Sport z.B. Wer bereit ist kontinuierlich bei etwas zu bleiben und auch etwas dabei zu erreichen ist eben willensstark. Und das hat eben noch nicht etwas mit Begabung zu tun! Oft wollen Ungegabte partout sich in dem einmal gewählten Feld behaupten, das gilt nicht nur für das Instrumentalspiel, ich denke auch an Ballett z.b.. Und dazu fällt mir das Plakat einer Ballettschule ein: Am meisten profitiert der Unbegabte! Wenn man für etwas Leidenschaft entwickelt, ist es nicht verboten seine vielleicht natürlichen Grenzen trotzdem voll auszuschöpfen. Wie oben beschriebene Orchesterkollegin, sie will Geige spielen, vielleicht gerade um gegen den Stempel des Unbegabtseins zu rebellieren. Davon abgesehen echte Unbegabung gibt es nicht im Musikbereich! Und in diesem Fall bin ich mir sicher, dass nicht allein das Puschen der Eltern zu einem ordentlichen Ergebnis geführt haben, sondern weil sie es wollte. Wenn ein Kind absolut nicht will, geht es nicht - auch mit Prügel (Oder sonstigen Druckmaßnahmen!) nicht!

Bei einem Proträt zu Gerrett, der sich über den Druck seitens des Vaters bei seiner Geigerausbildung beschwert, machte sein Bruder befragt zu dieser Klage, lapidar klar: wenn er nicht gewollt hätte, hätte er aufgegeben, meint, trotz des Druckes war der unbedingte Wunsch da, das Geigenspiel zu meistern, sonst hätte er sich nicht angestrengt und damit sich selbst aufgegeben - da hätte der Vater nichts machen können.

Was das Elitäre beim Geigenspiel angeht, dass ist eher ein gesellschaftliches Problem: denn ein Klavier anzuschaffen ist immer teurer und der Unterricht auch nicht billiger. Man merkt auch den Kommentaren der Eltern in deinem Link an, was für eine Freude bei diesen zumeist sich unterpriviligiert  fühlenden (aufgrund des Einzugsbereichs der Schule) sich einstellt, doch ausgerechnet sein Kind Geige spielen zu sehen.

Aber das darf nicht dazu führen, dass so eine Alibi-Veranstaltung, wie das Klassenmusizieren  für das einfache Volk die Schere zu ordentlichem Musikunterricht noch größer macht. Dieses Klassenmusizieren muss als Folge für die Eltern erschwinglichen Unterricht für weiterführende Ambitionen der Kinder haben, sprich - wie in Österreich, staatliche Musikschulen mit ordentlich bezahlten Instrumentallehrern, wo die Kinder meinetwegen nach Leistung ab einem bestimmten Unterrichtsstil gegen einen fairen Beitrag Unterricht genießen können. Ich habe leider schon eine staatliche deutsche Musikschule gesehen, die für Einzelunterricht kein ermäßigten Beiträge vorsah, aber für  Blockflötenensemble schon - Frechheit! Das soll keine Abwertung des Flötens sein, aber dass eine staatliche Musikschule, die mit öffentlichen Mitteln finanziert wird, bewusst Kinder ausschließt, indem soziale Beitragssätze z.B. gerade für Geigenunterricht nicht gewährt wird, halte ich für einen Skandal! Vielmehr sollte man die Plätze nach Leistungsbereitschaft vergeben, wer gerne übt und entsprechend Fortschritte macht, muss gefördert werden.

Kaze Profilseite von Kaze, 13.07.2012, 12:49:49


code759 und Bea: Wunderbare Beiträge, die ich mir nochmals durch den Kopf gehen lasse!

Und natürlich darf man nichts pauschalisieren, es stimmt schon, wenn der Wille nicht da ist, bekommt man kein Kind dazu, besser zu werden bzw. soviel Energie darauf zu verwenden. Das Mädel damals war tatsächlich ehrgeizig, sie tat mir aber irgendwie leid, weil sie nicht das erreichte, was ihre Eltern letztendlich von ihr wollten und es so technisiert wirkte. Ohne Seele.  Eine Mitschülerin bekam übrigens Prügel, wenn sie mal eine 3 nach Hause brachte...

Ich finde es auch ausgesprochen wichtig, ALLEN Kindern die Möglichkeit zu geben, ein Instrument zu lernen und mit der Musik in Berührung zu kommen. Aus finanziellen Gründen ist es Vielen aber leider nicht möglich. Meine Freundin z.B. hat nicht Klavier lernen können, weil es damals in ihrem DDR-Dorf keines zu organisieren gab und auch sonst keien Unterstützung vorhanden war. Mit 30 J. habe ich sie dazu gebracht, als Erwachsene Unterricht zu nehmen udn sich erst einmal ein E-Piano zu kaufen. Sie nimmt nun seit knapp über einem Jahr Unterricht und merkt natürlich, dass es einfacher gewesen wäre, das schon als Kind gelernt zu haben..

Anima Profilseite von Anima, 10.10.2012, 22:02:33

Ich finde, dass man hier auch den Bogen einmal ins Spiel bringen kann (im wahrsten Sinne) ich bin doch immer wieder erstaunt, wieviel ein guter Bogen doch am Klang einer Geige verändrn kann.

sofie Profilseite von sofie, 12.10.2012, 22:18:28

Mir wurde geraten 1/3 des Geigenwertes in den Bogen zu investieren. So könne man das Optimum herausholen. Erstaunlicherweise passt dieser Richtwert eigentlich immer ziemlich gut.

Anima Profilseite von Anima, 26.11.2012, 20:58:32

Einem Anfänger gleich ein Meisterinstrument in die Hand zu drücken kann aber auch problematisch werden, sofern er mit dem Instrument nicht zurecht kommt. Gerade die guten Instrumente verzeihen durch ihren klaren, reinen Ton und die gute Tragfähigkeit Fehler nicht so gut, wie ein gutes mittelklasseinstrument.

(Meiner Meinung nach)

 

sofie Profilseite von sofie, 26.11.2012, 22:17:18

Es kommt immer darauf an wie man Meisterinstrument genau definiert.

Es gibt nämlich durchaus Meisterinstrumente die sehr gut ansprechen und kleinere Fehler klnglich verzeihen, der Schüler aber trotzdem immer gut hört ob der Ton sauber ist.

Wenn man unter Meisterinstrument nur die alten richtig teuren ital. Geigen versteht, dann sind diese natürlich bei einem Anfänger am falschen Ort.

Zum Glück gibt es inzwischen doch einige Geigenbauer die kleine Meisterinstrumente mit großem Ton und leichter Ansprache zu bezahlbaren Preisen in kleinen Größen herstellen.

Was ist ein Mittelklasseinstrument?

Ein Meisterinstrument ist für mich eine Geige die komplett von einem Geigenbauer gebaut wurde. Und ich meine wirklich komplett und nicht aus vorgefrästen Teilen oder so.

Über Instrumente zum Preis einer kleinen Eigentumswohnung spricht hier doch keiner. Jedenfalls nicht im Zusammhang mit Anfängern...

DebianFan Profilseite von DebianFan, 27.11.2012, 09:17:27

Ich würde gerne auf die Eingangsfrage dieses Threads zurückkommen. Gibt es eine verbindliche Nomenklatur für die Klassifizierung von Geigen? Z. B. gibt es bei Otto Jos. Klier Schulgeigen, Orchestergeigen, Konzertgeigen und Meistergeigen. Die Preise gehen aber nur bis etwa 2.000,- €, was dafür spricht, das sich das Angebot nicht an Profis richtet.

sofie Profilseite von sofie, 27.11.2012, 14:45:57

Mir ist noch keine verbindliche Nomenklatur begegnet. Ich habe den Verdacht, dass diese Bezeichnungen von Werbestrategen ausgedacht wurden um ein einfaches Instrument gut an den unbedarften Anfänger zu bringen. Er kauft sich dann eine Geige die für Solisten geeignet ist und freut sich über sein absolutes Schnäppchen von unter 100 €...

Für mich ist ein Meisterinstrument eines, das komplett von einem Geigenbaumeister gebaut wurde. Atelierinstrumente werden von einer (Meister)werkstatt überholt.

Anima Profilseite von Anima, 27.11.2012, 09:43:50

Alles ist eine Frage der Definition und ich spreche von den Geigen, die sich nicht nur durch einen hohen Preis, oder eine exquisite Herkunft auszeichnen, sondern vor Allem durch einen reinen, klaren Ton. Und wenn man bei solchen Instrumenten einen Fehler macht, hört man das sofort.

sofie Profilseite von sofie, 27.11.2012, 14:37:30

großer Ton und leichte Ansprache schließen einen reinen klaren Ton nicht aus. In der Regel ist bei guten Instrumenten beides gegeben. Und der Schüler SOLL seine Fehler ja möglichst sofort hören, damit er von Anfang an  eine möglichst gute Technik erlernt.

Aber darüber müssen wir nicht zanken. Da übe ich lieber... Ich bin jedenfalls der Überzeugung, und meine Erfahrung bestätigt diese, dass ein gutes Instrument von Anfang an sehr förderlich für eine gute Entwicklung von Technik und Klangvorstellung ist, würde aber auch keinem Schüler eine Geige im Wert eines Mittelklassewagens in die Hand geben.

Neuester Beitrag Puravida Profilseite von Puravida, 13.12.2012, 13:26:40

Zur Ursprungsfrage: Mit dem Begriff einer "Konzertgeige" kann ich tatsächlich mehr anfangen als mit "Schülergeige" - klar, dass eine Konzertgeige klanglich einen großen Saal füllen können muss, und zwar höchst modulationsfähig und ausgeglichen über alle Saiten und Lagen, laut wie leise. Alter und Herkunft wären für mich zweitrangig, auch Preis hat damit nur eingeschränkt zu tun. Im übrigen vermute ich, dass auch - professionelle - Ensemble bzw. Orchestermusiker Instrumente spielen, die wir gemeines Volk als "Konzertgeige" titulieren würden... Dass ab einem bestimmten Level schlicht auch der Name des Instruments eine Rolle spielt, lasse ich mal außen vor.

Die Bezeichnung Schülergeige heißt in meinen Ohren lediglich, dass eine Geige eine oder mehrere dieser Anforderungen nicht erfüllt. Wie weit sie davon entfernt ist, ist aber ein fast unendliches Feld... Einige Unzulänglichkeiten kann man ja positiv sehen (z.B. Lautstärke - die Anfängerjahre dürfen ruhig auch leiser sein...). Dass mit "Schülergeige" allgemein auch "erschwinglich" assoziiert wird, macht ja auch Sinn - schließlich wird das Instrument sowieso öfter getauscht (entweder wg. Größe oder schlicht, weil irgendwann klar wird, ob sich eine Investition tatsächlich "lohnen" wird oder nicht).

Ich stelle mal in den Raum, dass in den ersten Jahren - für Kinder - die Qualität der Geige relativ egal ist (sofern sie "spielbar" ist, was jeder Geigenlehrer einfach beurteilen kann, und was möglicherweise auf billigstes Gerät nicht zutrifft). Mein Ziel war damals v.a. die Töne sauber zu treffen und einen gleichmäßigen Ton ohne Bogenkratzen zu entwickeln. Davon abgesehen ist hier ja der Klang am Ohr entscheidend, nicht das, was beim Zuhörer ankommt.

Ich war anfangs 6 - und was ein "schöner" Geigenklang ist, habe ich sowieso erst nach vielen Jahren und vielen gehörten Konzerten und Aufnahmen einzuschätzen gelernt. Über die gesamte (Grund-)Schulzeit war im Vergleich mit anderen auch NIE die Geige selbst ein Thema, sondern immer nur die Frage, wer die Töne sauberer, die Lagenwechsel und Läufe flüssiger spielt. Für das Dabeibleiben verantwortlich waren vor allem eigenes Interesse, der sanfte Druck meiner Eltern und der Kontakt mit Vorbildern.

Was ich eigentlich sagen will: Für Anfänger (Kinder) ist das Instrument m.E. herzlich egal. Taugt nicht für Ausreden, heißt für mich aber auch, dass es gerne auch eine feine Konzertgeige sein darf. Auch wenn man den Schüler damit um das Erfolgserlebnis bringt, beim Wechsel auf bessere Instrumente jeweils auch einen grandiosen Motivationsschub zu bekommen (weil das eigene Spiel von einem Tag auf den anderen plötzlich besser / leichter scheint). Andererseits, gibt es eigentlich "Konzertgeigen" in 1/8-Größe?

Für fortgeschrittene Geiger mit genug Hörerfahrung ist das natürlich anders. Aber wer möchte bezweifeln, dass auch eine sog. "Schülergeige" für ein voll und ganz begeisterndes "Konzert" in einer kleinen Kirche taugen kann? Der Maßstab hier sind doch eher Hörerfahrung, Vergleiche und Gewohnheiten des Publikums als des Geigers selbst. Es passiert ja nicht umsonst hin und wieder, dass man als Geiger überschwänglich - und ehrlich - gelobt wird, obwohl man aufgrund selbst bemerkter Unzulänglichkeiten eher unzufrieden ist...

Genug, sorry. Am Ende bleibt ja doch nur selbst spielen und von vertrauenswürdigen, erfahrenen Menschen beurteilen lassen. Da es ja keine geschützten Begriffe sind, geht es im unbedarften Kreis ja doch nur um den Preis, und es bleibt wohl nur die Definition á là "Schülergeige" alles <1.000€ und "Konzertgeige" alles >7.000€ - dazwischen muss man halt sehn...

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