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Anfängerklang

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Vikki Profilseite von Vikki, 08.05.2012, 22:59:17
Anfängerklang

Hallo zusammen :)

Ich habe nach einzwei Jahren Abstinenz wieder mit dem Geigen begonnen und irgendwie klingt es nicht so dolle...an der Sauberkeit muss man natürlich arbeiten, aber das wird schon wieder^^
Was mich etwas mehr stört ist der Anfängerklang, den ich zur Zeit habe, also dieser etwas knarzige, schale, nicht volle Ton, und dass ich den nicht weg bekomme : Die Saiten sind frisch (Obligato) und mein Kolophonium ist auch nicht so sehr klebrig, also denke ich nicht, dass es daran liegt.
Eigentlich bin ich nach zehn Jahren Geigenunterricht und neun Jahren Orchestererfahrung auch kein Anfänger mehr und mich wurmt es etwas, dass ich trotzdem so klinge^^ Das Problem hatte ich auch vorher schon, aber im Orchester stört das halt keinen -wenn man aber für sich spielt, wäre es schon schön, wenn es auch entsprechend klingen könnte.
Gibt es irgendwelche typischen Fehler, die zu so einem Klang führen? Mir ist von Bogenhaltung, Streichtechnik über falsche Saiten/Kolophonium und Risse in der Geige alles Mögliche eingefallen, aber irgendwie komm ich damit nicht so wirklich weiter...habt ihr Erfahrungen mit sowas gemacht, wie man an so ein Problem rangehen kann?

Bea Profilseite von Bea, 09.05.2012, 07:27:02

Manchmal liegt es auch an zu geringer Luftfeuchtigkeit. Also ich merke einen Wetterumschwung einhergehend mit relativ niedriger Luftfeuchtigkeit sofort, das ist besonders im Frühling und Herbst, und sicher bei starker Heizung im Winter.

Dafür gibt es aber Abhilfe - hab' ich allerdings nicht ausprobiert, da meistens das Problem am nächsten Tag sich selbst erledigt hat.

Ein anderer Hinweis könnte vielleicht ein abgespielter Bogenbezug sein. Vielleicht drückst du mehr als nötig, um den geringeren Haftfaktor auszugleichen.

Aranton Profilseite von Aranton, 09.05.2012, 10:23:25

Ich würde auch auf einen abgespielten Bezug tippen.

Allerdings möchte ich auch darauf hinweisen, dass es doch auch am Kolophonium liegen könnte. Das Zeug altert nämlich auch und greift dann nicht mehr so gut. Auch da neigt man, das mit hohem Druck zu kompensieren. Leider ist jedoch schwer, Anhaltspunkte zu geben, wie lange so ein Kolophonium verwendbar ist. Manche Klötze halten Jahre oder Jahrzehnte, andere sind schon nach ein paar Monaten ausgetrocknet (wobei ich in solchen Fällen vermute, dass die vorher sehr lange im Laden vor sich hin verstaubt sind, ehe man sie gekauft hat). Außerdem scheinen da auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit eine Rolle zu spielen. Ich habe irgendwo ein Kolophonium rumliegen, das nur im Sommer funktioniert. Im Winter, in der Heizungsluft, staubt das Zeug innerhalb weniger Spielminuten komplett aus dem Bogen raus.

code759 Profilseite von code759, 09.05.2012, 10:42:04

Ich denke, der Grund ist wahrscheinlich beim Bogen zu suchen. Die Geige kann natürlich auch Ähnliches verursachen, aber das sieht man dann in der Regel. Schau nur einmal, ob die Saiten sich vielleicht in den Steg oder den Obersattel eingegraben haben und ob der Steg richtig steht. Das heißt vor Allem im Bezug auf die Position und ob die Füße vollflächig aufliegen. Ansonsten könnte es auch am Griffbrett liegen, dann müssten leere Saiten dieses Problem jedoch nicht haben. Wenn es extreme Kuhlen hat stirbt der Klang. Das Griffbrett abziehen gehört zu den regelmäßigen Wartungsarbeiten einer Geige.  Der Stimmstock ist natürlich auch ein üblicher Verdächtiger.

Es könnte natürlich am Bogen liegen, wenn der Bezug kaputt ist oder die Luftfeuchtigkeit enorme Probleme bereitet, wobei gerade jetzt das Wetter eigentlich gut für die Instrumente ist. Man hat aufgehört mit heizen, aber es ist noch nicht allzu feucht.

Ich vermute ehrlich gesagt aber eher, dass es eine spieltechnische Sache ist.  Ist der Ton generell "knartzig" oder nur beim Richtungswechsel? Wenn er es allgemein ist, gibt es eine häufie Ursache. Zu wenig Druck auf dem Bogen. Der Bogen wird von der Saite leicht engehoben, dadurch verliert der Klang etwas an Kraft. Die Motorik ist bei den meisten aber nicht gut genug, den Bogen immer gleichmäßig schweben zu lassen, also kommt er manchmal etwas zu stark an die Saite und es kracht. Wichtig ist, den Ellenbogen nicht zu hoch zu nehmen und beide Schultern entspannt zu lassen. Das sollte dann schon richtig helfen, den Klang zu verbessern. Wenn es das tut, kann ich nur empfehlen einen Lehrer aufzusuchen. Das ist ein ganz häufiger Fehler von Routinies, die lange keinen Unterricht mehr hatten, da man merkt es kracht und den Bogen daher etwas von der Saite nehmen möchte.

Als ich leichte Ansätze dieses Problemes hatte, hat ein Lehrer mit folgende Übung ampfohlen:
 Den Bogen kräftig in die Hand nehmen, dazu den Daumen unter den Frosch nehmen. Ansonsten auf die richtige Bogenhaltung achten. Kleiner Finger an die Stange, Mittel und Ringfinger gegenüber des Daumens und den Zeigefinger in der Kuhle auf die Stange legen. Nun den Bogen auf der oberen Bogenhälfte auflegen (an der Geige natürlich) und die Stange nach unten drücken, sodass sich der Bogen durchbiegt. Wenn das kontrolliert funktioniert, einfach mit entspannter Schulter und einem entspannten Ellebogen mit etwas druck streichen. 

Ansonsten wäre ein Fehler, der vor allem Anfänger gerne machen, nur an der Spitze, bzw. obeeren Hälfte des Bogens zu spielen, wobei das, denke ich, jedem selbst auffallen sollte, der diese Erfahrung hat.

Wichtig ist auch, die Geige aufrechtzu halten, wenn diese zu sehr kippt, rutscht der Bogen auch gerne etwas unkontroliert und kracht dadurch. Also Brust heraus, der Schwerpunkt muss im, nicht vor dem Körper liegen. Beide Beine gleichmäßig belasten, etc.

Natürlich gibt es noch eine zwar eine abzählbare, aber doch gigantische Zahl an sonstigen Fehlern, die man machen kann. Am besten ist es, jemandem, der auch Geige spielt, am besten natürlich einem der auch unterrichtet, kurz ein paar Töne vorzuspielen. Meistens sieht diese Person dann, was los ist. Es ist auch schwierig, fast unmöglich, Fehler selbst auszubügeln. Wenn eine der Sachen kurzfristig hilft, weißt du aber wenigstens, was los ist.

Sollte es schwierig sein, so jemanden zu finden kann man zumindest das Material ausschließen, in dem man eine andere Geige ausprobiert.

 

Vielleicht hilft es ja etwas.

 

Viele Grüße

sofie Profilseite von sofie, 09.05.2012, 15:01:32


"Eigentlich bin ich nach zehn Jahren Geigenunterricht und neun Jahren Orchestererfahrung auch kein Anfänger mehr und mich wurmt es etwas, dass ich trotzdem so klinge^^ Das Problem hatte ich auch vorher schon, aber im Orchester stört das halt keinen -wenn man aber für sich spielt, wäre es schon schön, wenn es auch entsprechend klingen könnte." (Vikki)

Aus dem Zitierten schließe ich, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit an der Technik und nicht am Material liegt, da das Problem "vorher schon" da war und bis dato einfach nicht gestört hat. Um Mängel im Material auszuschließen würde ich mir die Geige einfach mal mit dem eigenen Bogen von jemand anderem (besserem) vorspielen lassen, der dieses Klangproblem nicht hat. Wenn es dann immer noch "nach Anfänger klingt", dann liegt es mit großer Wahrscheinlichkeit doch am Material.

Nach Geigenpausen spiele ich erst einmal ein paar Tage lang täglich ein bis zwei Stündchen Tonleitern und leere Saiten um die Intonation und auch den Klang wieder "aufzupolieren". Vielleicht hilft das ja auch.

Harald Profilseite von Harald, 09.05.2012, 21:11:31

Gibt es einen Anfängerklang oder ist der Klang nur nicht so wie man das gerne möchte oder wie es möglich wäre?

Je nach Instrument kann es durchaus "hohl" klingen, wenn man seine Ohren auf genau diese Geräusche "einstellt". Genau genommen klingen alle Saiteninstrumente hohl. Ist das Ohr übersensibilisiert für bestimmte Klänge? -- Die anderen Klangphänomene haben wohl die meisten von uns durchgemacht.

M.E. sollte man neben den bereits genannten Bogentechniken nicht die linke Hand bzw. dessen Finger vergessen. Z.B. wenig Druck und eher mit flach.

Besonders wichtig ist, zumindest für mich, die Intonation. Im Resonanzbereich spielen die anderen Saiten mit und der Klang bekommt ganz automatisch eine "kräftige Note" und die wahrgenommene Lautheit nimmt zu. 

Neben den bereits erwähnten wirklich kräftigen Strich, von mir aus auch mal bis der Bogen an der Saite aufschlägt, ist  das Üben/Klanguchen in den höheren Lagen, z.B. die 3 dritte, fördernd. Gerade hier zeigt sich m.E., ob man die Bogenhand unter Kontrolle hat. ppp/fff, wenig Bogen/viel Bogen, langsam, schnell usw. Alles in einer Endlosschleife durchprobieren. Wenn man lange genug sucht, sollte man auch etwas (eben den Klang als solches) finden. Ohne intensive Beschäftigung und Hören wird es nichts.

Bea Profilseite von Bea, 09.05.2012, 21:32:34

Der Bogen wird von der Saite leicht engehoben, dadurch verliert der Klang etwas an Kraft. Die Motorik ist bei den meisten aber nicht gut genug, den Bogen immer gleichmäßig schweben zu lassen,    Zitat code 759

Da ist was dran, vielleicht hilft es, den ganz ganz langsamen Strich zu üben: einen Strich eine Minute aushalten. Damit man genug Platz hat, muss man nämlich den Bogen entlasten, damit er richtig langsam gezogen werden kann, ohne zu hakeln.

Aranton Profilseite von Aranton, 10.05.2012, 00:02:09

Wieso seid Ihr so sicher, dass es die Technik ist und nicht das Material? Ich finde, ehe man anfängt, detaillierte Tipps zur Technik zu geben, sollte zumindest mal fragen, wann der Bogen das letzte Mal neu behaart worden ist. Denn wenn die Haare verschlissen sind, kann man auch mit der besten Technik keinen schönen Klang mehr raus holen und die ganzen Tipps und Vorschläge zur Technik gehen ins Leere.

code759 Profilseite von code759, 10.05.2012, 08:25:44

Ich habe durchaus ein paar technische Möglichkeiten genannt. Aber knartzig hört sich für mich nicht nach einem alten Bezug an.

Es sind hier zahlreiche Tipps genannt, wie man herauskommt, woran es liegt. Auf die anderen Dinge einmal zu achten schadet als Wiedereinsteiger sowieso nicht.

knoedelfan Profilseite von knoedelfan, 10.05.2012, 22:28:02

Ohje. Ich lese hier gerne. Aber ich lese auch langsam.......

Da ich ebenso ein Anfänger bin, kann ich jetzt sagen, das ein sogenannter "Anfängerton" wohl auch das knarzen im unteren Viertel des Bogenstriches sein könnte.!

Mit viel Beobachtung dazulernen! Was tun man? Wie wirkt es sich aus? Der Bogen soll sich langsam bewegen!

Vermeiden kann ich es schon. Aber dazu darf der Bogenstrich nicht hektisch sein. Langsam und gleichmässig muss der Bogen über die Seiten gleiten. Und dann noch die Kontrolle des Andruckes.

Dabei liegt der Bogen nur mit seinem Eigengewicht auf. Drücken vermeiden. Der Bogen soll dabei völlig glatt mit der gesamten Fläche der Bespannung über die Seiten gleiten.

code759 Profilseite von code759, 12.05.2012, 22:13:27

Vikki, es wäre schön etwas von dir zu hören. Wir alle haben uns Gedanken gemacht und sind natürlich neugierig. Es wäre nur fair uns ein Update zu geben.

Neuester Beitrag Vikki Profilseite von Vikki, 13.05.2012, 11:22:35

Tut mir Leid, dass eine Antwort erst so spät kommt, aber irgendwie wollte der Computer nicht so, wie ich wollte -.-

Vielen Dank für die ganzen Tipps, wie so ein Klang entstehen könnte -der Bogen könnte tatsächlich ein Problem darstellen, den hab ich nämlich schon ewig nicht mehr neu bespannen lassen und das Kolpohonium ist auch uralt^^

Aber ich denke ihr habt Recht, wenn ihr sagt, dass es wohl an der Technik liegt und es eh nie schaden kann, wenn man mal etwas auf die allgemeine Technik achtet, wenn man wieder anfängt. Ich hab jetzt den Nachbarn zuliebe größtenteils auf die Sauberkeit geachtet, als ich wieder angefangen hab und die Bogentechnik ist dabei entscheidend zu kurz gekommen. Ich werde mich jetzt beim Üben aufnehmen und dann mal sehen, wie sich der Klang mit verschiedenen Haltungen verändert.

Um tatsächlich das Material auszuschließen ist es wirklich eine gute Idee, mal auf einer anderen Geige zu spielen, allerdings kann es unter Umständen etwas dauern, bis ich wieder jemanden sehe, der eine hat und regelmäßig spielt, weil ich zur Zeit leider etwas in einer Geigendiaspora bin^^

 Danke noch mal für die ganzen Spieltipps, jetzt weiß ich, was man so alles tun kann, um das Problem anzugehen :)

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