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Feedback Geigenfortschritt Späteinsteiger

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MoeJoe Profilseite von MoeJoe, 06.05.2019, 09:02:29
Feedback Geigenfortschritt Späteinsteiger
Hallo Zusammen,

Ich bin 30 Jahre alt und habe vor circa 8 Monaten mit dem Geigenspiel begonnen und habe einmal wöchentlich Unterricht a 45 Minuten.
Zur Zeit hadere ich sehr mit mir ob es Sinn macht die Geige weiter zu lernen, da ich irgendwie seit einiger Zeit keinen richtigen Fortschritt bei mir mehr sehe.
Ich übe soweit ich es zeitlich hinbekomme jeden Tag min. 30 min und wenn ich es schaffe auch mehr.
Dabei ist mein Spiel (Sauberkeit, Bogenführung, Intonation,....) sehr durchwachsen. Manchmal klappt es sehr gut und dann wieder 1, 2 Tage wieder überhaubt nicht. Selbst Lieder die ich schon wochenlang übe klappen dann nicht!
Ich muss noch dazu sagen dass ich musikalisch von null anfange, also keine Vorbildung habe( Noten lesen, Takte zählen, etc...)
Ich bin wirklich eigentlich sehr ambitioniert was das Spielen angeht und es macht auch Spass meißtens aber es ist auch frustrierend da ich denke das nix voran geht.
Ich möchte jetzt kein Meister mehr an diesem Instrument werden, mir ist klar das ich dafür zu alt bin, aber ich denke das ich nach 8 Monaten doch eigentlich wenigstens schon das ein oder andere leichte Lied flüssig und eingermaßen sauber hinbekommen müsste. Oder wie seht ihr das?

LG Stefan
Bavarica Profilseite von Bavarica, 06.05.2019, 11:26:12

Hallo Stefan,

 

hast Du denn mit Deinem Lehrer/Deiner Lehrerin schon mal drüber gesprochen und konkret Deine Frustration geäußert? Wie beurteilt der Deinen Fortschritt? An der Geige hat man manchmal das Gefühl, dass nichts vorangeht, das kann aber täuschen, manchmal geht es schubweise und dann wieder ganz langsam.

Ein allgemeines Feedback, wo Du nach acht Monaten stehen müsstest, ist denke ich nicht möglich und wäre auch nicht sinnvoll, weil jeder andere Voraussetzungen und sein eigenes Lerntempo mitbringt. 

 

Behandelt Ihr im Unterricht, wie Du Strategien zu möglichst effizientem Üben entwickeln kannst, z.B. indem Du Stücke und Schwierigkeiten in einzelne Teile und Aspekte zerlegst? Also zum Beispiel

- Bogenführung: ein Stück nur auf leeren Saiten üben und alle Aufmerksamkeit auf den Strich, die Bogeneinteilung, die Saitenwechsel, die Bewegung des rechten Armes und der Finger etc. richten

- Intonation: Kannst Du die Stücke singen? Hast Du im Kopf eine Vorstellung, wie der richtige Ton wäre? Es kann tatsächlich helfen, einen Ton vorher zu singen und dann zu spielen. Vergleiche mit leeren Saiten: ein dritter Finger in der ersten Lage bildet mit der leeren Saite darunter eine Oktave (G-g, d-d, a-a). Höre genau hin, wenn Du einen solchen dritten Finger spielst, wie die andere Saite mitschwingt; ein vierter Finger in der ersten Lage (d, a, e) und die benachbarte höhere leere Saite sind der selbe Ton. 

- Spiele beim Üben nicht einfach das ganze Stück durch, denn dadurch übst Du eigentlich nur, was Du eh schon kannst, und stolperst weiterhin bei den hakligen Stellen; isoliere gezielt die Stellen, die schwierig sind. Zerlege diese Stellen in Mikroeinheiten, bis diese auch beim 10. Mal sicher sitzen, dann setze sie stückweise wieder zusammen

- übe langsam 

- Rotiere bestimmte Aspekte beim Üben, jeweils ein paar Minuten, dann wieder von vorne. Bleibt viel eher hängen als gedankenloses "Repetieren", das eher nur dazu führt, dass wir Fehler einüben. Eine hervorragende Quelle für solche und noch viel mehr Übestrategien: bulletproofmusician 

 

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es einen großen, eigentlich den Unterschied überhaupt macht, wie ich übe, ob ich ein Stück dann gut beherrsche oder ob ich, übertriegen gesagt, mehr oder weniger durchstolpere. Nur ein paar Überlegungen, vielleicht kannst Du ja was davon gebrauchen. Das Gespräch mit dem Lehrer über Deine Ziele, Deine Frustration und das "besser Üben Lernen" würde ich auf jeden Fall führen.

MoeJoe Profilseite von MoeJoe, 06.05.2019, 12:15:41
Hallo Bavarica,

danke für deine ausführliche Antwort. Also meine Lehrerin denkt dass ich gute Fortschritte mache und auch recht schnell, vll bin ich auch nur zu Selbstkritisch mit mir, habe denke ich doch ein sehr gutes musikalisches Gehör und bin deswegen oft unzufrieden mit dem was ich höre.
Das mit den Lernstrategien ist ein guter Tipp von dir, da habe ich so meine Probleme mit der Strukturierung meines Übens, ich mache dass wenn ich mir dein geschriebenes durch den Kopf gehen lasse oft etwas planlos! Weiß oft auch gar nicht wie ich die ganze Fülle an Übungen in 30 bis 60 min unterbringen soll!
Werde mal meine Lehrerin über eine gute Lernstrategie sprechen.
Danke dir nochmal!

Lg
argon Profilseite von argon, 06.05.2019, 19:26:39

Hallo Stefan,

Wenn Du komplett ohne Vorbildung gestartet bist, ist es keineswegs ungewöhnlich, nach 8 Monaten noch kein Lied („gut“) zu können. In diesem Fall rechnet man eher 1 Jahr + x. Das x kann beliebig groß sein.
Lass Dich einfach nicht von einigen Einträgen in verschiedenen Foren verunsichern.
Es gibt einige, die behaupten nach wenigen Wochen/Monaten schon gut zu spielen.. Einen Beweis bleiben sie aber aus gutem Grund meist schuldig.
Ausnahmen gibt es immer, aber das ist selten. Und in aller Regel starten diese Menschen auch nicht bei 0. Wer als Kind schon mal ein Instrument halbwegs beherrscht hat, die Notenlehre pauken musste oder im Unterricht vielleicht sogar mit Musik der verschiedensten Epochen ausführlich konfrontiert wurde, startet einfach auf einem ganz anderen Level. Selbst wenn er selbst glaubt, alles vergessen zu haben.
Deswegen kann man erwachsene Neueinsteiger einfach nicht miteinander vergleichen. Die Vorbedingungen sind viel zu unterschiedlich.
Allerdings hatte ich auch mal einen Punkt, wie Du ihn beschreibst. Man könnte einfach behaupten, da muss man durch...
Man darf aber auch tricksen. ;-) Ohne Dein Equipment zu kennen: Mir z.B. hatte damals ein neuer Bogen sehr gut getan. Hat nicht mal die Welt gekostet. (3 Sterne Carbondix im I-Net ca. 100 € beim Geigenbauer 160 €) Das war nicht zwingend notwendig, aber die steifere Stange ließ sich deutlich besser führen als mein "Eselchen" und hat mir einige Sachen erleichtert. Meinem Zwerg hat eine Löwenkopfgeige über die Phase hinweggeholfen.
Später wurden es dann noch eine andere Geige und noch ein anderer Bogen.
Ob das bessere Werkzeug immer zwingend nötig ist, sei mal dahingestellt, aber mindestens motivieren kann es. Es macht auch mehr Spaß. 

LG

MoeJoe Profilseite von MoeJoe, 06.05.2019, 20:29:47
Danke für deine ermutigenden Worte Argon ist schön zu hören das es die Fortschrittsflaute nicht nur bei mir gibt!
Dann muss ich da wohl oder übel durch!
Ist halt ein ewiges auf und ab mal machts Spass zu üben und mal weniger und man würd die geige am liebsten in die Tonne hauen!
Werde aber definitiv noch nicht klein bei geben!
Zur ermutigung war ich am We gleich mal beim Geigenbauer und hab mif eine Geige ausgeliehen zum Testen mal sehen ob ich die erstehen werde! Mach auf jedenfall gleich wieder mehr Spass!

Lg
Neuester Beitrag Bratschenschrubber Profilseite von Bratschenschrubber, 08.05.2019, 07:59:40

Hallo Stefan,

Ich bin uralt und spiele jetzt seit 5 Jahren Bratsche auch bei mir ist alles durchwachsen mal gibt es gute Tage und mal gibt es schlechte Tage. Jetzt kommt die gut/schlechte Nachricht, das bleibt so.

Denn auch bei meinen Kindern Semiprofis auf dem Weg zum Instrumentalstudium, die spielen seit sie 4Jahre alt sind gibt es gute und schlechte Tage.

Für einen 3. ( Lehrer, Eltern, Partner,.....) wird es zunehmend besser, aber für dich selber bleibt das Problem gleich, denn je besser du wirdt umso besser wird auch dein Gehör.

Was dich im ersten Monat noch beglückt hätte findest du nach 6 Monaten gruselig ;-) 

 

Mein Tip mach ein Video für dich und spiele abgelegte Stücke nach einem halben Jahr wieder, gut im Moment noch nicht so praktikabel, aber auf dauer für einen Erwachsenen Anfänger super. Dann merkt man erst, dass es wirklich forwärts geht. Und such dir ein Ensemble dann muss es nicht ein Lied sein in der 2. Stimme kann man mit ganz wenig Harmonien unterstützen und Rhythmus trainieren.

Ein Beispiel von mir vor 3 Jahren hatte ich eine Passage mit tiefen 4. Finger 4 Noten auf einen Bogen und ich hab geübt und geübt und ....am Ende das Stück weggelegt ohne die Passage wirklich gemeistert zu haben(frustriert). Im Moment habe ich ein Duett da gibt es bei 16 Noten auf einem Bogen 2tiefe 4. Finger und ich habs vom Blatt gespielt und erst im Nachhinen kapiert ;-) ich hab mir so was von einen weggefreut dass es nun endlich geklappt hat. Das alte Stück ist jetzt pipiklatsch einfach das ich da mal so gekämpft hatte unglaublich, jetzt ist mir klar warum meine Lehrerin damals meinte ist doch simpel;-)

Bleib drann

P.S. kannst mal bei You tube -two set violin- gucken, meine Tochter guckt das immer ist witzig die Lehrertypen, die Schülertypen und man lernt auch was über sich selbst.

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