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Unterricht / Qualität / Körperhaltung

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Nuuska Profilseite von Nuuska, 30.01.2017, 22:21:25
Unterricht / Qualität / Körperhaltung

Hallo wieder einmal!

 

Heute wende ich mich gezielt an jene unter euch, die langjährige Erfahrung im professionellen Unterrichten haben. Und zwar geht es diesmal ausnahmsweise nicht um meine eigenen wohlsortierten und umhegten Altersneurosen, sondern um meine Sorge um das Unterrichtssetting meines Sohnes.

 

Er ist 11 Jahre alt und lernt nun seit etwas mehr als einem Jahr Geige. Da es uns seit bald drei Jahren nicht gelungen ist ihn in der städtischen Musikschule unterzubringen (wir wohnen in einer kleinen Umlandgemeinde, da wird man nach hinten gereiht) leisten wir uns Privatstunden.

Das erste halbe Jahr war ein deutlicher Fortschritt zu erkennen. (Bis dahin hatten wir gemeinsam Unterricht, und ich wußte immer was für ihn zu tun war.) Seither geht aber kaum mehr etwas weiter, und das obwohl er durch meinen Weggang nun eine ganze statt einer halben Stunde pro Woche hat. Und auch wenn er es selbst nicht ganz so empfindet (er mag seine Lehrerin), schwindet so mit der Zeit natürlich auch die Motivation. 

Anfangs hat seine Lehrerin auf seine Haltung geachtet. Irgendwie scheint ihr das aber abhandengekommen zu sein. Jedenfalls hatte er schon mal eine lockerere Linke und eine physiologischere Körperhaltung, jetzt tut mir alleine vom Hinschauen alles weh. Auch wenn ich mich selber sicher weder für sonderlich kompetent oder berufen halte, bin es seit Wochen nun doch letztlich ich der mit ihm an diese Dingen arbeitet. Dafür kommt er wiederum mit Etüden vom Unterricht nach Hause, die ihn ganz offensichtlich überfordern, wo es doch an viel basaleren Dingen hapert. Die Ausgangslage im Dezember: überstreckte Knie, Hohlkreuz, dadurch Bauch raus, Violine hängt im 45° Winkel nach unten, linker Ellbogen ist durch den Bauch blockiert (nein, er ist nicht dick...), Geigenhals ruht bequem auf der Pfannkuchenhand. Selbst seine wirklich gute Bogenhaltung hat er wieder verloren. All das hatte er eigentlich irgendwann einmal ordentlich gelernt, dann aber wieder verschlampt.

Der Bub selber hat mein vollstes Verständnis dafür daß er in eine mangelhafte Haltung zurückfällt wenn er sich auf andere Schwierigkeiten konzentrieren muß. Wer kennt das nicht, und ich wollte meine eigene linke Hand würde auch bei schnellerem Tempo locker bleiben... Aber in meiner naiven Vorstellung von einer idealen Welt würde der Lehrer diese Dinge laufend korrigieren, auch jahrelang und auch wenn es anstrengend ist. Wie macht ihr das?

Ist es höchste Zeit für einen Lehrerwechsel? Tue ich seiner Lehrerin Unrecht und "das Kind ist halt einfach zu doof"? Ist es gerechtfertigt so etwas zu erwarten von jemandem der um gutes Geld professionellen Unterricht anbietet, oder gibts da einfach irgendwie "unterschiedliche Konzepte"?! (Von Themen wie "Ton" oder gar "Klangpunkt" rede ich erstmal gar nicht...)

 

Danke für eure Meinung, Nuuska

Mamagei(ge) Profilseite von Mamagei(ge), 31.01.2017, 18:05:35

Vorweg: Ich schreibe nicht als Lehrkraft, sondern als hobbymäßig geigendes Elternteil, dessen Kinder, in ähnlichem Alter wie dein Sohn, ebenfalls Musikunterricht als Einzelunterricht bekommen. In deinem Beitrag sind mir drei Themenbereiche aufgefallen, die ich gerne kommentieren möchte.

 

- Privatunterricht vs. Musikschule

Beides hat Vor- un Nachteile. Hier ist es so, dass die Musikschule Auswärtige nicht nur auf den hinteren Teil der Warteliste steuert, sondern auch saftige Gebührenzuschläge berechnet. Finanziell also kein Vorteil. An der Musikschule hat man i. d. R. auch keinen Einfluss auf die konkrete Lehrkraft. Wenn die "Chemie" nicht stimmt, ist ein Wechsel nicht immer ohne weiteres möglich. Zudem "geizt" die Musikschule mit den Zeiteinheiten. Eine volle Zeitstunde gibt es nur bei nachgewiesener besonderer Begabung (Wettbewerbserfolge!). Das ist pivat ebenfalls einfacher zu regeln. 

 

- Unterricht / Üben mit bzw. ohne Eltern

Bei meinem jüngeren Kind (Streicher) war ich in den ersten Unterrichtsstunden (damals 6J alt) mit dabei ) und noch heute übt dieses Kind gerne mit mir. Mein älteres Kind (Bläser) wollte von Anfang (8J) an alleine üben. Heute sind die beiden 10 und 12 Jahre alt und im Vergleich kann ich sagen, dass das betreute Üben mag auf den ersten Blick effizienter wirken. Letztlich muss aber der Schüler lernen, selbständig mit den Anweisungen der Lehrkraft umzugehen und diese auch umzusetzen. Einen ähnlichen Effekt kann ich mir vorstellen, wenn ihr bislang gemeinsamen Unterricht hattet. Evtl. wirkt da auch ein wenig das Gruppenprinzip, dass man eben auch nachahmt, was man beim Unterrichtspartner sieht.

 

- Schwerpunkte der Lehrkraft

Dass die Lehrkraft momentan nicht so sehr auf die Haltung achtet, wie du es dir wünschst ist meiner Meinung nach erstmal nicht bedenklich. Evtl. hat sie derzeit einen anderen Fokus, der sich dir nicht auf den ersten Blick erschließt? Evtl. will sie das Kind nicht mit ständigen Korrekturen frustrieren? Ob die Stücke tatsächlich zu schwierig sind, kann man auf die Ferne natürlich nicht beurteilen. Speziell bei meinem Streicherkind weiß ich aber auch, dass es da immer die Anweisung gibt, so langsam zu spielen, dass es schaffbar ist. Das kann Stunden vom Originaltempo entfernt sein. Das Kind machte es allerdings nicht soo gerne, weil langsam spielen ja langweilig ist. Die Erkenntnis, dass es zu etwas nütze ist, muss im Laufe des Lernprozesses gewonnen werden. Auch das dauert über das erste Unterrichtsjahr hinaus.

 

Deine Schilderung wirkt auf mich sehr "outputoptimiert" und ich denke, diesen Maßstab darf man als Eltern und schon gar nicht bei Anfängern nicht anlegen. Ich selber muss da auch immer sehr vorsichtig sein, wenn ich höre, dass Intonation oder Haltung oder Wasauchimmer meiner Meinung nach nicht stimmen. Meine Kinder reagieren da sehr gekränkt. Mit ihren Lehrern haben sie eine andere Beziehung (und auf die kommt es an!), da werden Verbesserungsvorschläge akzeptiert.

Flitzebogen Profilseite von Flitzebogen, 03.02.2017, 15:55:11

Hallo,

 

das klingt ein bisschen wie die Beschreibung meines Sohnes. Der hatte sich irgendwann so mit mir gefetzt, dass ich ihn ein Jahr lang von einem anderen Lehrer unterrichten haben ließ, aber der lernte nur Stück für Stück ohne jegliche Technik, und weil mein Sohn ja auch nicht so gern mit mir üben wollte, war er letztendlich so verschlampt, dass ich ihn nun doch wieder selber unterrichte. Er übt allein, ohne Hilfe, aber hin und wieder gibt es einen Unterricht, wie ein fremdes Kind. So kommen wir gut zurecht. Er wird sicher kein Profi, dafür fehlt der Ehrgeiz, aber so gut er kann, soll er es wenigstens haben an Anleitung.
Mein Sohn ist ein Herzensmusiker, liebt seine Stücke und spielt am liebsten über Schwierigkeiten hinweg. Er möchte sich beim Üben nicht mit "Nebensächlichkeiten" wie einer korrekten Haltung befassen. Zur Bogenhaltung: Er drückte immer seinen Daumen durch, eigentlich hätte man ihn daran bei JEDEM Strich erinnern müssen. Für jeden korrekten Strich gab es mindestens zehn falsche. Wie ich an anderer Stelle schon schreibe, lernt man das, was man wiederholt. Also übte er seine Haltung immer fester ein, während er nur sporadisch einmal dran dachte, sie zu verbessern. Ein Segen waren für ihn und den Familienfrieden diese "Bow Hold Buddies". Richtig angebracht, kann man gar nicht anders, als den Bogen richtig zu halten. Man ist nicht zu schlaff beim Versuch, locker zu sein, aber auch nicht zu verkrampft, weil man ein Herunterfallen des Bogens verhindern möchte. Die Dinger füllen die Hand perfekt aus, aber greifen tut man dennoch den Bogen. Ich habe ihn ca. 3 Monate damit spielen lassen. So hat sich bei jedem Strich, den er tat, die Hand vom Gedächtnis, aber wohl auch von der muskulären Entwicklung her, an eine korrekte Bogenhaltung gewöhnt, ohne dass das je wieder thematisiert werden musste. Das ist etwas ein halbes Jahr her, und er spielt jetzt mit ganz normaler Bogenhaltung ohne die Hilfsmittel. 
Eine Fehlhaltung links ist meist Folge von zu schwachen Händen. Man muss echt gut trainiert sein, und zwar in der richtigen Richtung, um die Hand bzw. Finger wirklich kontrolliert gebrauchen zu können. Diese Art Zusammenspiel der Muskeln ist sehr geigentypisch, man trainiert das durch keine Alltagstätigkeit. Also braucht man, wenn man nicht von Natur aus irgendwie einen guten Zugriff aufs Instrument hat, m.E. individuelle Übungen, die Teil einer jeden Übeeinheit sein sollten. Ich schreibe meinen Schülern so etwas quasi rezeptartig auf, z.B. Gymnastik links: 3mal Übung x in Tempo y, dann Pause, dann 5mal Übung z, usw. 
Bei den Sücken muss man sich dann natürlich um andere Dinge kümmern, aber man kann die Stücke geschickt so auswählen, dass das technische Problem entweder dort nicht relevant ist, oder besonders gut anwendbar o.ä. Einige technische Probleme muss man einfach erstmal hinnehmen und deren Lösung auf später verschieben, denn man kann sich nicht um alles auf einmal kümmern. Das sollte ein Lehrer gut abwägen und auch hin und wieder den Fokus verschieben.Ich würde mich freuen, wenn mich mitdenkende Eltern auf so etwas ansprechen würden, worüber sie sich Sorgen machen. Dann kann ich denen genau erklären, warum ich wie vorgehe, oder aber einiges anders angehen, was mir vielleicht so nicht klar gewesen war. Daher würde ich nun empfehlen, mit der Lehrerin zu sprechen und ganz konkrete Fragen zu stellen. Wenn sie darauf nicht überzeugend eingeht, oder wenn das Verhältnis nicht vertrauensvoll genug ist, so dass du dich nicht traust, sie darauf anzusprechen (so wie ich damals beim Lehrer meines Sohnes), dann ist wohl wirklich an einen Lehrerwechsel zu denken.

Das Problem ist, einen guten Lehrer zu finden. Jetzt ist allerdings gerade Jugend-musiziert-Zeit. Du kannst sogar online schauen, wo die erfolgreicheren aus eurer Gegend eigentlich herkommen, und den Kontakt suchen, wo die Unterricht haben. Diese Schüler haben jedenfalls einigermaßen anspruchsvoll geübt und müssen entsprechend auch unterrichtet worden sein. Zur Art des Unterrichts können die oder die Eltern dann sicher einiges sagen.

 

Wenn es an der Musikschule einen Lehrer gibt, den ihr toll findet, dann könnt ihr den auch direkt ansprechen und fragen, ob der evtl. übergangsweise privat unterrichtet, bis ein offizieller Platz frei wird.

 

Ich würde jedenfalls nicht sagen, dass eine falsche Haltung erst einmal egal ist. Es kann zwar nicht alles perfekt sein, aber manchmal sieht man ganze Klassenvorspiele (unbedingt hingehen!), wo 20 Schüler ALLE eine schlechte Haltung haben. Oder ALLE musikalisch null Gestaltung bringen. So etwas liegt dann definitiv am Lehrer. Beim Klassenvorspiel eines guten Lehrers spielen die begabteren Schüler richtig schön und die weniger Begabten zumindest "nur" ordentlich. Einen richtig schlimmen Beitrag wird man nicht hören, denn ein guter Lehrer lässt seine Schüler nur das vorspielen, was sie auch einigermaßen bewältigt haben - und sei es eben ein ganz einfaches Stück. Leichtes Stück, aber mit hohem Anspruch gespielt, so etwas finde ich optimal.


Von alleine wird die Haltung jedenfalls nicht besser. Die Schüler sind da ohne motivierende Anleitung völlig hilflos. Und einige, vielleicht die musikalischsten, beißen sich irgendwie durch und haben soviel Interesse, dass sie mit 16 doch noch irgendwie mittelschwere Stücke und in Jugendorchestern spielen und wollen dann ihre Leidenschaft zum Beruf machen und haben dann kaum noch eine Chance, weil niemand sich rechtzeitig drum gekümmert hat. Es gibt einige Lehrer, die haben so viele Schüler, die alle nur mäßig interessiert sind, dass sie selber auch etwas abgestumpft sind und dann nicht bemerken, wenn mal doch einer dabei ist, der sich gerne weiterentwickeln würde.

LG, Flitzebogen
 

Nuuska Profilseite von Nuuska, 03.02.2017, 18:37:01

Ach Flitzebogen... Weißt Du, Profi braucht er ja auch keiner zu werden. Es macht uns beiden schlicht Spaß, gemeinsam zu musizieren (die Initiative ging ursprünglich von ihm aus, und ich habe mich mitinfizieren lassen), und ich fände es schön wenn er sich die Freude an der Musik (und am selber Musizieren) bewahren könnte. So wie es zur Zeit läuft ist es glaube ich ein wenig frustrierend für ihn.

Ich glaube auch, daß Haltung (vor allem, wenn sie doch schon einmal gelernt wurde) laufend korrigiert gehört, so lange wie es eben braucht bis diese Dinge automatisch sitzen. Dafür kann man mit der Entwicklung komplizierterer Techniken langsamer vorgehen. Wenn das Fundament nicht stimmt, wird´s auch aus dem Rest nichts. Zumindest gilt das für viele Sportarten, und auch vom Klavier habe ich es so mitbekommen. (Und von meinem bescheidenen knappen Jahr an der Fiedel ebenfalls.)

Die Bogenhaltung ist gar nicht so sein Thema. In diesen eher feinmotorischen Dingen ist er recht gut, und man muß ihn nur von Zeit zu Zeit erinnern. Grundsätzliche Körperhaltung ist jedoch eben eher Grobmotorik, und da besteht der dringlichste Förderbedarf... ;-)

Aber die Sache mit dem musikalischen Anspruch... Du hast völlig recht, einfache Stücke mit größtmöglicher Musikalität gespielt sind um Welten besser und gewinnbringender als schwierige Stücke angestrengt-mechanisch runterzunudeln. Leider vermisse ich diese Qualität ebenfalls. Am Klavier habe ich seinerzeit (Volksschule, Bela Bartok Mikrokosmos) ein Stück nach dem anderen gespielt, aber jedes so ausgiebig bis man es sich tatsächlich anhören konnte. Mein Sohn bekommt jede Woche zwei bis vier wechselnde Zwei~ bis Dreizeiler aus seiner Geigenschule (was ich prinzipiell gut finde, auch vom Schwierigkeitsgrad), aber in der nächsten Stunde wenn dann die Noten sitzen wird nicht am musikalischen Ausdruck gefeilt oder geschaut wie man die Sache mit ein wenig Bogentechnik vielleicht noch ein wenig pimpen könnte (ich meine jetzt wirklich auf basalem Niveau), sondern es werden die nächsten Sachen angegangen. Daneben läuft parallell über mehrere Wochen immer eine Etüde, die eigentlich deutlich über dem derzeitigen Niveau liegt und besser noch ein halbes bis ganzes Jahr warten könnte um den tatsächlich intendierten Nutzen daraus ziehen zu können. (Dafür fallen die kleinen einzeiligen Etüden aus der Geigenschule aus, die eigentlich in ausgeklügelter Weise die kleinen Stücke unterstützen würden...)  Entsprechend frustrierend ist für ihn dann auch das Ergebnis, und gerade diese Etüden haßt er wie die Pest, weil er sich auch selber davon überfordert fühlt.

Intonationsübungen haben übrigens auch keine besondere Priorität, dafür üben wir aber fleissig Vibrato... Kenne ich auch irgendwie andersrum, aber das wäre sicher nicht das wesentlichste Problem.

 

Die Sache mit dem Vertrauensverhältnis... Ich habe selber den Lehrer gewechselt, weil das nicht geklappt hat. Kulturelle Differenzen oder so, jedenfalls hatte sie (um über 10 Jahre jünger, fernöstlicher Herkunft aus dem Land der aufgehenden Sonne) offenbar ein Problem damit, einen erwachsenen Mann zu unterrichten, hat das aber nie angesprochen. Für mich ist es nun also ehrlich gesagt nicht wirklich einfach so etwas anzusprechen, es ist schwierig und unangenehm wenn man nicht wirklich offen und natürlich miteinander umgehen kann sondern sich bei jedem Wort den Kopf darüber zerbrechen muß was das Gegenüber denken könnte daß man denken könnte usw. (Und nein, ich habe sie nie in irgendeiner Weise angegraben oder mich irgendwie zweideutig verhalten. Ich bin sehr glücklich verheiratet, habe eine furchtbar katholische Erziehung in den Knochen stecken, und zudem differiert mein primäres Beuteschema erheblich von in Frage stehender Person...)

 

Die Idee sich bei Jugend musiziert umzusehen finde ich gut, allerdings sitzen wir in Österreich und da gibt´s so etwas glaube ich in dieser oder ähnlicher Form nicht... Meinen eigenen Lehrer finde ich einstweilen recht gut, soweit ich das nach drei Monaten sagen kann, aber er ist irgendwie vielbeschäftigt. (Da auch ich selber ein wenig unregelmäßige Arbeitszeiten habe machen wir unsere Unterrichtsstunden meistens eher spontan aus, oft mal zwei Wochen nicht, dann dafür auch einmal eine Doppelstunde, wie es eben paßt. Ich bilde mir ein in dieser kurzen Zeit wirklich sehr erfreuliche Fortschritte gemacht zu haben, schön langsam wird so etwas wie Musik draus... ;-) ) Für regelmäßige Stunden zu einem fixen Termin könnte er meinen Sohn derzeit nicht übernehmen, und außerdem muß für ihn nicht unbedingt funktionieren was für mich funktioniert. Nächste Woche werde ich das Thema auch mal ganz offen mit ihm besprechen und sehen was er dazu meint. Und schließlich müßte auch mein Sohn mit einem Wechsel einverstanden sein, ich will das nicht komplett über seinen Kopf hinweg entscheiden.

 

Jedenfalls liegt mir die Sache nun schon eine Weile im Magen. Aber wahrscheinlich sollte man da auch nichts übers Knie brechen. Und ich will auch niemandem Unrecht tun oder so, zumal ich mich ja selber Lichtjahre von jeglicher Kompetenz zu diesem Thema entfernt fühle und meine Unzufriedenheit zu einem guten Teil auf Mutmaßung beruht. Nur, die Sache mit der Körperhaltung finde ich tatsächlich sehr beunruhigend, nicht bloß aus musikalischer und didaktischer Sicht, sondern auch vom orthopädischen Standpunkt aus.

Jedenfalls erstmal umsehen und die Alternativen abklopfen. In einer mittelgroßen Stadt mit Musikuniversität, Profiorchester und einer relativ regen Amateurmusikerszene sollte sich doch etwas finden lassen... 

Flitzebogen Profilseite von Flitzebogen, 04.02.2017, 10:55:20

Sorry, Österreich hatte ich nicht auf dem Schirm - ich sehe einfach das in D angesiedelte Forum und denke ab da nicht weiter - die typische Arroganz des Bewohners des größten Landes einer Sprachgemeinschaft hat auch vor mir nicht Halt gemacht. ;-)

 

Aber "mittelgroße Stadt mit Musikuniversität, Profiorchester" klingt doch gut. Für Privatunterricht finde ich das Orchester keine schlechte Adresse. Ich sehe das bei mir und meinen Orchesterkollegen: Wir haben nur wenig Zeit zum Unterrichten, also entsprechend wenige Schüler und auch natürlich weniger Erfahrung als die hauptberuflichen Lehrer. Aber wir sind durch das eigene Spielen ständig selber mit den elementaren Belangen des Musikmachens beschäftigt, denn jeder muss sich mit den "Basics" wie Tonleitern, Tongebung, aber nicht zuletzt auch Haltung (damit man den Job in dem notwendigen Ausmaß gut aushalten und ausführen kann) auseinandersetzen. Wer überhaupt unterrichtet, tut das aus reiner Freude an der Sache und kann dann seinen exklusiven Schülern wirklich die volle Aufmerksamkeit schenken. Das sind an sich gute Grundbedingungen.

 

Damit will ich keinesfalls den reinen Geigenlehrern irgendwie die Kompetenz absprechen. Aber es gibt eben hervorragende wie auch schwache oder abgestumpfte Leute in jedem Beruf. Und während die abgestumpfteren unter den Orchestermusikern nun einmal hauptsächlich die künstlerische Qualität nach unten ziehen und damit dem Orchester und dem Konzert schaden, aber höchstwahrscheinlich gar nicht erst unterrichten, so können die abgestumpften unter den Lehrern eben den Schülern schaden.

 

Nochmals zur Haltung: Vibrato früh einzuführen muss nicht schlecht sein, es kann lockernd, aber auch kräftigend für die Hand sein. Man kann eigentlich nicht vibrieren, wenn man die Hand als "Pfannkuchenteller" benutzt. Ein gelungenes Vibrato setzt eine gute Handhaltung voraus, und man kann sich durchaus ein gutes Vibrato als Ziel setzten, um dadurch indirekt die Handhaltung zu korrigieren. Wenn die Strategie allerdings nichts zu brinegn scheint, dann kann man höflich nachfragen, dass man gerne die Hintergründe der Methode nachvollziehen möchte, um dem Kind zu helfen. Das darf dann nicht als persönliche Kritik aufgefasst werden. Die Intonation wird mit untrainierter Hand übrigens auch nie wirklich sicher sein. Man kann dann ewig auf eine gute Intonation warten und verzichtet deswegen jahrelang aufs Vibrato.

 

Und was das Hohlkreuz betrifft - das hat zumindest nicht große geigentechnische Auswirkungen. Wieviel übt dein Sohn? Kann er davon wirklich Schaden nehmen? Ich nehme doch an, dass er sich ansonsten altersgemäß bewegt.

 

Diese Gesamthaltung des Körpers ist manchmal ein Ausdruck einer inneren Haltung. Wenn ihn einmal etwas in einer anderen Phase mehr motiviert, dann wird er sich schon aufrichten.

 

ODER: Er braucht eine andere Stütze, bzw. überhaupt eine Stütze. Denn ohne oder mit einem zu flachen Kissen o.ä. muss man das Instrument mit dem Arm viel aktiver halten. Dagegen ist zwar nichts einzuwenden (ich spiele selber ohne Stütze), aber das ist den Kindern oft zu anstrengend. 

Ich hatte meinen Sohn lange nur mit flachem Kissen spielen lassen, um ein zwanghaftes Klemmen und Hochziehen der Schulter zu verhindern, wie ich es selber früher immer gemacht hatte. Aber er ließ sein Instrument auch immer tief hängen. Das war für mich allerdings auch ein Hoffnungsschimmer, dass so ein "Schulterhochziehreflex" bei ihm nämlich gar nicht vorhanden war. Ich habe dann doch eine Stütze bei ihm gewagt, und er benutzt sie ganz wunderbar, das Instrument ist höher, das hat die ganze Haltung positiv beeinflusst. Die Stütze ist also für ihn eine gute Sache, während sie für mich desaströs ist (und ich habe viele Modelle probiert). Da die Kinder ja auch wachsen und erfahrungsgemäß in Einzelteilen (mal in die Höhe, mal in die Breite, mal zuerst die Gliedmaßen usw.), so muss man regelmäßig überprüfen, ob das Material überhaupt noch angemessen ist. Auch die Geige wird ja immer kleiner im Verhältnis zum Kind.

Das wären also noch einige Überlegungen, bevor man den Lehrerwechsel angeht. Aber  ein Umschauen kannst du dir doch unverbindlich schon erlauben.

 

LG, Flitzebogen

Nuuska Profilseite von Nuuska, 04.02.2017, 16:55:01

Jaja, wir sind das kleine Fleckchen Erde da unterhalb von Bayern, die Stauzone auf eurem Weg in den Sommerurlaub, falls Du Dich erinnerst. Aber Minderwertigkeitskomplexe haben wir keine, also kaum welche, vielleicht ein paar, und immerhin waren es doch WIR die die Musik quasi erst erfunden haben. (Monteverdi und Bach und alle die vergessen wir jetzt kurz mal, in Ordnung?) Und wir haben den Kaiserschmarren erfunden, und möglicherweise sogar den Krauthobel, aber da bin ich mir zugegebenermaßen nicht sicher. :-)

 

Mit der Schulterstütze experimentieren wir schon rum. Er hat eine Bonmusica (Anraten der Lehrerin, ich finde sie eigentlich nicht so prickelnd weil ich finde daß sie eine "falsche Sicherheit" vermittelt, aber sei's wie's sei), die hab ich jetzt vor einigen Wochen mal tiefergelegt und dafür einen etwas höheren Kinnhalter angebracht. Jetzt ist die Chose stabiler. Mit diesem Thema habe ich mich selber intensiv auseinandergesetzt, da mir selber nach einem Schleudertrauma etwas hängengeblieben ist und ich ohne einigermaßen optimalem Setup nach längstens 30 Minuten die Waffen strecken müßte. Interessanterweise scheint es aber eine sehr weit verbreitete Gewohnheit auch unter Berufsmusikern zu sein, auf solche Dinge kein besonderes Augenmerk zu legen. Beispielsweise trifft man eine Übermacht an Guarneri-Kinnhaltern an, aber nur eine verschwindende Minderheit an Hälsen zu denen er passt... Mit seiner Körperhaltung hast Du recht, je frustrierter er ist desto schlampiger wird sie, und er hat schon primär keine besonders stramme Grundspannung. Umso wichtiger scheint es mir darauf zu achten. Wenn er ausreichend Zeit hat geigt er schon auch mal eine Stunde am Tag, aber schon nach zwanzig Minuten tun ihm oft Fersen, Knie, Kreuz und Nacken weh. Und wie gesagt, wenn man ihn stehen läßt wie er will, dann ist der linke Ellenbogen blockiert, was wohl die optimale Grundlage für eine schlechte Technik der linken Hand sein dürfte. Und schlechte Gewohnheiten wird man bekanntlich viel schwieriger wieder los als etwas gleich ordentlich zu verinnerlichen.

 

Gestern durfte ich Tränen trocknen. "Eigentlich" ist er vom systematischen Fortschritt her gerade mal irgendwo bei Kapitel 7 von Doflein Band 1. Daneben darf er sich mit den Wohlfahrt-Etüden abplagen, wo er schon froh ist wenn er (mit Hilfe) einfach nur irgendwie die Töne findet. Und jetzt hat er noch Boccherinis Minuetto am Hals, wo er in seiner Verzweiflung nicht mal eine Idee hatte wie er an die Sache herangehen sollte. Klar, ist nicht übermäßig schwer, aber im Vergleich zu seinen bisherigen Stücken sind hier doch etliche Schwierigkeiten auf einmal verpackt.

 

Mir schiene es natürlich, sich erstmal auf Haltung, Haltung, Atmung und Haltung, Rhythmus, Grundtechniken (erste Lage in allen Griffarten, Bogeneinteilung,  legato und detaché, basales martelé) und Klangerzeugung zu konzentrieren, dann simple Harmonien, Tonleitern und ein wenig Intonationsübungen und Gehörschulung, meinetwegen auch ein wenig Vibratoübungen zur Lockerung der linken Hand (bei mir hat's jedenfalls geholfen...), und erst wenn das mal einigermaßen sitzt und sich der Schüler beginnt auf dem Instrument sicher und zuhause zu fühlen den Schwierigkeitsgrad bei Stücken und Etüden ein klein wenig anzuheben, idealerweise mit immer nur einem neuen Element auf einmal. Und ehrlich gesagt bin ich nicht so superschlau daß ich mir das in dieser Form so ganz alleine aus den Fingern geschwitzt habe. Es scheint wie bei allen Dingen: erst ein solides Fundament ermöglicht echten Fortschritt. Und permanent empfundene Überforderung frustriert. Das sind doch keine elitären Misanthropismen, oder doch?

Ich glaube daß schon alleine die Tatsache für beinahe jedes neue Stück erstmal den Papa zu brauchen ein Kind entmutigen kann. Und auch darum habe ich irgendwie schon SO einen Hals. Dabei ist das Kind weder unmusikalisch noch ungeschickt oder untalentiert.

 

Ich lasse mich gerne geraderücken wenn jemand meint das sei Unsinn, darum wende ich mich ja an euch...

asmahan Profilseite von asmahan, 04.02.2017, 17:41:03

Nein Nuuska, das ist kein Unsinn, sondern völlig richtig - wenn sich der Bub nur quält mit dem Stoff, ist das der Königsweg zu Verspannungsproblemen (ich WEISS - leider - wovon ich da rede) und zu dem, was wir in Klein-Helvetien "den Verleider" am Instrument nennen. Hat er auch noch Wohlfahrt op. 45? Die sind ja schnell einmal ziemlich lang und Deiner Zustandsbeschreibung nach im Moment sicher zu anspruchsvoll für das Kind. Wenn ein Etüdenheft her muss, dann vielleicht das erste von Robert Pracht, die sind kürzer und einfacher, können Entspannung bringen und Erfolgserlebnisse bescheren, und das scheint im Moment wichtig. Bei Wohlfahrt kann man dann vielleicht erst mal mit den Elementar-Etüden anfangen.

 

Der richtige Outfit ist auch sehr wichtig. Ich hatte eine Zeitlang die Bonmusica, habe das sperrige Teil aber von Herzen gehasst. Was etwas Sicherheit bringen kann, ist die Wolf Secondo, die sich nicht nur gut in den Füsschenhöhen anpassen lässt, sondern auch biegen; wenn Du das beim auf der Schulter liegenden Teil machst, gibt das dem Instrument auch etwas mehr Halt. Und richtig ist auch, eher mit einem höheren Kinnhalter zu experimentieren, als die Stütze hochzuschrauben. 

 

Viel Glück!
asmahan

 

Nuuska Profilseite von Nuuska, 04.02.2017, 18:01:29

Vielen Dank, Du machst mir Mut. Und mit meiner eigenen Forte secondo habe ich auch bei Herrn Sohn einen besseren Eindruck. durch den *fehlenden Schulterhaken* muss die Brust zwingend ein wenig heraussen bleiben um die Geige zu sichern. Meine Kreddle (adjustierbarer Kinnhalter) bietet ihm allerdings von der Auflagefläche her subjektiv nicht genug Auflage. Werde es mal leihweise mit einem Berber versuchen.

Nuuska Profilseite von Nuuska, 04.02.2017, 18:02:48

Und ja, Wohlfahrt 45, Nr. 15 und 16...

asmahan Profilseite von asmahan, 05.02.2017, 09:48:25

Tja... Ich kann mir nicht anmassen, als Fachperson zu sprechen, da hat es berufenere Stimmen auf dem Forum. Aber ich frage mich doch, warum nicht ein organischer Übergang zu Etüden dieses Schwierigkeitsgrads gesucht wurde, warum die Lehrerin nicht von selbst zurücksteckt, wenn sie sieht, dass der Bub damit überfordert ist. Da wäre ein klärendes Gespräch sicher sinnvoll. Aber ebenso sicher hat das bereits stattgefunden, oder Du hast es im Auge.
 
Hat das Kind denn grundsätzlich ein gutes Verhältnis zur Lehrerin, so dass sich nach entsprechender Kurskorrektur der Unterricht fortsetzen liesse? Und noch eine etwas heikle Frage: Du selbst machst offensichtlich rasante Fortschritte auf der Geige, feuert ihn das an, oder fühlt er sich im Stillen ein bisschen an die Wand gespielt? Auch da kann ein gutes Wort vielleicht eine Spannung lösen helfen. Und wenn's nicht nötig ist, umso besser! 

 

Nuuska Profilseite von Nuuska, 05.02.2017, 21:55:50

Liebe Asmahan,

Das habe ich mich auch gefragt... Vielleicht muss ich auch ein wenig vor meiner eigenen Türe kehren. Nachdem ich ihm immer helfe so gut es geht und er die Stücke nach massiven Startschwierigkeiten dann doch immer irgendwie gebacken kriegt (die Sachen aus dem Doflein schafft er allerdings großteils alleine) entsteht vielleicht auch ein falscher Eindruck bei der Lehrerin.

Heute hatte ich Grund zur Freude. Vor zwei Tagen habe ich die Bonmusica geträumt und nach einigen früheren Testläufen meine eigene Forte Secondo abgetreten. Inzwischen hat er sich daran gewöhnt, der Kinnhalter sollte noch 15 mm höher werden, dann wird ein Schuh daraus. Und nach dieser kurzen Gewöhnungsphase steht er nicht nur viel aufrechter da, sondern hat auch einen wesentlich selbstbewussteren und kräftigeren, reineren Klang statt dem bisherigen Dahingekratze. Also die Richtung stimmt! Nach einem kräftigen Lob war er nochmals um zwei Zentimeter größer. Und durch diese vermeintlich kleine Modifikation hat er gefühlt einen größeren Sprung nach vorne gemacht als im letzten halben Jahr.

 

Nachdem wir beide mit diesem Problem nun selber auf einen grünen Zweig zu kommen scheinen werde ich jetzt erstmal abwarten wie die nächsten zwei oder drei Monate im Unterricht laufen. Vielleicht funzt es ja jetzt. (Und dann lasse ich mich vielleicht als Konsiliarius in Setup- und Haltungsfragen buchen tounge_smile. Hat doch einen Vorteil, das endlose Antomiepauken...)

 

Was meinen eigenen Fortschritt angeht bin ich nicht unzufrieden, habe allerdings auch keine Orientierung was man üblicherweise so kann nach einem knappen Jahr gedeihlichen Fortschritts. Ich bin halt voll motiviert und beglückt, und immer noch bis über beide Ohren verknallt in meine wundervolle Markneukirchnerin, und selbst wenn ich nur Leersaiten nudle steigt der Endorphinspiegel dergestalt saß es mir eigentlich schnurz ist wie ich im Vergleich mit anderen stehe. (Karriere wird eh keine mehr draus... Danke übrigens nochmal für die Eudoxa E!) Wobei ich im Rahmen des Lehrerwechsels erstmal etliche Schritte zurückgeschraubt habe und intensiv Technikaufbau in der ersten Lage und Intonationsübungen betrieben habe. Mein neuer Lehrer hat gleich gesehen wo's krankt und hat die Ärmel hochgekrempelt. Jetzt beginne ich erst langsam wieder in die Lagen hochzugehen. Diesmal aber ohne jede Eile, und lieber ein wenig langsamer als zu schnell.

Ein wenig neugierig wäre ich aber doch. Was spielt man sonst so nach einem Jahr...?

 

Mein Sohn fühlt sich glaube ich nicht an die Wand gespielt, weil er ja auch mitbekommt daß ich doppelt bis dreimal soviel Zeit zu investieren bereit bin wie er. Insgesamt ist er einfach froh wenn ich ihm helfen kann, und ich bin ganz froh daß ich seine Sachen einigermaßen vom Blatt schaffe und mich nicht allzu intensiv damit auseinandersetzen muß, damit mein eigenes Pensum nicht zu sehr auf der Strecke bleibt. Und ich selber mache mir keine Illusionen - wenn er jetzt einigermaßen am Ball bleibt und ihn dann irgendwann wirklich das Fieber packt, spielt er mich in null komma nichts schwindlig. Da fange ich mit meinen 40 Lenzen nun doch langsam an, die abnehmende Neuroplastizität wahrzunehmen...

Bavarica Profilseite von Bavarica, 06.02.2017, 10:22:15

Hallo Nuuska, ich kann auch nur als Laie meinen Senf dazugeben. Erstmal freut es mich, dass Ihr durch eine Veränderung des Setup schon eine Verbesserung erreichen konntet.

Trotzdem würde ich jetzt einen Lehrerwechsel einleiten, nicht erst in ein paar Monaten. Du schreibst, Du hast auch bei dieser Lehrerin angefangen, hast aus Unzufriedenheit gewechselt und Dein neuer Lehrer musste mit Dir etliche Schritte zurückgehen, um an grundlegender Technik zu arbeiten. Irgendwie scheints diese Lehrerin schlicht nicht draufzuhaben. Und das macht mich echt sauer, wenn es darauf hinauslaufen sollte, dass er irgendwann die Freude an der Musik verliert und frustriert aufgibt. Er scheint die Geige ja zu mögen, sehr willig zu sein zu üben und offenbar auch, mehrere Schritte zurückzugehen, weil er Musik machen und auch "schön" spielen will - das solltest Du nutzen und ihm zu besserem Unterricht verhelfen. Das Zeitfenster, bis er in der Pubertät dazu vielleicht einfach "keinen Bock" mehr hat, ist nicht mehr so lange offen. Er hat das Glück, dich als engagierten Elternteil zu haben - andere hören bei schlechtem Unterricht einfach irgendwann frustriert auf.

Nuuska Profilseite von Nuuska, 06.02.2017, 22:24:51

Hm, meinst Du? Vielleicht hast Du Recht. Ich bin verunsichert...

Eigentlich habe ich ursprünglich nicht aus Unzufriedenheit gewechselt, sondern weil es für Töchter des Landes der aufgehenden Sonne offenbar schwierig ist normal / entspannt / professionell mit erwachsenen Männern umzugehen, selbst wenn die im Schlepptau ihrer Kinder unterwegs sind. Und daß es bei mir ein wenig zu schnell vorangegangen ist wird schon auch mit meine eigene Schuld gewesen sein. Okay, mein viertes Stück hab ich mir nicht selbst ausgesucht, das ging bis in die 6. Lage, was mir zwar gleich vom Beginn weg ein wenig den Respekt vor dem Langenspiel genommen hat, aber das war vielleicht nicht ganz beabsichtigt hoffe ich sondern mehr so ein Versehen und in jedem Fall grober Unfug, aber was weiß ich... Ich hab Humor und Leidensfähigkeit und mein Ehrgeiz ist leicht anzustacheln. 

Meine Unzufriedenheit rührt eher aus meiner Beobachtung der Schwierigkeiten meines Sohnes, und daß ich irgendwie zwangsläufig ein wenig zu viel für meinen Geschmack in die Lösung derselben involviert bin. 

 

Ja, er mag die Geige wirklich und ist eigentlich auch nicht ungeschickt. Wäre schön wenn das so bliebe... Aber er mag halt auch seine Lehrerin, mit Kindern kann sie irgendwie... Muß nachdenken... Noch Meinungen?

sofie Profilseite von sofie, 06.02.2017, 23:14:55
Ich habe diesen Faden nur schnell überflogen. Es könnte also sein, dass ich etwas wiederhole o.ä.
Mein Rat wäre: Rede mit der Lehrerin und zwar ehrlich! Am besten ohne deinen Sohn. Schilder deine Fragen an die schlampige Haltung und die Überforderung beim Üben. Wenn dein Sohn alle seine Aufgaben immer gut erledigt, dann geht die Lehrerin zu Recht davon aus, dass das Tempo stimmt... Wenn du nicht klar kommunizierst dass dein Sohn alleine vollkommen aufgeschmissen ist und du ihm nicht immer helfen kannst und möchtest, kann die Lehrerin nichts daran ändern.
Gab es denn mal eine Zeit, in der die Geigenhaltung gut war? Vielleicht wollte die Lehrerin auch nicht die x-te Stütze und den x-ten Kinnhalter kaufen lassen... Kinder können ja extrem wachsen... Ich habe gerade auch eine Schülerin, deren oft suboptimale Haltung plötzlich vorbildlich geworden ist. Das Ganze nur durch den Kauf einer neuen, größeren Geige... Die letzten Wochen haben wir alle einfach "ertragen"...;-) Bei meinen Schülern muss ich sehr regelmäßig die Stütze anders einstellen und oft auch den Kinnhalter austauschen. Meist spielen sie erst mittig und dann, wenn sie ein Stück gewachsen sind halb über dem Saitenhalter. Bei Erwachsenen ist das Einstellen des Setups deutlich einfacher, da sich die Proportionen nicht mehr ändern.
Mit einem Lehrerwechsel wäre ich sehr vorsichtig, wenn die aktuelle Lehrerin sehr gerne gemocht wird. Kinder tun sehr viel für Menschen die sie gerne haben...
Nuuska Profilseite von Nuuska, 07.02.2017, 00:15:29

Liebe Sofie, wie immer hast Du mit allem Recht was Du schreibst. Genau darum zaudere ich auch.

Glücklich ist, wer aus dem Vollen schöpfen kann. Kann ich, was Schulterstütze, Kinnhalter etc. angeht. Eine richtig gute Haltung hatte er bis jetzt nicht, erst in den letzten Tagen. Glaub mir, ein bisschen muß ich mich schon bemühen daß ich mir nichts einbilde drauf. Und auf einmal geht es schlagartig auch musikalisch bergauf. 

 

Der Unterschied: bei Deinen Schülern erledigst DU diese Aufgabe...

 

Meine Hoffnung wäre, daß wenn wir das Haltungsthema nun einigermaßen in den Griff bekommen (das Wachstum wird uns schon noch ein paar Mal einholen, auch wenn wir gleich mit einer "ganzen" Geige angefangen haben), auch der restliche Unterricht vielleicht wieder an Qualität gewinnt. Wenn auch möglicherweise nicht an Struktur. 

sofie Profilseite von sofie, 07.02.2017, 08:07:25
Dein Sohn ist 11 und spielt auf einer ganzen Geige?
Kann es vielleicht sein, dass einfach nur die Geige zu groß ist und er deshalb, um Kraft zu sparen, eine schlechte Geigenhaltung hat. Ein gutes Setup hilft auch in diesem Fall, trotzdem würde ich mal überprüfen, ob nicht vielleicht noch eine 3/4 Geige oder auch übergangsweise, wenn er wirklich sehr groß für sein Alter ist, eine 7/8 das Problem "von selbst" beheben...
Ich habe selten 4/4 Geigen bei 11-jährigen gesehen und wenn, nur bei deutlich fortgeschrittenen Schülern.
Wegen der Struktur würde ich es wirklich mit miteinander reden verduchen. Sage einfach du als Vater benötigst mehr Struktur um besser unterstützen zu können.;-) Mach es wie in der GFK (gewaltfreie Kommunikation) erst eine sachliche Schilderung (Sohn braucht immer Hilfe), dann deine Gefühle damit (das macht dir ein wenig Sorge), danach das Bedürfnis das nicht erfüllt wird (du möchtest deinen Sohn zur Selbstständigkeit erziehen) und zuletzt eine Bitte als Lösungsvorschlag (ob es vielleicht möglich wäre dass die Lehrerin mit ihm seine Aufgaben in der Stunde so kleinschrittig besprechen könnte, dass er sie ganz sicher auch alleine erledigen kann). Aber das kennst du vermutlich eh schon.
Nuuska Profilseite von Nuuska, 07.02.2017, 17:21:59

Liebe Sophie,

er ist 1,60 m groß und kein Sitzriese, also von der Spannweite her hat er keine Probleme. Vielleicht wäre zu Beginn  vor einem Jahr eine 7/8 noch besser gewesen, aber zur Zeit braucht er sowieso alle paar Monate neue Hosen. Natürlich macht ihn das koordinativ nicht besser, andererseits übt er täglich und sollte so das Wachstum kontinuierlich kompensieren können. Jetzt zurückzurudern bei der Größe würde denke ich nichts mehr bringen. Zumal er die Schnecke bei gestrecktem Arm bequem mit der Hand umgreifen kann, und auch die ganze Bogenlänge kann er relativ problemlos nutzen.

 

Vielen Dank für Deinen Rat. Ich denke so werde ich es machen, ich konfliktscheuer alter Esel...

Flitzebogen Profilseite von Flitzebogen, 08.02.2017, 15:25:21
Also mit 1,60 m ist dein Sohn schon so groß wie ich mit 40. Das ist deutlich größer als mein Zehnjähriger,der ca.1,40 haben müsste. Und der spielt quasi auch auf einer ganzen Geige,schon seit einem halben Jahr. Bei ihm wurde das Instrument zwar in eine Bratsche umgewandelt, aber groß bleibt groß. Er sieht von der Seite aus wie diese zierlichen Bratschistinnen,die trotzdem ein großes Instrument wählen. Ich habe ihn immer früh wechseln lassen, weil die großen Instrumente nie so fitzelig waren.Man spürt einen großen unterschied zwischen Ganz-u.Halbton usw. Durch den besseren,vollen Klang muss er auch nichts forcieren. Ich hatte nie den Eindruck, dass ein großes Instrument ihm schaden würde. In den ganz hohen Lagen, wo man dann um den Korpus herum muss,bewegt er sich ohnehin noch nicht.
Aber vielleicht denkt man bei einer Bratsche auch anders.

Wie weit ist man nach einem Jahr? Das ist sooo verschieden! Grundsätzlich glaube ich,dass ein erwachsener Anfänger sicher schneller voran kommt als ein Kind. Schon ein Siebenjähriger lernt schneller als ein Vierjähriger. Inwieweit alles dann später verinnerlicht wird und professionelles Potential erreichen kann, ist eine andere Sache.

LG Flitzebogen
sofie Profilseite von sofie, 08.02.2017, 20:39:56
Ich hatte früher eine ähnliche Einstellung. Diese hat sich deutlich geändert, seit fast alle meine Schüler kleine ausgesprochen gut klingende Instrumente spielen. Die 3/4 Geige meiner 12-jährigen Schülerin klingt so gut wie eine gute (!) Ganze. Klanglich könnte sie damit locker ein Musikstudium absolvieren. Vielleicht liegt unsere verschiedene Sichtweise tatsächlich am Instrument. Ich versuche es zu vermeiden, dass die Größenverhältnisse bei meinen Schülern wie bei Bratschern aussehen. Vielleicht liegt es an mir, aber meine Schüler mögen es gerne bequem... ;-)
Nuuska Profilseite von Nuuska, 08.02.2017, 21:34:36

Ist eine Bratsche nicht sowieso immer irgendwie zu groß für einen Nichtprofibasketballer? (*immerfestdraufhau* 8)

 

Spaß beiseite. Was sind für Dich die Kriterien, ab wann ein Kind (oder auch Erwachsener) auf eine ganze Geige gehen sollte oder könnte,  bzw. bis zu welchem Punkt eine kleinere vernünftiger scheint? Es wird da wohl nicht nur die Armlänge eine Rolle spielen, sondern auch die Größe der Hände, nicht? (Ich kenne auch zwei erwachsene Frauen die verdammt gut auf 7/8-Geigen spielen, aber die haben auch beide seeehr zierliche Pfötchen...)

 

Also es gibt von den "größeren Kleinen" tatsächlich recht gute Instrumente, aber - kommt es mir nur so vor, oder ist das nicht immer ein etwas vernachlässigtes Produktionssegment gewesen? Die Geigenbauermeister haben sich meist kaum um fraktionale Instrumente gekümmert, und ich die Manufakturinstrumente... Ist jemandem hier irgendeine historische oder aktuelle Manufaktur oder "Fabrik" bekannt die tatsächlich auf konstant hohem Niveau 1/2- und 3/4-Geigen baut, jetzt erstmal egal um welchen Preis? (Das ist keine rein rhetorische Frage, sondern da habe ich tatsächlich keine Ahnung.) Und jedenfalls bei den klassischen Geigenhändlern scheint das ebenfalls ein echtes Randgruppethema.

Vielleicht werden die überschaubar vielen überdurchschnittlich tollen fraktionalen Instrumente eher (durch Lehrer?) von Generation zu Generation weitergereicht als daß man sie tatsächlich regelmäßig im Handel finden könnte? Oder bin ich jetzt einfach bloß ein Snob? (Zugegeben, meine eigene Erfahrung ist endenwollend...)

sofie Profilseite von sofie, 08.02.2017, 23:48:49
Ja, du hast es richtig erkannt, dass die Armlänge nur ein Faktor ist. Dazu kommt die Fingerlänge und -breite und natürlich die Handbreite. Ich lasse meine Schüler dann wechseln, wenn sie auf der nächsten Größe gut spielen können. Meist ist die Schnecke bei ausgestrecktem Arm etwa an der Stelle zu Ende wo die Hand beginnt. Wenn man von der Seite schaut, dann sieht es von den Größenverhältnissen wie bei einem Erwachsenen aus. Ein guter Indikator für einen bald bevorstehenden Wechsel ist auch wenn der nächstgrößere Bogen komplett mit geradem Strich genutzt werden kann.
Ja, wirklich gute kleine Instrumente gibt es nicht überall und sie haben ihren Preis. Wir lassen sie extra bauen. Ich kenne zwei Geigenbauer, die schon seit langem vor allem kleine Instrumente bauen. Mit steigender Erfahrung werden diese auch immer besser... Bei den wirklich alten Instrumenten wird man wirklich nur wenig kleine Meisterinstrumente finden. Gute Manufakturinstrumente in kleinen Größen kenne ich nicht. Das kann sich jedoch sicher ändern...
Nuuska Profilseite von Nuuska, 08.02.2017, 21:37:49

EDIT: Die Korrekturfunktion des Tablet macht wieder Faxen... (O-Ton: die Korrekturen des Tablette macht wieder Fax.)

Flitzebogen Profilseite von Flitzebogen, 08.02.2017, 23:04:00
Also bei meinem Sohn darf es ja,weil Bratsche,ruhig groß sein. ER wollte es schließlich nicht anders. ; -) Aber ich fand,dass ihm die Intonation wesentlich leichter fiel,je größer das Instrument. Wenn die Griffe weit sind,dann handelt man bewusster von Note zu Note. So richtig super schnelle virtuose Stücke hat er ja noch nicht gehabt,und auch keine Doppelhriffe, bei denen einem das kleinere Instrument hilfreich wäre. Auch liegen die Saiten bei den kleinen enger zusammen. Man muss also gerade dann,wann man anfängt und noch nicht so ausgefeilt mit dem Bogen differenziert,die filigransten Bewegungen machen. Kleinen Kindern gibt man sonst auch nicht umsonst die dicksten Buntstifte. Hat jedenfalls bei meinem Sohn so funktioniert. Aber ich habe wenig Erfahrungen mit anderen Schülern.
Jetzt höre ich auf zu tippen sitze hier im Bus am Handy und müsste mittlerweile schon ein grünes Gesicht haben... LG Flitzebogen
sofie Profilseite von sofie, 08.02.2017, 23:31:28
Liegt es wirklich an der Größe und nicht daran, dass größere Instrumente oft besser klingen und dadurch das Hören leichter wird?
Flitzebogen Profilseite von Flitzebogen, 09.02.2017, 10:03:30

Hallo noch einmal, dieser Thread führt definitiv zur Internetsucht...

 

Zunächst eine kleine Korrektur: Ich meinte oben, dass man sich bei größeren Instrumenten bewusster von Ton zu Ton "hangelt" (nicht "handelt", wie es mein Handy gestern verschlimmbessert hat). Und was diesen Punkt betrifft, so fand ich den tatsächlich entscheidend, allerdings am deutlichsten beim Wechsel von 1/4 zu 1/2. Warum gerade da? Weil mein Sohn da noch viel mehr am Anfang stand. Gerade der Unterschied 2.Finger hoch vs. 2. Finger tief war für ihn rein motorisch schwer zu merken. Dazu muss man sagen, dass er als Voraussetzung einerseits ein gutes Gehör zu bieten hat, andererseits extrem weiche, d.h., instabile Hände. Ob der 2. nun höher oder tiefer steht, dabei womöglich noch irgendwie eingeknickt oder an andere Finger gelehnt, das fühlte sich für ihn kaum unterscheidbar an und musste erst sehr allmählich aufgebaut werden. Beim größeren Instrument war viel eindeutiger, wo die Töne sind, nämlich erkennbar bzw. erfühlbar weit auseinander.  Bis er dann nötig hatte, auch schneller und anspruchsvoller zu spielen, war er schon in die Größe soweit hineingewachsen, dass er nichts Unbequemes daran finden konnte.

Allerdings sind seine weichen Hände auch entsprechend dehnbar. Ich habe die gleichen Hände wie er und noch im Studium an einer guten, kräftigen Haltung herumbasteln müssen. Meine Hände sind klein, aber eben wenigstens eben auch dehnbar. Daher kann auch ich auf einer großen Bratsche, wenn ich denn mal eine in die Hände bekomme (ich spiele eigentlich nicht Bratsche), alles Normale greifen und alle Lagen erreichen. Ob ich stundenlang darauf spielen würde ohne Ermüdung, will ich nicht behaupten, aber mindestens mein Sohn spielt nie mehr als eine Dreiviertelstunde am Stück (und auch das eher selten). In längeren Quartettproben hat er ja immer auch Pausen. 

 

Ich denke, man sollte all diese Aspekte als Möglichkeiten im Kopf haben und immer beim Individuum neu entscheiden. Ich habe eine Schülerin, bei der ist die Handstellung immer optimal gewesen, ganz unbewusst. Regelrecht beneidenswert, wie problemlos sie die Geige anpackt. Das hätte ich damals auch gern gekonnt. Bei ihr muss man eher das Hinhören einfordern, damit sie die Finger an die richtige Stelle setzt, motorisch ist das unproblematisch. Damit will ich sagen, dass sie solche extragroßen "Lernabstände" wahrscheinlich nie gebraucht hätte. 

 

Was mich bei meinen rel. kleinen Händen manchmal stört, kann ich genau auflisten: Bestimmte Doppelgriffe bzw. Akkordgriffe, bei denen 2. u.3. weit voneinander gespreizt werden müssen, konkret z.B. bei Fingesatzoktaven in der ersten Lage, womöglich noch in Halbtonschritten. Dann bekomme ich den 2. nicht tief genug. :-(  Außerdem finde ich es schwer, bei Doppelgriffen 1.Lage wie große Sexte G/D-Saite mit 2/3, sowie kleine Terz mit 2/4, auch auf den unteren Saiten, wirklich gut zu vibirieren. Dafür ist der Hals meiner Geige zu dick, ich habe damit die Hand zu voll. Das ist mir erst aufgefallen, als ich einmal eine Kollegengeige in Händen hatte, auch ganze Größe, aber mit dünnerem Hals. Das macht sehr viel aus!

 

Ich fand es schon schwer genug, eine ganze Geige zu finden, ich hätte die geringere Auswahl an 7/8-Instrumenten zu klein gefunden. Daher kam mir nie der Gedanke. 

 

So, Schluss für jetzt, sonst übe ich heute nicht mehr. ;-)  Demnächst schreibe ich wohl doch lieber wieder auf der Busfahrt, trotz Autokorrektur und Reisekrankheit. Das lässt mich dann nicht so ausufern. ;-)

 

LG Flitzebogen

sofie Profilseite von sofie, 09.02.2017, 17:54:24
Der Sprung in der Größe von der 1/4 zur 1/2 Geige ist enorm. Das stimmt. Deshalb gibt es auch Geigenbauer, die eine "Zwischengröße" bauen. Einer der GB dessen Geigen meine Schüler spielen nennt es auch Zwischengröße, der andere baut große und kleine Viertel und große und kleine Halbe Geigen. So hat man auch einen guten Übergang...
Mir ging es ähnlich wie dir, mit dem Unterschied, dass ich schon sehr früh eine stabile Haltung hatte. Ich habe dann mit 15 eine kleine Ganze mit flacher Zarge und schmalem Griffbrett bekommen, da Dezimen und Fingersatzoktaven regelmäßig zu Überlastung geführt haben. Wären meine Hände nicht breit und für eine Frau recht kräftig, ich bräuchte wohl für Fingersatzoktaven u.ä. eine 7/8....
Wichtig finde ich wirklich die Größenfrage immer individuell zu prüfen. Heute war meine Schülerin mit ihrer neuen 3/4 Geige da. Die Haltung ist pefekt und sie spielt supersauber, der Ton ist eh von Anfang an gut. Aber - der Arm ist trotz perfekter Haltung gut abgeknickt. Man könnte meinen es braucht eine ganze Geige... für ihre dünnen, kurzen und zierlichen Finger wäre das jedoch sehr ungut. Oktaven gehen, aber nur so gerade eben...
Nuuska Profilseite von Nuuska, 09.02.2017, 19:10:07

Hui, hier geht es aber ab! Und ich dachte das wäre ein Schnarchnasenthema....

 

Also, sofie, so wie Du es beschreibst paßt die Ganze jedenfalls schon mal von der Armlänge her. Seine Finger sind auch nicht gerade kurz, im Familienzweig meiner Frau versuchen zwar einige wenige harnäckig ihre unmittelbare Verwandtschaft mit Grabowski dem Maulwurf zu leugnen, aber vergeblich. Seine Hände sind vielleicht um zwei Zentimeter kleiner als meine, die zwar für einen ehemaligen Möchtegernpianisten nicht besonders groß sind, für die Geige aber mehr als ausreichend. Drum denke ich wir bleiben bei der ganzen, sonst müssen wir beim derzeitigen Wachstum sowieso spätestens im Juni wieder wechseln.

 

Vielen Dank für eure teils divergierenden, aber immer konstruktiven Beiträge. Cheers!

Nuuska Profilseite von Nuuska, 10.02.2017, 17:34:39

Heute hatte ich einen halben Liter Kakao und ein längeres klärendes Gespräch mit meinem Sohn. Er fühlt sich selber überfordert, und was ihn auch besonders stört ist daß er eigentlich nichts (auch die wirklich einfachen Dinge) so (schön) hinbekommen kann wie er es sich vorstellen würde, bzw daß er sich damit z.B. bei einem Vortragsabend präsentieren wollen würde, und es fängt schon an ihm nicht mehr so viel Spaß zu machen. Ich habe versucht ihm klarzumachen daß er die Schuld nicht immer nur bei sich zu suchen braucht, und persönliche Sympathien hin oder her ist er jetzt einverstanden mal etwas anderes auszuprobieren. Das Semesterende drängt sich ja geradezu auf für ein solches Unterfangen.

Der jetzigen Lehrerin werde ich das alles trotzdem in aller Form und Höflichkeit klarzumachen versuchen, einerseits aus Fairness, andererseits um mir konfliktscheuem Aas nicht zu erlauben mich heimlich rauszuschleichen... 3

 

Vielen Dank nochmal für euren Input!

Nuuska Profilseite von Nuuska, 21.02.2017, 17:14:53

Ein kleines Update...

 

Gerade ist eine - haltet euch fest - Bratsche bei uns zu Besuch. Namenlose Guarneri-"Kopie", vielleicht böhmisch, wirkt schon ordentlich "erfahren" (man könnte es auch als "abgerockt" bezeichnen), klingt aber ungeachtet des abgewohnten Erscheinungsbildes schön und gleichmäßig, spricht leicht an und hat für ihre "schnuckeligen" 38,8 cm auch noch erstaunlich viel Wumms-Reserven. Was als halbernst gemeinte Ulkerei begonnen hat (es wurde für eine einmalige halboffizielle Feierlichkeit in aller Bescheidenheit ein Bratscher "ohne besondere Fähigkeiten" gesucht und letztlich erst in meiner Person gefunden, ein wenig Füllmasse in den Mittelstimmen wurde als ausreichend angesehen...) nimmt nun plötzlich und unvorhergesehen ernste Formen an. Der junge Herr hat sie in die Finger bekommen, und aus "aber ich hab doch heute schon eine halbe Stunde geübt" wird nun plötzlich "Aber ich kann doch auch später zu Abend essen, oder? Fernsehen will ich heute eh nicht...". Vielleicht ist's der neue Besen der gut kehrt, jedenfalls sehr spannend. Ehrlich, ich versteh's - ist schon auch sexy...! Und man hat beim Hinsehen auch nicht das Gefühl, sie sei besonders zu groß für den Herrn Sohn. Na ja, groß schon. Bratsche eben 7.

Und auf der Suche nach einem Lehrer, der sowohl Bratsche als auch Violine unterrichtet stellt sich nun der gemeine Nachwuchsbratscher als dermaßen rare Spezies heraus, daß sich nun eventuell doch ein Plätzchen in der städtischen Musikschule auftut, die endgültige Entscheidung für das Sommersemester steht allerdings noch an.

 

Zum Thema "Jugend musiziert": offenbar gibt es seit etlichen Jahren hierzu doch ein Pendant in Österreich, namens "prima la musica".  Darauf kam ich allerdings erst durch ein Werbebanner an einer Autobahnüberführung...

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